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Kinder mit ihren Laternen beim Umzug.
Das traditionelle Laternenfest wird am 11. November (Martinstag) gefeiert.
Das traditionelle Laternenfest wird am 11. November (Martinstag) gefeiert.
JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

Wirbel in Kiga: Martinsfest wird „neutralisiert“

06.11.2024 um 10:52, Simone Reitmeier
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Mächtig Aufregung um das traditionelle Laternenfest: In einem St. Pöltner Kindergarten wurde der Heilige Martin durch den sogenannten „Mondbären“ ersetzt.

Für Kindergartenkinder ist der 11. November immer ein großer Tag: Wenn es dunkel wird, ziehen die Kleinen mit ihren selbst gebastelten Laternen durch die Straßen. Gemeinsam singen sie das traditionelle Lied „Ich geh‘ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir“. Doch damit ist in einem Kindergarten in St. Pölten nun Schluss, das traditionelle Martinsfest findet nicht mehr statt. An seine Stelle tritt eine neue Version, das sogenannte „Mond-Sterne-Fest“ – und zwar ohne den Heiligen Martin.

„Mondbär“ statt Heiliger Martin

An die Stelle des Sankt Martin tritt der sogenannte „Mondbär“, der den Kindern die Bedeutung von Mitgefühl, Teilen und gegenseitiger Rücksichtnahme näherbringen soll. Das schmeckt manchen so gar nicht, sie wittern dahinter eine Rücksichtnahme auf Migrantenfamilien auf Kosten einheimischer Traditionen.  „Es kann nicht sein, dass Feste wie das traditionelle Martinsfest, das wie kaum ein anderes Fest für Nächstenliebe und Solidarität steht, einem Mond-Sterne-Fest weichen muss“, zeigt sich der Wiener Gemeinderat Harald Zierfuß (ÖVP) empört. Integration könne man besser fördern, indem man Kindern, die mit anderen Traditionen aufgewachsen sind, österreichische Bräuche wie das Martinsfest näherbringe.

Tradition „mit Füßen getreten“

Noch drastischer sieht das Thema naturgemäß die FPÖ. „Ein Mond-und-Sterne-Fest statt ein Laternenfest zu Ehren des Heiligen Martins. So wird der Heilige Martin mit Füßen getreten“, poltert Martin Antauer (FPÖ), Landtagsabgeordneter und Gemeinderat in St. Pölten. Einige Elternteile, vor allem aus Österreich, würden dagegen Sturm laufen. Der erste derartige Fall ist das aber nicht: Bereits im vergangenen Jahr hat ein Kindergarten im deutschen Bad Homburg das Martinsfest kurzerhand in ein „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ umgewandelt, berichtete die Frankfurter Allgemeine. Eine Säkularisierungsanweisung stecke nicht dahinter, erklärte die Stadt damals. Die Empörung sei dennoch so groß gewesen, dass die Kinder beim Laternenumzug von Polizisten begleitet werden mussten.

Pädagogischer Hintergrund

Eine Ausländerdebatte steckt aber offenbar auch in diesem Fall nicht dahinter. Die zuständige Abteilung des Landes Niederösterreich teilte mit: „In vielen Kindergärten muss heuer bei der Gestaltung von Festen speziell darauf Rücksicht genommen werden, dass erstmals auch 2-jährige Kinder betreut werden und dass auch für sie die Lernimpulse gut annehmbar sind. “ Der Mondbär ist offenbar besser als Sankt Martin dafür geeignet, den Kindern die richtige Botschaft zu vermitteln, heißt es. Der Heilige werde aber nicht totgeschwiegen, sondern ebenfalls thematisiert.

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