Schweiz: Frau (64) stirbt in Todeskapsel
Inhalt
- Bewusster Todeswunsch
- So funktioniert die Todeskapsel Sarco
- Einsatz von Sarco ist umstritten
- Mehrere Festnahmen
- Selbstmordgedanken? Hier finden Sie Hilfe
Am Montag hat im Kanton Schaffhausen, Schweiz, eine 64-jährige Amerikanerin in der umstrittenen „Sarco-Kapsel“ Selbstmord begangen. Es ist das erste Mal, dass die "Todes-Kapsel" zum Einsatz kam. Sie verspricht einen schmerzfreien Tod durch Stickstoff.
Mehrere Personen, die bei diesem Ereignis anwesend waren, wurden von der Polizei festgenommen. Unter ihnen soll auch ein Fotograf der niederländischen Zeitung „De Volkskrant“ sein. Gegen alle Beteiligten wird nun wegen Beihilfe zum Selbstmord ermittelt.
Bewusster Todeswunsch
In der Schweiz ist assistierter Suizid legal, sofern die betroffene Person selbst den letzten Schritt setzt. Dies gilt als Ausdruck der persönlichen Freiheit.
Die Verstorbene, eine 64-jährige US-Amerikanerin, ist extra in die Schweiz gereist, um sich mithilfe der Sarco-Kapsel das Leben zu nehmen. Laut der niederländischen „NL Times“ litt die Frau seit mindestens zwei Jahren an einer schweren Krankheit, die ihr immense Schmerzen bereitete.
Es sei ihr eigener Wunsch zu sterben, so die Frau in einer mündlichen Erklärung kurz vor ihrem Tod. Auch ihre Familie, darunter ihre beiden Söhne, habe sie voll unterstützt, hielt sie gegenüber einer Anwältin fest: „Sie sind zu 100 Prozent auf meiner Seite.“
So funktioniert die Todeskapsel Sarco
Das Gerät soll es dem Nutzer ermöglichen, friedlich und ohne Schmerzen zu sterben. Der luftdichte Innenraum der Kapsel wird mit Stickstoff geflutet, wodurch der Sauerstoff verdrängt wird. Der Benutzer verliert schnell das Bewusstsein, er stirbt innerhalb weniger Minuten durch Sauerstoffmangel. Die Kapsel ist mobil und kann an nahezu jedem Ort aufgestellt werden – sei es in einem Hospiz, zu Hause oder, wie im aktuellen Fall, in einem Waldstück.
Einsatz von Sarco ist umstritten
Die Erfindung hat in den vergangenen Jahren für hitzige Diskussionen gesorgt. Immer wieder stand zur Debatte, ob die Selbstmord-Maschine mit den aktuellen Schweizer Gesetzen vereinbar sei.
Erst diese Woche, nur einen Tag vor ihrem ersten Einsatz, ist der Schweizer Bundesrat zu einer Conclusio gekommen. Die Sarco-Kapsel sei "nicht rechtskonform". Gleich in zweifacher Hinsicht sei sie nicht in Einklang mit geltendem Recht, so die Schweizer Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider: Sie sei nicht sicherheitsgeprüft und verstoße möglicherweise gegen das Chemikaliengesetz.
Die Erklärung dazu: Die Todeskapsel wird in einem 3D-Drucker hergestellt und unterliegt dabei nicht den Vorschriften des Schweizer Produktsicherheitsgesetzes. Da die Kapsel damit keine formelle Sicherheitsprüfung durchlaufen hat, darf sie somit in der Schweiz nicht in Verkehr gebracht werden. Zudem ist die Verwendung von Stickstoff zum Sterben nicht in der bestehenden Gesetzgebung geregelt und deshalb nicht legal.
Mehrere Festnahmen
Da der Einsatz der Kapsel somit illegal war, hat die Polizei mehrere Personen wegen Beihilfe zum Selbstmord verhaftet. Unter ihnen befinden sich die Organisatoren der Prozedur, sowie der anwesende Fotojournalist. Ihnen wird die Beihilfe zum Selbstmord vorgeworfen.
Der Tod der Frau wurde offenbar vom Erfinder der Kapsel, dem Arzt Philip Nitschke, per Kamera und Monitor aus Deutschland verfolgt. Aktuell sei unklar, wer während des Prozesses tatsächlich die Kontrolle über die Kapsel habe.
Selbstmordgedanken? Hier finden Sie Hilfe
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.