Milliardeninvest: BMW lädt Steyr für Zukunft auf
21. Juni 1979: Heute vor genau 43 Jahren setzte „Autokanzler“ Bruno Kreisky öffentlichkeitswirksam seinen Fuß auf jenen Spaten, der den Baubeginn des BMW-Motorenwerks symbolisierte. Ursprünglich war das Werk für eine Jahresproduktion von 150.000 Motoren ausgelegt. Aktuell laufen jährlich auf vier Montagelinien rund eine Million Benzin- und Dieselmotoren vom Band. Mit 4.400 Mitarbeitern ist Steyr weltweit der führende Antriebsstandort der BMW-Group.
600.000 E-Motoren jährlich aus Steyr
Damit das so bleibt, investiert der Münchener Automobilhersteller eine Milliarde Euro in zwei weitere Montagelinien für E-Antriebe. Ein historischer Moment, der mit dem Spatenstich von 1979 durchaus verglichen werden kann. Es ist ein Wendepunkt. Denn die „High-Performance-E-Antriebe“ werden nicht nur zur Gänze in Steyr gefertigt, sondern auch entwickelt. Allein für den Forschungsbereich lässt BMW 230 Millionen Euro springen. Steyr wandelt sich damit vom Zentrum für Dieselkompetenz zum E-Spezialisten. Bisher wurden in Steyr nur Gehäuse für E-Antriebe produziert. Nun soll in zwei Jahren die Produktion hochgefahren werden. Ab 2025 sollen jährlich 600.000 Elektromotoren jährlich das Werk verlassen. 2030 arbeitet die Hälfte der Beschäftigten im Elektroantriebssektor. Von den 700 Ingenieuren und Entwicklern werden gar 90 Prozent im Bereich E-Antrieb forschen.
Kein rasches Verbrenner-Aus
Was nicht bedeutet, dass keine Verbrenner mehr produziert werden. Mit konkreten Zahlen hält sich der Konzern bedeckt. Anders als seine Konkurrenten hat BMW kein formelles Datum für den Ausstieg aus Verbrennerautos genannt. Trotz einem Verbot innerhalb der EU ab 2035 rechnet Alexander Susanek, Geschäftsführer des BMW Werks in Steyr, weiterhin mit einer soliden Nachfrage. „Wir werden in den kommenden Jahren noch auf hohem Niveau auch den Verbrenner produzieren. Denn nicht auf der ganzen Welt wird die Transformation gleich schnell vonstattengehen. Es werden auch nach 2035 noch Verbrennungsmotoren gebraucht werden, und wir haben dann zwei solide Standbeine". Im Vorjahr wurden in Steyr 1,1 Millionen Motoren gefertigt, davon 350.000 Dieselaggregate, der Rest Benziner.
Kanzler schraubt ersten E-Antrieb aus Steyr
Fast zwei Jahre dauerte der konzerninterne Sondierungsprozess für die Milliardeninvestition. Mehrere Standorte waren im Gespräch. Verhandelt wurde auch intensiv mit Politik und Behörden. Letztlich haben sich langjährige Erfahrung und hohe Kompetenz im Bereich Antrieb in Österreich durchgesetzt. „Steyr ist der ideale Standort für die nachhaltige Mobilität der Zukunft. Wir verstehen uns auch als österreichisches Unternehmen“, betonte Milan Nedeljković, Produktionsvorstand der BMW AG, gestern zum Startschuss für die neue Ära der Elektrifizierung im Werk Steyr. Mit dabei auch die Spitze der österreichischen Bundesregierung mit Kanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler. Statt eines Spatenstichs wurde der erste BMW E-Antrieb aus Steyr live gemeinsam mit vier Lehrlingen des Werks auf der Bühne in einem Festzelt am Werksgelände montiert. Motto: „Unser Antrieb für die nächste Generation.“ Die Verkündung positiver Nachrichten von Milliardeninvestitionen sind für Spitzenpolitiker in Zeiten wie diesen selten geworden. „Menschen brauchen Perspektiven. Wir werden als Politik unsere Hausaufgaben punkto Standortattraktivität und Energiesicherheit machen“, versprach Karl Nehammer vor Journalisten. Landeshauptmann Thomas Stelzer sprach von einer richtungsweisenden Entscheidung für den Standort und als „großen und wuchtigen Schritt in die Zukunft“, der auch Arbeitsplätze sichert.