Achtung, Mogelpackung: Diese Markenprodukte verstecken die Teuerung
Die Mogelpackung hat aktuell Hochkonjunktur. Unbemerkt reduzieren Hersteller den Packungsinhalt, ohne die Größe der Verpackung entsprechend anzupassen. Für Konsumenten ergeben sich damit unbemerkt erhebliche Teuerungen beim täglichen Einkauf.
Mogelpackung. Bedeutungen: [1] umgangssprachlich: Packung, die aufgrund ihrer Größe oder Aufmachung über die tatsächliche Menge oder Beschaffenheit ihres Inhalts hinwegtäuscht. (Duden)
Hersteller verstecken Teuerung
Mit der Inflation hat auch ein alter Verpackungsschmäh wieder vermehrt Einzug in die Supermarktregale gehalten. Der Preis bleibt gleich, die Verpackung bleibt gleich, aber beim Produkt ist auf einmal weniger drinnen. Hersteller argumentieren die Inhaltskürzung mit gestiegenen Produktionskosten. Man wolle dem Konsumenten den Preis nicht weitergeben und reduziere deswegen lieber ein bisschen beim Inhalt. Im Endeffekt läuft das für den Verbraucher aber auf das Gleiche hinaus: Der Preis pro Kilo wird deutlich teurer.
Preisanstieg kaum zu erkennen
Für Konsumenten ist das Schrumpfen des Inhalts meist schwer zu erkennen. Wer merkt sich schon, wieviel eine Packung normalerweise beinhaltet (hat)? Zudem sind Hersteller nicht dazu verpflichtet, die Reduktion auf der Verpackung klar auszuweisen. So viel kostet das Produkt eben, basta. Die österreichische Non-Profit Organisation Foodwatch hat das Phänomen "Shrinkflation" in den Supermärkten genauer unter die Lupe genommen – und sieht darin ein doppeltes Problem.
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— foodwatch Österreich (@foodwatchAT) November 29, 2022
Doppelt teuer für Verbraucher
"Bei allen Lebensmitteln unserer Recherche wurde der Inhalt in den vergangenen Monaten reduziert. Zusätzlich sind die Preise teils deutlich angestiegen", erklärt Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich. Konsumenten würden so gleich doppelt zur Kassa gebeten. "Aktiv informiert werden sie meist weder über den Preisanstieg noch über die schrumpfenden Füllmengen. Das ist aus unserer Sicht inakzeptabel."
Rama ist Mogelpackung des Jahres
In Deutschland hat die beliebte Margarine "Rama" von der Hamburger Verbraucherzentrale die Auszeichnung "Mogelpackung des Jahres" verliehen bekommen. Statt 500 Gramm pflanzliches Streichfett beinhaltet die nach wie vor gleich große Packung nur noch 400 Gramm. Das ist eine satte Preiserhöhung von 25 Prozent. In einer Stellungnahme wehrt sich Rama gegen den Vorwurf der Mogelpackung. Im vergangenen Jahr habe man dramatische Kostensteigerungen verzeichnet. Diese fange man wo immer möglich auf, damit sie sich nicht auf die Verbraucher auswirken. "Wir möchten, dass unsere Produkte so erschwinglich wie möglich bleiben", so ein Sprecher des Unternehmens. "Deshalb haben wir die Grammatur einiger unserer Produkte leicht reduziert." Ob man bei einer Reduktion von 500 auf 400 Gramm tatsächlich von "leichter" Reduzierung sprechen kann, ist allerdings mehr als fraglich.
Marken tricksen bei Inhalt
Rama-Produzent Upfield ist nicht das einzige Unternehmen, dass die Packungsinhalte merklich schrumpfen hat lassen. In Österreich hat die NGO foodwatch bereits im vergangenen Jahr auf die grassierende "Shrinkflation" hingewiesen. Bei der Ovomaltine beispielsweise würden nicht nur 100 Gramm Inhalt und damit immerhin fünf Häferl Kakao fehlen. Mit Jahresbeginn ist die Packung auch noch um 20 Prozent teurer geworden. Auch der Mondseer-Käse von Woerle ist trotz geschrumpftem Inhalt (-30 Gramm) um 24 Prozent teurer geworden. Und auch weniger Doritos (-12 Prozent) kosten dafür jetzt mehr (+14 Prozent).
VKI warnt vor Mogelpackung
Damit nicht genug. Die Shrinkflation betrifft eine ganze Reihe beliebter Marken. In Österreich listen Foodwatch, Arbeiterkammer und der Verein von Konsumentinformation (VKI) unter anderem folgende Produkte als Mogelpackung:
- Haribo Goldbären: 175g statt 200g
- Pringles Original: 185g statt 200g
- Mondseer: 420g statt 450
- Doritos Sweet Chili Pepper Nachos: 110g satt 125g
- Ovomaltine: 900g statt 1000g
- Leerdammer: 140g statt 160g
- Thea Margarine: 400g statt 500g
- Knabbernossi Family-Pack: 11 statt 12 Würstchen
Stellungnahme der Firma Woerle
In Reaktion auf den Artikel vom 15. Februar hat die Weekend-Redaktion ein Statement der Firma Woerle erhalten. Grund für die reduzierte Grammatur seien Änderungen in der Produktion, so Gerrit Woerle, Geschäftsführer des Salzburger Familienunternehmens. Die Anpassung des Verkaufspreises sei etwas später aufgrund stark gestiegener Herstellungskosten notwendig gewesen.
Kritik zu Packungsinhalt, der sich von 450g auf 420g reduziert hat
Wir haben im Frühjahr vergangenen Jahres unsere neue Käserei in Betrieb genommen. Dadurch ist es zu Veränderungen in der Produktion unseren Käsespezialitäten gekommen. Sowohl die Form als auch die Verpackungen wurden neu entwickelt. Unsere Käselaibe und Halblaibe werden seitdem in Form eines „Herzstück“ hergestellt. Die Grammatur hat sich produktionsbedingt reduziert. Darüber hinaus sind die Käselaibe nicht mehr paraffiniert – d.h. sie kommen ohne Schutzwachs aus – und für unsere KonsumentInnen ergeben sich weniger Schnittverluste. Wir haben außerdem auf nachhaltigere Verpackungsmaterialien umgestellt. Für die „Herzstücke“ und die Scheiben kommt seit dem Relaunch ausschließlich recyceltes Plastik bei den Verpackungsschalen zum Einsatz. So sparen wir Ressourcen und schonen unsere Umwelt. Mit dieser Umstellung einhergegangen ist auch ein Designrelaunch der Verpackungen. Alle diese Maßnahmen tragen wir seit Mitte des Jahres in unserer 360°-Kommunikation mit.
Warum ist es trotzdem noch zu einer Preiserhöhung gekommen?
Das „Mondseer Herzstück“ im neuen Käseformat haben wir im Mai 2022 anfangs mit einem reduzierten Verkaufspreis – gegenüber dem Abtauschprodukt „Mondseer Halblaib“– eingelistet. Unsere Produktionskosten sind in allen Bereichen unserer Kalkulation (Milch, Energie, Rohwaren, Verpackung & Logistik) im hohen zweistelligen Bereich angestiegen. Daher mussten wir kurz darauf, wie viele andere Lebensmittelhersteller, eine erste Anpassung des regulären Verkaufspreises vornehmen. Nur so ist es uns möglich, weiterhin wirtschaftlich zu arbeiten und auch in Zukunft unserer regionalen Verantwortung gegenüber unseren MitarbeiterInnen und unseren MilchlieferantInnen nachzukommen. Auch unsere Landwirte kämpfen mit gesteigerten Kosten, die wir unsererseits durch einen höheren Milchpreis abzufedern probieren.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 20. Februar 2023 um 12:45 Uhr aktualisiert.