Fasten oder Schwitzen?
Inhalt
- Ausfälle am Arbeitsmarkt
- Proteinhaltige Lebensmittel
- Glückshormon Serotonin
- Einseitige Ernährung
- Der Jo-Jo-Effekt
- Möglichkeiten am Arbeitsplatz
Übergewicht und Adipositas sind in Österreich zunehmend verbreitet. Laut Statistik Austria sind fast 35 Prozent der Menschen über 15 Jahre übergewichtig, und rund 17 Prozent leiden an Adipositas. Diese Entwicklung stellt nicht nur eine gesundheitliche Herausforderung dar, sondern belastet auch zunehmend die Wirtschaft und unser Gesundheitssystem. Eine aktuelle Studie des Instituts für Höhere Studien Wien (IHS) zeigt, dass Adipositas in Österreich für mehr als acht Prozent aller Todesfälle unter 85 Jahren verantwortlich ist. Zudem entfallen etwa fünf Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben auf die Behandlung von Adipositas und ihre Folgeerkrankungen – und die Tendenz steigt weiter. Besonders alarmierend: Menschen, die mit 45 Jahren unter schwerer Adipositas leiden, verlieren im Schnitt rund fünf Lebensjahre und sogar bis zu zehn gesunde Lebensjahre. Nach diesen Berechnungen sterben jährlich etwa 4.000 Menschen in Österreich an den Folgen der Erkrankung. Thomas Czypionka, Leiter der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomik und -politik am IHS, betont: „Unsere Berechnungen zeigen die enormen Kosten, die Adipositas sowohl für das Gesundheits- und Sozialsystem als auch für die Wirtschaft verursacht. Angesichts dieser Zahlen besteht dringender Handlungsbedarf. Adipositas darf nicht unterschätzt werden – sie ist ein ernst zu nehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit und die Wirtschaft.“
Ausfälle am Arbeitsmarkt
Basierend auf zahlreichen klinisch-epidemiologischen Studien sowie Prävalenz- und Kostendaten wurde auch die wirtschaftliche Belastung durch Adipositas ermittelt. Diese beläuft sich auf rund 2,3 Milliarden Euro pro Jahr. Etwa eine halbe Million Krankenhaustage geht auf Folgeerkrankungen der Krankheit zurück. Zudem entstehen erhebliche Ausfälle am Arbeitsmarkt mit geschätzten Kosten von rund 480 Millionen Euro jährlich. Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass Adipositas jährlich etwa 1,2 Millionen Krankenstandstage verursacht.

Proteinhaltige Lebensmittel
Doch welche Maßnahmen helfen dabei, krankhaftes Übergewicht zu vermeiden beziehungsweise zu reduzieren? Petra Wolfinger, Leiterin der Stoffwechselambulanz am Ordensklinikum Linz Elisabethinen, dazu: „Es ist wichtig, eine Balance zwischen Kalorienaufnahme und Bewegung zu finden, denn beides hilft, Gewicht zu reduzieren. Dabei ist zu beachten, dass es zu keinem ungewollten Verlust von Muskelmasse kommt.“ Daher rät die Medizinerin, bei einer Ernährungsumstellung nicht auf proteinhaltige Lebensmittel zu vergessen: „Fettreduzierte Milchprodukte oder Hülsenfrüchte bilden eine gute Eiweißquelle.“
Glückshormon Serotonin
Für Wolfinger, gibt es – neben Ernährung und Bewegung – noch eine dritte Säule, auf die es beim Kampf gegen unerwünschte Kilos zu achten gilt: die Psyche. „Ich schätze, dass 50 bis 70 Prozent der Patienten, die zu uns in die Stoffwechselambulanz kommen, psychische Probleme haben und das der Grund für ihr Übergewicht ist.“ Die Ansicht der Oberärztin wird durch den Report „Essen und Psyche“ des Vereins „Land schafft Leben“ untermauert. „Rund 90 Prozent des Glückshormons Serotonin werden im Darm gebildet. Unser Essen bestimmt also sogar mit, wie es uns geht – da kann es einem doch nicht mehr egal sein, was man tagtäglich zu sich nimmt“, erklären die Vereinsgründer Hannes Royer und Maria Fanninger.

Einseitige Ernährung
Fanninger wird noch präziser: „Teilweise wird Essen dazu genutzt, negative Emotionen zu regulieren. Gefühle wie Ärger oder Trauer können durch Essen in mildere Empfindungen umgewandelt werden. Essen dient hier als Bewältigungsmechanismus, der zwar kurzfristig eine emotionale Erleichterung bringen kann, langfristig jedoch einen fehlgeleiteten Umgang mit Emotionen und Stress fördert. Das bringt häufig auch eine einseitige Ernährung mit sich und kann im Extremfall zur Entwicklung einer Ess-Störung beitragen.“
Der Jo-Jo-Effekt
Beim Thema „Gewichtsreduzierung“ denken viele Menschen aber mehr an Diäten als an eine psychologische Beratung. Wie sinnvoll sind aber Diäten wirklich? Wolfinger: „Leider führen die meisten Diäten, vor allem die, die man sich selbst auferlegt, nicht zum erwünschten Erfolg. Man hält die Einschränkungen einige Monate durch, dann schafft man sie nicht mehr und es kommt zu dem bekannten Jo-Jo-Effekt, einer unerwünschten und schnellen Gewichtszunahme. Daher gilt es, mithilfe von Ärzten und Diaetologen eine langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten zu erreichen.“
Möglichkeiten am Arbeitsplatz
Laut Ansicht der Medizinerin könnten auch die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter bei einer notwendigen Verhaltensänderung unterstützen: „In größeren Unternehmen wäre die Anschaffung eines Fitnessraums hilfreich und in Betriebskantinen sollten gesunde Gerichte – möglichst ohne Transfette – angeboten werden. In kleineren Firmen könnte man seinen Mitarbeitern einen Obst- oder Gemüsekorb anbieten.“