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Zwei Junge Männer beim Roten Kreuz: Beide sind mit der roten Uniform des Roten Kreuzes bekleidet. Der Linke trägt einen blauen Rucksack und eine zusammengeklappte Trage. Der rechte nur einen Rucksack, der kaum zu sehen ist. Im Hintergrund wartet das Rettungsfahrzeug.
Viele junge Männer absolvieren ihren Zivildienst bei Rettungsorganisationen - etwa beim Roten Kreuz.
Viele junge Männer absolvieren ihren Zivildienst bei Rettungsorganisationen - etwa beim Roten Kreuz.
OÖRK/Nicolas Habichler

Hingeschaut: Was bringt der Zivildienst?

20.05.2024 um 08:07, Andreas Hamedinger
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Vor allem das Rettungswesen ist auf die Zivildiener angewiesen. Doch auch andere Organisationen in ganz Österreich brauchen ihre Hilfe.

Als 1955 in Österreich die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde, dachten an einen Zivildienst – wie man ihn heute kennt – noch nicht viele. Wer aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe ablehnte, konnte – wenn dem Antrag stattgegeben wurde – innerhalb des Bundesheeres einen Dienst ohne Waffe leisten. Dieser dauerte damals zwölf Monate, und damit um drei Monate länger als der Präsenzdienst. 1975 wurde schließlich der Zivildienst eingeführt. Bis 1991 entschied eine Kommission, ob junge Männer den Dienst beim Bundesheer aus Gewissensgründen ablehnen durften, heute genügt eine Erklärung, um Zivildienst leisten zu können.

Zivildiener bleiben Ehrenamt erhalten 

Längst sind die jungen Männer, die bei Rettungsdiensten und anderen Organisationen im Einsatz sind, unverzichtbar geworden. Das weiß auch Zivildienststaatssekretärin Claudia Plakolm: „Der Zivildienst ist und bleibt der Headhunter im Sozialbereich, denn bis zu 70 Prozent der Zivildiener bleiben den Einrichtungen nach ihrem Staatsdienst als Haupt- oder Ehrenamtliche erhalten.“

Kostenloses KlimaTicket

Plakolm erklärt zudem: „Mehr als 30.000 junge Burschen leisten jedes Jahr einen ganz besonderen Beitrag für den Staat. Daher bin ich froh, dass wir die Situation der Zivildiener in den letzten Jahren ständig verbessern konnten.“ Doch wie sieht die Situation der Zivildiener tatsächlich aus? Laut Zivildienstagentur gibt es während des Zivildienstes eine Grundvergütung von 585,10 Euro pro Monat. Zudem besteht ein Anspruch auf angemessene Verpflegung. Ab dem ersten Tag des Zivildienstes ist man selbst, sowie die mitversicherten Angehörigen, kranken- und unfallversichert. Zivildiener sind von der Service-Gebühr für die E-card und von der Rezeptgebühr für Arzneimittel befreit. Außerdem werden die Zivildienstzeiten auf dem Pensionskonto erfasst. Mit dem Klima-
Ticket Zivildienst können zudem alle teilnehmenden öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos genutzt werden - auch in der Freizeit.

Hundertprozentige Garantie gibt es nicht

Wer Zivildienst leisten möchte, der kann auf www.zivildienst.gv.at seine Wunscheinrichtung auswählen. Die gewählte Organisation fordert dann – wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt werden – den Bewerber bei den zuständigen Stellen an. Eine hundertprozentige Garantie, dass man die gewünschte Zivildienststelle bekommt, gibt es nicht. Daher gilt eines: Interessierte sollten sich bis spätestens vier Monate vor dem Ende ihrer Schul- oder Lehrausbildung von ihrer Wunscheinrichtung anfordern lassen. 

Verschiedenste Einsatzmöglichkeiten

Doch wo kann man überhaupt seinen Zivildienst absolvieren? Das größte und beliebteste Einsatzgebiet beim Zivildienst ist und bleibt das Rettungswesen. So wurden 2023 40 Prozent der Zivildiener den Einrichtungen im Rettungswesen zugewiesen, rund 26 Prozent zur Sozial- und Behindertenhilfe, rund elf Prozent zu Einrichtungen in der Altenbetreuung und rund neun Prozent zu Krankenanstalten. Weitere Einsatzbereiche, in denen Zivildiener einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten, sind unter anderem Katastrophenhilfe und Zivilschutz, die Flüchtlingsbetreuung, landwirtschaftliche Betriebshilfe, Kinderbetreuung oder der Bereich Schulwegsicherung.

Zu wenig Zivildiener im Frühling

Schaut man sich die Zahlen genauer an, dann zeigt sich, dass immer mehr Zivildiener benötigt werden. Für das Jahr 2023 meldeten die betroffenen Einrichtungen etwa einen Bedarf von 16.309 Plätzen. Trotz der geburtenschwachen Jahrgänge, der großen Zahl an Untauglichen in den letzten Jahren - rund 26,3 Prozent waren 2022 untauglich oder vorübergehend untauglich - und der alternativen Freiwilligendienste konnte der Bedarf zu 89,7 Prozent gedeckt werden. Das ist ein Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem zeigt sich, dass die Bedarfsdeckung im Laufe eines Jahres unterschiedlich hoch ist. Während im Frühling teilweise zu wenige Zivildiener zur Verfügung stehen – da viele junge Männer noch in Ausbildung sind und nach dem Schulabschluss zum Beispiel eine Maturareise geplant haben – gibt es von August bis Jänner meist ausreichend Zivildiener. Eine hundertprozentige Versorgung der Einrichtungen mit Zivildienern ist wegen kurzfristiger Ausfälle - Erkrankungen, Aufschübe wegen Ausbildungen  - nicht möglich.

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