Haarige Zeiten: Wie Hormone unsere Haarpracht maßgeblich beeinflussen
Haare scheinen bei Frauen einen direkten Draht zur Seele zu besitzen. „Hallo, es geht mir gut! Ich fühle mich gesund und sexy“, lautet die Botschaft einer schönen Mähne an das Ego der Trägerin. Fällt die Pracht dagegen büschelweise aus, wird SOS gefunkt! Dass es einen Zusammenhang zwischen Hormonstatus und der Haardichte gibt, erfahren viele Frauen im Laufe ihres Lebens. Schwangerschaft, Pille und die Wechseljahre hinterlassen oft ihre Spuren. Gynäkologe Dr. Andreas Nather über das Zusammenspiel von Haar und Hormon.
Gibt es ein „Haarhormon“, welches Haardichte und -verankerung maßgeblich beeinflusst?
„Die weiblichen Sexualhormone Nummer 1, die Östrogene, sind für die Schönheit von Haut und Haaren in hohem Maße verantwortlich. Ein Mangel kann daher zu massivem Haarausfall führen. Andererseits besteht auch ein Zusammenhang zwischen Haarausfall und einem Überschuss männlicher Sexualhormone.“
Viele Frauen leiden z. B. nach einer Schwangerschaft an dünnem Haar – warum?
„Während der Schwangerschaft werden die Haare in einer bestimmten Wachstumsphase unterstützt und fallen dadurch weniger aus. Dies führt zur Freude der Schwangeren zu dichterem Haupthaar. Nach der Schwangerschaft holt sich der Körper jedoch wieder, was er davor ,eingespart‘ hat. Die Folge: Mehr Haare als üblich bleiben jetzt auf der Strecke.
Aber keine Sorge, nach dieser Phase pendelt sich alles bei der ursprünglichen Dichte wieder ein – wie vor der Schwangerschaft. Vorbeugend ist es jedoch immer wichtig, an eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen zu denken – vor allem Biotin (Vitamin H) und Zink.“
Und wie ist der Zusammenhang mit dem Wechsel?
„Auch hier kann die Abnahme der Östrogene zu deutlichem Haarausfall führen. Östrogenhaltige Haarwässer in Kombination mit Haarwachstum anregenden Wirkstoffen eignen sich gut, um dem entgegenzuwirken.“
Kann oder sollte man mit Hormongaben starken Haarverlust behandeln?
„Bei entsprechendem Mangel ist eine hormonelle Therapie durchaus zu empfehlen. Allerdings sollte vor Therapiebeginn unbedingt eine laborchemische Abklärung mit Blutbild, Eisenstatus, Hormonstatus und Vitalstoffanalyse durchgeführt werden.“
Gibt es hormonfreie Alternativen, etwa über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel?
„Vitamine und Spurenelemente sind für das Haarwachstum extrem wichtig. Als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, dauert es jedoch Wochen bis Monate, bis sie letztendlich dort ankommen, wo sie benötigt werden. Daher ist die Therapie immer über mehrere Monate empfehlenswert.“