14 Tote: Warum Badeunfälle in Österreich rasant steigen
Allein in den vergangenen Tagen sind in Österreich mindestens drei Menschen bei Badeunfällen ums Leben gekommen. Für einen 84-jährigen Mann am Wörthersee kam die Rettung in letzter Sekunde, ebenso wie für ein erst 20 Monate altes Mädchen in Schärding, das in einen privaten Pool gefallen ist. Am Montag wurde ein vierjähriger Bub in einem Hotelhallenbad bewusstlos aus dem Wasser gezogen – zum Glück war zufällig eine Ärztin vor Ort. Schwere Badeunfälle nehmen in Österreich rasant zu. Woran liegt das?
Risiko Kälteschock bei Hitze
Es klingt paradox, entspricht aber der Wahrheit: Gerade bei extremer Hitze riskiert man einen Kälteschock, wenn man zu schnell ins kalte Wasser springt. Die Adern im Körper reagieren mit einer schlagartigen Verengung und der Blutdruck steigt stark an. "Bei plötzlicher Abkühlung kann es zu Kreislaufproblemen kommen", warnt Dr. Wolfgang Schreiber, Chefarzt des Österreichischen Roten Kreuzes. Das gilt für alle Menschen, insbesondere aber für ältere Personen. Der Körper benötigt Zeit, um sich an den extremen Temperaturunterschied zu gewöhnen. "Am besten abduschen, bevor man ins Wasser geht, und nur langsam hineingehen", rät Amina Höfinger, Beiratsvorsitzende der Wasserrettung des Samariterbundes Österreichs und versierte Rettungsschwimmerin.
Schwere Badeunfälle vermeiden
Fatale Unfälle im Wasser können durch relativ einfache Maßnahmen vermieden werden. Dazu zählen:
- Schwimmboje oder Ähnliches mitführen: Insbesondere in offenen Gewässern sorgt sie für den nötigen Auftrieb in Notsituationen oder wenn die Kraft ausgeht.
- Nicht allein weit hinausschwimmen. Wenn doch, eine Begleitperson informieren, die einen im Auge behalten kann.
- Nach einem ausgiebigen Sonnenbad den Kreislauf langsam in Schwung bringen und an die kühlen Temperaturen im Wasser gewöhnen. Kopf von direkter Sonneneinstrahlung schützen (Kappe, Hut).
- Insbesondere an sehr heißen Tagen ausreichend trinken und Alkohol vermeiden.
- Nach einer größeren Mahlzeit etwa eine Stunde warten, bevor man schwimmen geht.
Bereits 14 Ertrinkungstote
Wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auf weekend-Anfrage mitteilt, zählt man heuer (bis 10. Juli) bereits 14 Tote durch Ertrinken, darunter ein Kind. Im vergangenen Jahr sind österreichweit 50 Menschen dadurch verstorben, darunter vier Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren. Das sei ein trauriger Höchstwert.
Jedes fünfte Kind würde ertrinken
Hoch ist österreichweit auch die Zahl der Nichtschwimmer, wie eine vom KFV durchgeführte Studie zeigt. 670.000 Österreicher können nicht schwimmen, das sind immerhin mehr als sieben Prozent der Gesamtbevölkerung. Noch prekärer ist die Lage bei Kindern: 134.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren können nicht schwimmen, was rund zehn Prozent dieser Altersgruppe entspricht. Hinzu kommen rund 93.000 Kinder und Jugendliche, die nur unsicher oder sehr unsicher schwimmen können. Das heißt, etwa jedes fünfte Kind würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ertrinken, sollte es unvorhergesehen ins Wasser fallen.
So schützt man Kinder im Wasser
Um Kinder vor dem Ertrinkungstod zu schützen, gibt es einige Dinge zu beachten, die im ersten Moment banal klingen, im Ernstfall aber Leben retten können:
- Schwimmhilfen (Flügel, Westen oder Scheiben) benutzen, vorher anprobieren. Auf Booten und Schiffen im besten Fall eine ohnmachtssichere Schwimmweste, die im Notfall den Kopf oben halten kann.
- Kinder sollten gut sichtbare Badekleidung in grellen Farben tragen – das erleichtert die Beaufsichtigung, im Notfall werden sie schneller gefunden.
- Auch mit Schwimmhilfe müssen Kinder in Griffweite (nicht nur in Sichtweite) sein. Die Beaufsichtigung ist Aufgabe der Erwachsenen.
- Nicht auf das Gehör verlassen – Kinder ertrinken lautlos!
- Achtung bei Aufstellpools – sie haben eine Sichtschwelle durch ihre erhöhte Größe.
- Auch bei kleinen Pools mit nur wenigen Zentimetern besteht Ertrinkungsgefahr. Plantschbecken nach Gebrauch entleeren.
- Spielzeug aus dem Pool entfernen. Es kann Kinder dazu verleiten, dieses herausfischen zu wollen. Beim Versuch besteht die Gefahr, dass sie versehentlich hineinstürzen.
- Pool, Schwimmteiche und Biotope mit Zaun und selbstschließender Tür sichern, um den direkten Zugang zu verhindern. Denn rechtlich gilt: Wer eine Gefahrenquelle schafft, muss diese auch absichern.