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Robert Machtlinger, Vorstandsvorsitzender der FACC AG
Robert Machtlinger meistert sein schwierigstes Jahr als CEO bei FACC in Ried. Die wichtige Lehre : Das Unternehmen in Zukunft breiter aufstellen.
Robert Machtlinger meistert sein schwierigstes Jahr als CEO bei FACC in Ried. Die wichtige Lehre : Das Unternehmen in Zukunft breiter aufstellen.
FACC AG

Robert Machtlinger: Schmerzhafte Schubumkehr

15.12.2020 um 10:36, Klaus Schobesberger
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COVID-19 hat den Vorzeigekonzern FACC im Frühjahr hart getroffen. CEO Robert Machtlinger über das richtige Navigieren durch schwere Turbulenzen und die gar nicht so schlechten Aussichten für die Zukunft.

CHEFINFO: FACC zählt zu den ganz großen Erfolgsgeschichten Oberösterreichs und ist unverschuldet in die Krise geraten. Wie geht man als erfahrener Top-Manager mit so einer Situation um?

Robert Machtlinger: Es ist entscheidend, sich rasch auf ein neues Umfeld mit vier Phasen einzustellen: Analysieren, akzeptieren, planen und reagieren. Ein wesentlicher Erfolgsaspekt ist Geschwindigkeit, denn auch in Krisen muss das Unternehmen voll handlungsfähig bleiben. Die finanzielle Stabilität des Unternehmens muss zu jedem Zeitpunkt erhalten bleiben. Besonders wichtig für mich ist es, alle Mitarbeiter mit dem richtigen Infofluss zu versorgen, um auch ihnen die wichtige Stabilität und Ausrichtung zu geben und gemeinsam performancestark zu bleiben. Der Fokus liegt also in hohem Maße auf dem Informationensammeln, Analysieren und dem laufenden Gegensteuern. Gleichzeitig bleiben wir selbst in solchen Phasen konzentriert und verfolgen konsequent unsere strategischen Ziele. Jede Krise hat ein Ende. Daher ist es essenziell, das Unternehmen so auszurichten, dass es gestärkt in die Zukunft gehen kann.

CHEFINFO: Welche Lehren ziehen Sie aus diesem turbulenten Jahr?

Machtlinger: Die Corona-Krise ist mit keiner Krise aus der unmittelbaren Vergangenheit, sagen wir der letzten 50 Jahre, vergleichbar. Die Verwerfungen in den 2000er Jahren waren intensiv, aber im direkten Vergleich zu Corona völlig anders. Warum: Corona zeigt uns, wie wichtig Kollektivleistung und ein internationales Vorgehen sein können. Wir bekommen die Infektionszahlen weltweit nicht in den Griff, weil Regionen und Staaten nicht abgestimmt agieren. Das ist gerade in Europa und – etwas überraschend – auch in den USA ein großes Problem. Die internationale Wirtschaft kommt mit einer Ausnahme, nämlich China, nicht in Fahrt und wir verlieren Boden im Vergleich zu anderen Marktwirtschaften. All das gilt übersetzt genauso für den Unternehmenserfolg. Es ist uns bei FACC sehr gut gelungen, auf allen wichtigen Märkten der Welt zu sein. Trotzdem werden wir künftig noch stärker auf eine Diversifikation unseres Geschäftsmodelles eingehen und uns durch neue Anwendungsmöglichkeiten für die Zukunft fit machen.

Wir bekommen die Infektionszahlen weltweit nicht in den Griff, weil Regionen und Staaten nicht abgestimmt agieren.

CHEFINFO: Wie ist die aktuelle Lage bei FACC?

Machtlinger: Seit September erkennen wir eine Trendwende. Kundenabrufe haben sich stabilisiert und die Kurzarbeit wurde beendet. Wir arbeiten mit einer stabilen Auslastung von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und wir gehen davon aus, dieses Niveau halten zu können. Zudem investieren wir heuer mehr als 12 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung und stehen zur Ausbildung von Lehrlingen. Wir hätten sogar mehr Lehrlinge eingestellt, konnten das Vorhaben mangels ausreichend geeigneter Bewerber nicht umsetzen. Auch in Sachen Produktinnovationen waren wir in den letzten Monaten gut unterwegs, für die Airbus-A320-Familie wurde erst im September ein völlig neu gestalteter Eingangsbereich ausgeliefert. Und erst vor ein paar Tagen haben wir den 1. Platz beim Innovationspreis des Landes Oberösterreich errungen.

CHEFINFO: Wie beurteilen Sie die Aussichten für das kommende Jahr?

Machtlinger: Eine Entschärfung der Pandemie durch wirkungsvolle Impfstoffe ist speziell für die Reise- und Touristikbranche von enormer Bedeutung. Für die Luftfahrtbranche gehen wir davon aus, dass das Jahr 2021 zwar bei den Airlines zu einer sichtbaren Verbesserung der Flugzeugauslastung führen wird. Unsere Prognosen zeigen aber, dass das Flugzeug-Neugeschäft erst ab dem Jahr 2022 wieder wachsen wird. Eine vollständige Erholung wird wahrscheinlich erst 2024 eintreten.

Bis 2050 soll CO2-neutrales Fliegen möglich sein. Dazu braucht es neue Materialien und neue Antriebskonzepte.

CHEFINFO: Sind Krisen auch ein Innovationsbeschleuniger?

Machtlinger: Krisen bewirken immer einen Wandel. So wurde das Reisen nach 9/11 viel sicherer. Gerade in den letzten zehn Jahren gab es immense Innovationsschübe in der Luftfahrt – Flugzeuge wurden viel effizienter. Bis 2050 soll CO2-neutrales Fliegen möglich sein. Dazu braucht es neue Materialien und neue Antriebskonzepte. Es werden auch neue Mobilitätsangebote kommen – Stichwort: „Individuelle Mobilität in Ballungszentren durch autonome Flugtaxis oder Logistikservices“. Auch hier ist FACC technologisch ganz vorne mit dabei. Bei diesen neuen Fluggeräten wird die Elektrifizierung der Luftfahrt eine völlig neue Dimension einnehmen. Und wir wollen auch eine Luftsphäre höher – in den Bereich Raumfahrt – vordringen. Wir stehen also heute am Beginn eines völlig neuen Verständnisses, was Luftfahrt ist und bedeutet.

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