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Rammstein-Sänger Till Lindemann im Rahmen einer Buchpräsentation
Das Ermittlungsverfahren gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann wurde von der Berliner Staatsanwaltschaft eingestellt.
Das Ermittlungsverfahren gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann wurde von der Berliner Staatsanwaltschaft eingestellt.
Vergau,Susannah V. / Action Press / picturedesk.com

Paukenschlag: Alle Ermittlungen gegen Lindemann eingestellt

29.08.2023 um 11:54, Stefanie Hermann
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Paukenschlag in der Causa Lindemann: Die Staatsanwaltschaft Berlin hat sämtliche Verfahren gegen den Rammstein-Sänger eingestellt.

Es könnte die finale Wendung im Fall Lindemann sein: Seit Mai mehren sich die Vorwürfe gegen den umstrittenen Rammstein-Frontmann. Dem Sänger wurden von mehreren Frauen Missbrauch und Vergehen aus dem Bereich Betäubungsmittel vorgeworfen. Nach der Anzeige durch Dritte, die nicht direkt an den mutmaßlichen Vergehen beteiligt waren, hat die Staatsanwaltschaft Berlin bereits im Juni Ermittlungen aufgenommen.

Ermittlungen eingestellt

Heute hat die Staatsanwaltschaft Berlin die Bombe platzen lassen: Sämtliche Verfahren gegen den Rammstein-Sänger wurden eingestellt. Die Behörden hätten keinerlei Anhaltspunkte gefunden, die den Vorwürfen gegen Lindemann entsprechen würden. "Die Auswertung der verfügbaren Beweismittel […] hat keine Anhaltspunkte dafür erbracht, dass der Beschuldigte gegen deren Willen sexuelle Handlungen an Frauen vorgenommen, diesen willensbeeinflussende oder -ausschaltende Substanzen verabreicht oder gegenüber minderjährigen Sexualpartnerinnen ein Machtgefälle ausgenutzt hat, um diese zum Geschlechtsverkehr zu bewegen", so die Staatsanwaltschaft.

Keine direkten Zeuginnen

Dazu kommt: Die mutmaßlich Geschädigten hätten sich nur an die Presse gewandt. Diese wiederum hätten sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen. "Die Möglichkeit, etwaige Tatvorwürfe ausreichend zu konkretisieren, bestand daher ebenso wenig wie die Möglichkeit, einen Eindruck von der Glaubwürdigkeit der mutmaßlichen Geschädigten und der Glaubhaftigkeit ihrer Angaben im Rahmen von Vernehmungen zu gewinnen." Die namentlich bekannte Youtuberin Kyla Shyx, die über YouTube schwere Vorwürfe gegen den 60-Jährigen erhoben hat, wurde zwar als Zeugin vernommen. Sie konnte in der Befragung aber keine konkreten Informationen liefern.

Shelby Lynn

Begonnen hatte alles mit den verstörenden Berichten der 24-jährigen Nordirin Shelby Lynn. Darin berichtet sie, auf einem Rammstein-Konzert in Vilnius, Litauen, K.O.-Tropfen verabreicht bekommen zu haben. An die Geschehnisse der After-Party könne sie sich kaum mehr erinnern. Ihre detaillierten Schilderungen untermauert Lynn mit Bildern von heftigen Blutergüssen. Die Behörden in Litauen haben von der Einleitung eines Verfahrens abgesehen. Es gab keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten. Die Unterlagen wurden von der Staatsanwaltschaft Berlin erneut geprüft. Die deutschen Ermittler sind aber auch hier letztlich zu demselben Ergebnis gekommen, wie ihre litauischen Kollegen. "Zum Ergebnis eines von der Zeugin selbst veranlassten Drogentests wurden widersprüchliche Angaben übermittelt, das Ergebnis selbst lag nicht vor. Auch im Übrigen ergaben sich aus den Unterlagen keine Hinweise auf eine etwaige unfreiwillige Einnahme von Betäubungsmitteln oder nicht einvernehmlichen Geschlechtsverkehr bzw. sexuelle Handlungen im widerstandsunfähigen Zustand."

Mit Unterlassungsklage abgeblitzt

In Deutschland versuchte Lindemann, eine Verfügung gegen Lynn zu erwirken. Das zuständige Landesgericht Hamburg hat den Unterlassungsantrag jedoch zurückgewiesen. Laut Urteil handelt es sich bei den Schilderungen der 24-Jährigen nicht um Verdachtsäußerungen, sondern um wertende Schlussfolgerungen. Mehrfach hätte sie betont, dass sie nicht wisse, wer ihr die Drogen verabreicht habe.

Kein Verfahren gegen Managerin

Sowohl Lynn als auch mehrere andere Frauen behaupteten, dass eine Managerin im Rammstein-Umfeld maßgeblich an der Organisation der After-Partys, im Zuge derer die Missbrauchsvorfälle stattgefunden haben sollen, beteiligt gewesen sei. Das Verfahren gegen sie wurde ebenfalls eingestellt.

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