"Gesund aus der Krise": 10.000 zusätzliche Plätze
Klimakrise, Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie: Die Psyche der jungen Bevölkerung gerät immer mehr in Bedrängnis.
Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) und der Bundesverband der Österreichischen PsychologInnen stehen der Jugend weiterhin zur Seite: Mit einer Förderung von 19 Millionen Euro schaffen sie erneut 10.000 Betreuungsplätze für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre.
Rasche und wirkungsvolle Hilfe
Angststörungen, Depressionen, Ess- und Schlafstörungen stehen an der Tagesordnung. Das vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) geförderte Projekt „Gesund aus der Krise“ setzt genau da an – rasch, niederschwellig, wohnortnah sowie kostenlos und vor allem qualitätsgesichert.
Folgeprojekt gesichert
Seit April 2022 konnten bereits über 8.000 Plätze für klinisch-psychologische, gesundheitspsychologische und psychotherapeutische Beratung und Behandlung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre ermöglicht werden. Für das Folgeprojekt wurde die Förderung auf 19 Millionen Euro erhöht: weitere 10.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahren erhalten dadurch Unterstützung.
Keine Hilfe für jede/n Zweite/n
Die von der WHO initiierte HBSC-Studie (Health Behaviour in School-aged Children Study), bei der zwischen November 2021 und Juli 2022 tausende SchülerInnen im Alter von zehn bis 17 Jahren befragt wurden, zeigte, dass jeder zweite junge Mensch in Europa in der Pandemie unter psychischen Problemen litt und dafür nicht die notwendige Hilfe erhielt.
Junge Menschen waren stärker betroffen als ältere, und so zeigten rund 41 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Anzeichen einer Depression. Bei Erwachsenen waren es 24 Prozent.
Die Österreich-Daten zeichnen ein ähnliches, besorgniserregendes Bild. ExpertInnen aus dem Gesundheitswesen berichten von einer starken Zunahme von Depressionen, Angst- und Schlafstörungen. Auch Essstörungen und Suizidalität haben signifikant zugenommen. Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP) und Gesamtleitung „Gesund aus der Krise“:
Monatelange Wartezeiten auf kassenfinanzierte Therapieplätze sind seit Jahren Realität und waren bereits vor der Pandemie traurige Normalität. Der Regelbetrieb kann derzeit keine ausreichende Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen gewährleisten.
Mag. Barbara Haid, MSc, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP):
Mag.a Daniela Kern-Stoiber MSc, Geschäftsführung bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit (bOJA) kennt die Nöte der Kinder und Jugendlichen aus erster Hand und weiß, wie wichtig die Vernetzung von sozialer Arbeit mit jungen Menschen und psychologischer und psychotherapeutischer Versorgung ist.
Pionierarbeit
Das internationale Vorzeigeprojekt – gefördert vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) - wird vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) in enger Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) umgesetzt.
Die Abwicklungsstelle, ein multiprofessionelles Team bestehend aus elf Personen mit Hintergrund in den Bereichen Psychologie, Psychotherapie, Sozialberatung, Kommunikation sowie Gesundheits- und Projektmanagement ermöglicht den raschen, niederschwelligen, wohnortnahen und kostenlosen Zugang zu dem Angebot.
Bis zu 15 Beratungen kostenlos
„Unser Projekt Gesund aus der Krise schafft neue Standards und bietet für Betroffene kostenlos bis zu 15 klinisch-psychologische, gesundheitspsychologische und psychotherapeutische Beratungen und Behandlungen an,“ ergänzt Wimmer-Puchinger. „Innerhalb kürzester Zeit wurde das Projekt aus der Konzeption in die Praxis umgesetzt, Webseite und Hotline dienen als Anlaufstelle für Betroffene, deren Angehörige, Obsorgeberechtigte und für zahlreiche Zuweiserstellen.
Das Netzwerk
875 Klinische PsychologInnen, GesundheitspsychologInnen und PsychotherapeutInnen, mit mehrjähriger Erfahrung im Kinder- und Jugendbereich, beraten und behandeln in 17 Behandlungssprachen, österreichweit und selbst in ländlichen Regionen die Zielgruppe. Durch die Allokation knapper Ressourcen kann durch unsere Servicestelle zügig und bedarfsgerecht Hilfe und Unterstützung geboten werden.
Einblick in die Psyche von Kindern & Jugendlichen
Die Analyse der bisherigen Beratungen und Behandlungen von April 2022 bis Dezember 2022 zeichnet ein klares Bild über den psychischen Gesundheitszustand der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 21 Jahre. Folgende Probleme wurden durch die BehandlerInnen vorrangig dokumentiert:
- Depressive Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen inkl. Suizidgedanken
- • Angsterkrankungen durch reduzierten Selbstwert, Überforderungen im schulischen Kontext, reduzierte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit
- • Probleme mit dem Essverhalten (Anorexie, Bulimie, Binge Eating Disorder, Adipositas)
- • Schlafprobleme, fehlende Tagesstruktur und exzessiver und unkontrollierbarer Konsum digitaler Medien
- • Soziale Probleme im Schulkontext und Schulverweigerung
- • Innerfamiliäre Konflikte aufgrund von beengten Wohnverhältnissen, Trennung der Eltern, finanzielle Probleme, Krankheiten und Todesfälle von Angehörigen infolge von COVID-Erkrankungen, Suiziden, etc.
Das Fazit der "Gesund aus der Krise"-Kommunikationsexpertin Gudrun Kreutner:
Hier bekommst du Hilfe:
Anmeldung für Betroffene unter www.gesundausderkrise.at
info@gesundausderkrise.at
kostenlose Servicenummer: 0800 800 122 von Montag bis Freitag 8:00 bis 18:00.