Toter Jogger: Bärin ist Schwester von "Problembär" Bruno
Ein Bär hat vor einer Woche den Jogger Andrea Papi in der norditalienischen Provinz Trentino getötet. Die Leiche des 26-Jährigen wurde einen Tag später mit schweren Verletzungen gefunden. Eine DNA-Analyse hat ergeben: Die 17 Jahre alte Bärin Gaia (Code JJ4) ist für den tödlichen Angriff verantwortlich – sie ist die Schwester von "Problembär" Bruno (Code JJ1).
"Problembären" mit gemeinsamen Eltern
Bruno wanderte 2006 von Norditalien nach Bayern aus und war im österreichisch-deutschen Grenzgebiet unterwegs. Dort riss der Bär Schafe, plünderte Bienenstöcke und Kaninchenställe. Scheu vor Menschen zeigte er wenig. Das Wildtier avancierte zum Medienstar, fast täglich gab es Berichte über den Bären. Schlussendlich wurde Bruno zum Abschuss freigegeben und am 26. Juni von Jägern erlegt. Seine Schwester Gaia blieb hingegen im Trentino und entfernte sich nie weit von ihrer Heimat rund um Caldes. Dort tötete sie vergangene Woche den 26-jährigen Andrea Papi.
Die Eltern der beiden Bären sind zwei slowenische Bären namens Jose und Jurka, die von der EU im Trentino angesiedelt wurden. Das Muttertier Jurka und ihren Sohn Bruno haben Menschen eigens dafür angefüttert, damit sie in dem Gebiet bleiben und nicht wieder abwandern. So verloren die Bären ihre natürliche Scheu vor Menschen und assoziierten mit ihnen Nahrung.
Gaia bereits vor zwei Jahren aufgefallen
Das Bärenweibchen ist im Trentino keine Unbekannte. Das Tier hat vor gut drei Jahren schon einmal Menschen attackiert: Im Sommer 2020 wurden ein Vater und sein Sohn auf dem Monte Peller schwer verletzt. Die Bärin sollte entnommen werden, das Verwaltungsgericht hat jedoch die Abschussverordnung aufgehoben. Gaia wurde lediglich mit einem Funkhalsband ausgestattet – das funktioniere jedoch nicht mehr und gibt daher aktuell keine Auskunft über den Aufenthaltsort der Bärin. Sie ist zum Abschuss freigegeben, die Suche läuft bereits auf Hochtouren.
Bären "exportieren"
In Italien diskutiert man nun heftig darüber, wie das Zusammenleben von Mensch und Bär aussehen könnte und ob es überhaupt möglich ist. Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin schlägt vor, etwa die Hälfte der rund 100 in der Provinz Trentino lebenden Bären in anderen Gebieten unterzubringen. So könne man die Population halbieren. Die Frage ist nur: Wer will diese Bären haben?