Nach Franziskus Tod: Papstwahl offen wie nie
Nach dem Tod von Papst Franziskus steht die katholische Kirche vor einer entscheidenden Weggabelung. Wer ihm auf den Stuhl Petri folgen wird, ist völlig offen – das Konklave verspricht eine der unvorhersehbarsten Papstwahlen der letzten Jahrzehnte.
Wahl des Nachfolgers
Papst Franziskus ist am Ostermontag verstorben. Nun wird in Rom das Konklave vorbereitet – die geheime Versammlung der Kardinäle zur Wahl des neuen Papstes. Offiziell beginnt der Prozess mit Generalkongregationen, bei denen sich die wahlberechtigten Kardinäle austauschen und auf die Wahl einstimmen. Bisher hat sich kein klarer Favorit herauskristallisiert.
Mehrheit für Franziskus-Kardinäle
Von den 137 wahlberechtigten Kardinälen sind 109 von Franziskus selbst ernannt worden. Nur 28 stammen aus früheren Pontifikaten – 23 von Benedikt XVI., fünf von Johannes Paul II. Damit hat Franziskus die Weichen für seine Nachfolge weitgehend selbst gestellt. Dennoch ist keineswegs sicher, dass sein Kurs fortgesetzt wird.
Unterschiedliche Strömungen
Die „Franziskus-Kardinäle” stammen aus mehr als 50 Ländern und vertreten sehr unterschiedliche theologische Positionen. Zwar setzen viele von ihnen Akzente in sozialer Gerechtigkeit, Umweltschutz und Friedensfragen, in dogmatischen Themen wie Zölibat, Frauenrolle oder Homosexualität herrscht jedoch keine Einigkeit – besonders Kardinäle aus Afrika und Asien vertreten oft konservative Ansichten.
Favoriten und Papabili
Als mögliche Nachfolger gelten mehrere Kardinäle. Zu den bekanntesten Namen gehört Pietro Parolin, der Kardinalstaatssekretär und Chefdiplomat des Vatikans. Weitere prominente „Papabili” sind Matteo Zuppi, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz, und Pierbattista Pizzaballa, Patriarch von Jerusalem – beide gelten als progressiv und Franziskus-treu.
Kandidaten aus Europa
Die Europäer stellen mit 54 Wählern noch immer einen relevanten Block. Als chancenreich gelten Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg und Mario Grech aus Malta – beide weltoffen und als Vermittler bei der Weltsynode tätig. Auf konservativer Seite stehen Namen wie Peter Erdö (Ungarn), Willem Eijk (Niederlande) oder Jean-Marc Aveline (Frankreich) im Raum. Deutsche Kardinäle haben diesmal kaum Aussichten – zu präsent ist noch die Erinnerung an Benedikt XVI.
Afrikanische und asiatische Optionen
Der globale Süden könnte bei dieser Wahl erstmals den Papst stellen. Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu und der konservative Robert Sarah aus Guinea werden als afrikanische Kandidaten genannt. Als aussichtsreichster Asiate gilt Luis Antonio Tagle aus den Philippinen – Franziskus-nah, dialogbereit und weltweit vernetzt.
USA und konservative Fraktion
Auch die US-Kardinäle hoffen auf Einfluss – besonders Wilton Daniel Gregory, der erste afroamerikanische Kardinal der USA, wird genannt, ist mit 77 Jahren aber an der Altersgrenze. Der erzkonservative Raymond Leo Burke dürfte hingegen kaum Chancen haben: Seine Nähe zu Donald Trump und offene Angriffe auf Franziskus haben ihn viel Rückhalt gekostet.