„Das war für uns der perfekte Sturm”
CHEFINFO: Was bedeutet der Einstieg der Investorengruppe Robau für Rosenbauer?
Sebastian Wolf: In den vergangenen zweieinhalb Jahren konnten wir den operativen Turnaround erfolgreich umsetzen. Mit dem Einstieg von Robau ist uns nun auch die bilanzielle Sanierung des Unternehmens gelungen. Durch die Kapitalerhöhung haben wir zusätzlich 119 Millionen Euro erhalten. Damit können wir unsere Zinsaufwendungen deutlich reduzieren, unser Eigenkapital stärken und uns wieder voll und ganz auf unser Kerngeschäft konzentrieren. Das ist für uns von äußerster Wichtigkeit. Robau wird zudem ihre Expertise einbringen und bei der Umsetzung unserer Strategie unterstützen, sodass wir unsere Position als Marktführer weiter ausbauen können. Daher blicke ich dieser Entwicklung sehr positiv entgegen.
Was haben Sie sich für das Jahr 2025 vorgenommen?
Wolf: Wir planen, den Umsatz um etwa 15 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu steigern und gleichzeitig unsere Profitabilität weiter zu verbessern. Für das laufende Geschäftsjahr haben wir als Guidance eine EBIT-Marge von sechs Prozent in Aussicht gestellt, bei weiterhin starkem Fokus auf Cashflow-Generierung und Liquidität. Den eingeschlagenen Weg mit Kostenführerschaft und operativer Exzellenz werden wir konsequent fortsetzen. Die profitablen Geschäftsbereiche Service, Ausrüstung und Komponenten werden weiter forciert. Außerdem planen wir, die Entwicklung unseres Flughafen-Löschfahrzeugs Panther Electric abzuschließen.

Gewinnsprung nach zuletzt hohen Verlusten: Ist das auf die gestiegene Nachfrage zurückzuführen?
Wolf: Die Nachfrage nach unseren Produkten war nie das Problem. 2022 war geprägt von einer energiepreisinduzierten Inflation und Lieferkettenproblemen, die zu längeren Durchlaufzeiten führten. Weil unsere Kunden überwiegend zu Festpreisen bestellen, hatten wir das Preisrisiko zu tragen. Im selben Jahr haben wir bei Rosenbauer America die Anteile unserer Mitgesellschafter gekauft – eine strategisch richtige Entscheidung, wie sich jetzt unter Trump zeigt. Aber unsere Schulden stiegen. Insgesamt war das Jahr 2022 für uns der perfekte Sturm. Eine schwierige Situation, aus der wir uns jedoch erfolgreich herausgearbeitet haben. Dazu haben wir unsere Preispolitik angepasst, die Herstellkosten massiv verbessert, Produktionszeiten, -effizienz und Einkaufspreise optimiert. Im letzten Schritt lag der Fokus auf Wertanalysen, bei denen unsere Entwicklungsabteilung angehalten war, die Produkte bei gleichem Leistungsumfang günstiger zu gestalten. Heute können wir die Krise als überwunden betrachten. Dank der guten Auftragslage blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.

Gibt es Fehlschläge, die auf Ihr Konto gehen?
Wolf: Im Vorstand treffen wir als Kollektivorgan alle wichtigen unternehmerischen Entscheidungen gemeinsam. Wir tragen dafür auch gemeinschaftlich Verantwortung. Die zurückliegende Krise bei Rosenbauer war vor allem eine massive externe Herausforderung, die nicht auf Fehlentscheidungen des Managements zurückzuführen ist. Wer hätte schon den Ausbruch des Ukraine-Krieges vorhersehen können? Solche Szenarien sind zwar Teil unseres Risikomanagements, aber dass dies zu monatelangen Lieferengpässen bei Fahrgestellen und einem so starken Anstieg der Energiepreise führen würde, konnte niemand wirklich voraussagen.
Was reizt Sie als Vorstandschef am Thema „Feuerwehr“?
Wolf: Was mir am meisten Spaß macht, ist die Arbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Thema „Brandbekämpfung und Menschenrettung“ ist eine sinnstiftende Arbeit, ein Job mit Purpose, wie es auf Neudeutsch heißt. Mich faszinieren auch die Produkte, die zu den technisch besten der Welt zählen. Denken Sie an den erwähnten Panther, mit dem wir im Bereich der Flughafen-Löschfahrzeuge weltweit führend sind. Aber auch bei den Hubrettungsgeräten wie bei allen anderen Produkten, die wir selbst entwickeln, sind wir spitze. Was viele beispielsweise nicht wissen: Wir sind einer der größten Hersteller von Feuerwehrhelmen.