Misstrauen wächst: Jugend vertraut der Politik nicht
- Zufriedenheit trotz Krisen
- Arbeit mit klaren Regeln
- Tradition trifft Gleichberechtigung
- Psychische Gesundheit im Fokus
- Weltlage sorgt für Unsicherheit
- Interesse an Politik, kaum gehört
- Zukunft zwischen Angst und Hoffnung
- Studienmethodik und Datenbasis
Inmitten multipler Krisen zeigt sich die Generation Z in Österreich stabil und reflektiert. Die Ergebnisse der neuen Ö3-Jugendstudie 2025 liefern ein vielschichtiges Bild einer Generation, die sich oft missverstanden fühlt, aber klare Werte und realistische Vorstellungen von Leben, Arbeit und Zukunft hat.
Zufriedenheit trotz Krisen
Trotz multipler Krisen und Unsicherheiten zeigt sich die große Mehrheit der 16- bis 25-Jährigen in Österreich mit ihrem Leben zufrieden. 86 % geben an, ihr Leben insgesamt positiv zu sehen – ebenso viele mit ihrem sozialen Umfeld. Auch ihre Ausbildung oder Arbeit bewerten 78 % als zufriedenstellend. In ihrer Freizeit setzen junge Menschen klar auf soziale Bindung: 90 % verbringen diese gerne mit Freunden, 87 % mit der Familie, etwa die Hälfte ist aktiv in einem Verein.
Arbeit mit klaren Regeln
Die Generation Z will arbeiten – und zwar Vollzeit: 80 % streben eine Vollzeitstelle an. Für rund drei Viertel sind ein sicherer Arbeitsplatz, sinnvolle Tätigkeiten, Teamarbeit und ein respektvolles Miteinander zentrale Kriterien im Job. Homeoffice (29 %) und Vier-Tage-Woche (25 %) spielen eine untergeordnete Rolle. Das Bild der „arbeitsunwilligen” Jugend wird klar widerlegt – auch, weil zwei Drittel davon ausgehen, dass sie sich beim Job um Firmen bemühen müssen, nicht umgekehrt.
Tradition trifft Gleichberechtigung
Die Mehrheit der jungen Menschen wünscht sich Ehe (72 %) und Kinder (66 %) als Teil eines gelungenen Lebens. Gleichzeitig zeigen sich klare gleichberechtigte Haltungen: 91 % der jungen Frauen und 76 % der Männer finden, dass ein Jahr Väterkarenz selbstverständlich sein sollte. Veraltete Rollenbilder werden deutlich abgelehnt – etwa die Vorstellung, dass Care-Arbeit „eher Frauensache” sei.
Psychische Gesundheit im Fokus
Rund ein Viertel der GenZ beschreibt ihre psychische Verfassung aktuell als schlecht. Dennoch zeigt sich auch ein gewachsenes Bewusstsein für Hilfe: 69 % würden sich im Fall psychischer Probleme Unterstützung holen – meist bei Eltern oder Freunden. Themen wie mentale Gesundheit sind für die junge Generation längst kein Tabu mehr.
Weltlage sorgt für Unsicherheit
Kriege und geopolitische Spannungen beschäftigen die GenZ massiv. 80 % berichten, dass ihnen die aktuelle Weltlage Angst macht. 58 % lehnen Aufrüstung ab, 79 % sprechen sich klar für Österreichs Neutralität aus. Hoffnung verbinden viele mit der EU: 59 % sehen in ihr Potenzial zur Lösung globaler Probleme.
Interesse an Politik, kaum gehört
87 % der jungen Menschen verfolgen regelmäßig Nachrichten, 77 % interessieren sich aktiv für Politik. Dennoch fühlt sich nur ein Fünftel politisch vertreten. Viele informieren sich bewusst, obwohl sie Nachrichten als belastend empfinden. Politisches Bewusstsein ist da – nur fehlt oft das Gefühl, ernst genommen zu werden.
Zukunft zwischen Angst und Hoffnung
Trotz aller Herausforderungen gelingt es der GenZ, optimistisch zu bleiben – 86 % sehen sich als selbstwirksam. 57 % verbinden mit dem Begriff „Zukunft” etwas Positives, 43 % sprechen hingegen von „Zukunftsangst”. Für viele sind globale Probleme lösbar, wenn gemeinsam gehandelt wird. Ihre Strategie: Anteilnahme an der Welt – aber klare Abgrenzung für das eigene Leben.
Studienmethodik und Datenbasis
Die Ö3-Jugendstudie 2025 basiert auf einer Online-Befragung im Zeitraum 3.–30. März 2025. Insgesamt haben 27.959 Personen teilgenommen, ausgewertet wurden die Antworten von 23.674 Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren. Das Projekt wurde von Ö3 in Kooperation mit ORF Public Value durchgeführt und vom Sozialforschungsinstitut „Foresight” wissenschaftlich begleitet.