Leben & arbeiten am See
Seit dem Jahr 1869 besteht das Backhaus Hinterwirth in Gmunden. Das traditionelle Familienunternehmen hat aktuell bereits die siebte Generation in den Startlöchern. Gerhart Hinterwirth ist glücklich, dass eines seiner vier Kind das Unternehmen einmal weiterführen wird. Mit zwölf Filialen im Salzkammergut gibt es ja ordentlich viel zu tun und jede Generation hat ihre eigenen Herausforderungen. „In der Nachkriegszeit war die Beschaffung der Rohstoffe wohl die größte Herausforderung. Jetzt, in unserer schnelllebigen Zeit, heißt es, nicht nur qualifizierte Mitarbeiter zu begeistern, sondern auch der Versuchung zu widerstehen, einfachere Wege in der Herstellung zu gehen. Das Backhaus ist bekannt und beliebt für seine vielen Brot- und Gebäcksorten. In unserem Brot steckt sehr viel Handwerk und vor allem Zeit und Liebe drinnen. Unser Geheimnis ist sicherlich der Verzicht auf jegliche industrielle Zusatzstoffe, die wir zur Gänze aus unserer Backstube verbannt haben. Wir haben Rezepte vom Urgroßvater aus dem Dachboden geholt und diese neu interpretiert. Dabei sind wir immer auf das Gleiche gekommen, dass man für ein gutes Brot nicht mehr als Mehl, Wasser, Salz, Natursauerteig und Zeit braucht,“ beginnt Gerhart Hinterwirth von seinem Handwerk zu schwärmen. „Unter dem Motto: Gut Ding braucht Weile, lassen wir mittlerweile unsere Teile bis zu 36 Stunden natürlich heranreifen und geben dem Brot den natürlichen Geschmack und auch die Bekömmlichkeit wieder zurück. Unser Augenmerk liegt auf qualitativ hochwertigen Rohstoffen mit regionalen Partnern. So wurde zum Beispiel das Salz durch die Natursole bei der Teigbereitung ersetzt. Einer meiner absoluten Lieblinge ist unser Salzstangerl. Das passt einfach immer und überall und erinnert mich noch immer an das Salzstangerl mit Butter bei der Oma.
Lebensfreude und Kulturgenuss
Gmunden bietet als „ländliche“, aber gleichzeitig ungeheuer charmante Stadt nicht nur für die Besucher und Gäste viele Vorteile. Mehr als ein Vierteljahrhundert führt hier Margund Lössl ihre Galerie 422 an der Traunbrücke, sie ist spezialisiert auf zeitgenössische Kunst und international renommierte Partnerin sowohl für Künstler als auch Sammler. „Die einzigartige Landschaft und eine Prise Salzkammergut sorgen dafür, dass Besucher hier entschleunigen und dadurch offen für Lebensfreude und Genuss sind. Dies wiederum bietet für uns als Galerie gute Voraussetzungen, da unser Produkt eng mit Sinnlichkeit und Schönheit in Verbindung steht. Natürlich stellt die Lage abseits von Großstädten auch eine gewisse Herausforderung dar, daher haben wir zusätzlich zu den laufenden Ausstellungen ein ausgesuchtes und umfangreiches Schaudepot, um Interessenten eine zusätzliche Anregung zu geben, uns zu besuchen. Dieser Standort ist ein Platz, den man nie mehr verlassen will. Es ist mein Kraftplatz, und hier glaubt man, bereits im Paradies angekommen zu sein. In diesem Sommer haben wir mit der Ausstellung ,Ikarus‘ von Hubert Scheibl und im Anschluss mit einer großartigen Ausstellung mit Herbert Brandl und Erwin Wurm hochkarätige und international renommierte Künstler gewinnen können. Zusätzlich haben wir mit dem Projekt ,Galerie 422 frames‘ eine kleine Dependance in der Innenstadt Gmundens geschaffen, die wir bis Ende Oktober mit Installationen von jungen Künstlern und Künstlerinnen bespielen.“ Galeristin Lössl ist überzeugt, dass das reichhaltige Angebot der Kulturhauptstadt im Moment viele Menschen dazu anregt, sich mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen. „Alle Veranstaltungen sind sehr gut besucht, und da glaube ich auch, dass etwas hängenbleibt und die Freude an Kunst und Kultur gefördert wurde; und dass diese Begeisterung anhalten wird, bin ich guter Hoffnung.“
Gastgeber par excellence
Gäste kommen nicht einfach so. Man muss sie einladen und entsprechend etwas zu bieten haben. Das Salzkammergut als Hotspot der Sommerfrische hat eine weit zurückreichende Geschichte als Gastgeber. Die Familie Gröller in Traunkirchen ist bereits in dritter Generation Teil dieser Erfolgsgeschichte und ist Gastgeber der Extraklasse. „Wir lieben die Herausforderung, neue Plätze mit unterschiedlichsten Stimmungen und Gegebenheiten zu entwickeln. Meine Arbeit ist unglaublich kreativ und abwechslungsreich. Traunkirchen ist als Ort am See sehr besonders. Im Seehotel Das Traunsee haben wir den freien Blick nach Gmunden, auf den Traunstein und die Nachbargemeinden. Wenn man jedoch von der Post am See auf den Traunsee blickt, scheint es, als wäre das Ufer unbewohnt. Diese Wahrnehmung hat schon etwas Magisches. Sogar der Wind wechselt, wenn man einmal rund um die Halbinsel geht. Traunkirchen ist eben vielseitig,“ erzählt Gastgeberin Monika Gröller mit Begeisterung. Die Großeltern ihres Mannes Wolfgang Gröller haben nach dem Krieg das Hotel Post in Traunkirchen gekauft und sind von St. Valentin hierhergezogen. Der Großvater war ein wahrer Pionier und hat als einer der Ersten im Salzkammergut Seminare angeboten. Über die Jahre kam später das Seehotel dazu und schließlich auch noch das Alpenhotel. Die ganze Großfamilie hat Mut bewiesen und unglaublich viel Energie in den Aufbau ihres Unternehmens gesteckt. Private Rückschläge kamen mit einem Autounfall und man musste sich neu aufstellen. Jedoch Mut und Fleiß haben sich ausgezahlt. Die Auszeichnungen der letzten Jahre sind ein großartiges Bekenntnis dafür, dass die Familie Gröller alles richtig gemacht hat. „Mein Beruf macht Spaß und ich habe vielfältige Aufgaben, die ich im Tagesablauf bewältigen muss. Die Arbeitstage sind lang und das Thema Freizeit ist oft klein geschrieben. Keine Frage, unser Tun braucht natürlich Pausen und die verbringe ich am liebsten in der Natur. Im Sommer am See und übers Jahr komme ich bei mal kürzeren oder längeren Spaziergängen rund um den Traunsee zur Ruhe. Der Wald, der Blick zum See und die Landschaft sind zu jeder Jahreszeit ein Kraftplatz. Über das Jahr gesehen sind Reisen als Pausen unerlässlich und sehr bereichernd für unsere touristischen Projekte. Mein Mann und ich lieben im Winter das Skifahren, übers Jahr suchen wir Inspiration in den Restaurants anderer Städte und richtig zur Ruhe kommen wir bei längeren Urlauben auf anderen Kontinenten.
Herzblut
Monika Gröller ist selbst in einem Gasthof groß geworden und kennt das Leben nur mit der Gastronomie. „Eine Alternative war für mich nicht gegeben, schon als Kind war mein Weg klar. Als ich dann noch meinen Mann sehr klassisch in der Hotelfachschule in Salzburg kennengelernt habe, war die Frage nicht mehr gegeben. Tourismus ist unser Leben. Als wir vor 13 Jahren das Restaurant Bootshaus eröffnet haben, war das ein völliger kulinarischer Neuanfang. Die Haubenküche war uns neu und gemeinsam mit Lukas Nagl an unserer Seite haben wir das Projekt gut gemeistert. Dass aus der Entscheidung für dieses Restaurant so eine Erfolgsgeschichte wurde, ist überwältigend. Das Zehnjahresfest zum Bestehen des Restaurants Bootshaus war mit den vielen großartigen Gastköchen schon ein sehr besonderer Moment. Gerade eben sind wir in der heißen Phase unserer Neueröffnung der Post am See in Traunkirchen. Sieben Monate war das Hotel im Winter geschlossen und wurde rundum völlig erneuert. Ein neues zusätzliches Restaurant, die Beletage mit angeschlossener Bar, wurde zusätzlich zur Poststube 1327 im Juni eröffnet. Die Krönung des Projekts wird im wahrsten Sinne des Wortes der Rooftop BergSPA sein, der im August in Betrieb gehen wird. Dieser Umbau war der Größte, den wir je hatten. Die Post am See ist ein großartiges und zukunftsträchtiges Hotel geworden“, freut sich Monika Gröller auf die kommenden Wochen.
Wunsch und Wirklichkeit
Wohnen am See – mit Blick auf den Traunstein oder mit dem Schafberg vor der Haustüre. Doch was kostet so ein Haus an einem der heimischen Seen wie dem Traun-, Mond- oder Attersee? Das lässt sich nicht so einfach beantworten, meint Marlies Muhr, Eigentümerin von Muhr Immobilien: „Auf die Frage, mit welchen Kosten für eine Seeimmobilie zu rechnen ist, kann man nicht wirklich eine klare Antwort geben, da sich die Preise sehr individuell gestalten.“ Wer nicht ganz im Dunkeln tappen möchte, der kann sich auf der Plattform „immobilien-oesterreich.at“ zumindest einen Überblick über die Durchschnittspreise, die in den Seegemeinden für einen Grund zu zahlen sind, verschaffen. Im Jahr 2024 beträgt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Mondsee etwa 9.578 Euro. Dies bedeutet, dass der Preis gegenüber dem Vorjahr um 4,34 Prozent gestiegen ist. Mondsee liegt damit auf Platz 54 der teuersten Städte Österreichs. In Gmunden muss mit 5.760 Euro gerechnet werden und in Schörfling sind die Grundstückspreise im Vergleich zum Vorjahr um 5,61 Prozent auf 5.543 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Wer aber ein besonderes Gusto-stückerl sein Eigen nennen möchte, der muss noch tiefer in die Tasche greifen: „Die Quadratmeterpreise bei Grundstücken bewegen sich in den Toplagen – etwa am Sonnenhang in Gmunden – bei ca. 11.000 bis 18.000 Euro“, berichtet Wolfgang Hechfelner, Immobilienmakler bei RE/MAX. Für die hohen Preise sind für Hechfelner unter anderem auch die Zweitwohnbesitzer mitverantwortlich: „Beim Thema Zweitwohnungen gehen die Meinungen auseinander. Auf der einen Seite heißt es, diese treiben die Preise hinauf, auf der anderen Seite lassen ihre Besitzer auch Geld in der Region.“
Begrenztes Angebot
Der Preis ist die eine Sache, die Frage der Verfügbarkeit von Seegrundstücken eine andere. Das Angebot bei Seeliegenschaften ist nach wie vor sehr knapp und die Nachfrage ist trotz der schwierigeren allgemeinen Marktsituation ungebrochen“, sagt Muhr, die erklärt: „Es gibt hier schon immer wieder Möglichkeiten, eine Liegenschaft zu finden, aber viele dieser Transaktionen passieren auch ,off market‘ und werden von uns direkt an vorgemerkte Suchinteressenten vermittelt.“ Hechfelner sieht die Situation vergleichbar: „Am Traunsee sind mir keine verfügbaren Liegenschaften bekannt, wenn, dann wird eher ein ,secret sale‘ bevorzugt.“ Blickt man in die Zukunft, stellt sich die Frage, ob es angesichts der hohen Grundstückspreise noch Investoren geben wird, die größere Bauvorhaben realisieren.
Privatier vs. Unternehmer
Florian Kammerstätter, Geschäftsführer der Consulting Company, erklärt anhand eines Beispiels, worauf derzeit am Immobilienmarkt zu achten ist: „Wir haben vor einigen Jahren in Altmünster ein 27 Millionen schweres Projekt verwirklicht, das 78 Eigentumswohnungen umfasst. Nach zehn Jahren hat sich der Wert dieser Wohnungen verdoppelt“, und Kammerstätter meint auch weiters: „Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich als zahlungskräftiger Privatier eine Liegenschaft kaufe oder als Unternehmer, der errichtete Wohnungen verkaufen beziehungsweise vermieten muss. Daher ist zurzeit kein größeres Projekt in Seenähe geplant.“ Auch für Hechfelner lassen sich Prognosen nur schwer erstellen: „Einen See gibt es nur einmal und es kommen auch keine neuen dazu. Daher wird es sicher zu einem Umdenken kommen müssen – ein großes Thema wird auch der Altbestand sein. Hier gilt es, Konzepte für eine nachhaltige Lösung zu finden.“