Kreuzfahrt: Von k. u. k. zu Disney
Als Sargnagel des Kreuzfahrt-Tourismus wurde Corona gehandelt. Zahlreiche Schiffe durften ihre Häfen nicht verlassen, was einen Millionenschaden für die Reedereien bedeutete. Doch die Branche ist nicht abgewrackt. „Die Nachfrage nach Kreuzfahrten liegt fast wieder bei den Zahlen von vor der Pandemie“, sagt Werner Mader, Geschäftsführer von Mader Reisen. Einen besonderen Boom erleben die Flusskreuzfahrten. „Weil sie eine entspannte und komfortable Art des Reisens bieten“, erklärt Mader, „diese Reisen ermöglichen es den Passagieren, mehrere Städte und Sehenswürdigkeiten zu besuchen, ohne ständig das Hotel wechseln zu müssen.“ Und so dringen auch internationale Reedereien in österreichische Gewässer vor. Wo früher die k. u. k. Dampfschiffe schipperten, bieten heute Konzerne wie Disney romantische Erlebnisurlaube an.
An der schönen blauen Donau
In den 1990ern wurde die Erste Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft privatisiert und aufgeteilt. Die Nachfolgegesellschaften führen den berühmten Namen noch heute, zumindest als Kürzel. So beispielsweise die DDSG Blue Danube. Sie übernahm 1995 die Passagierschifffahrt und konzentriert sich seither auf den Raum in Wien und der Wachau. Gemeinsam mit Partnerunternehmen erreichen ihre Kreuzfahrtschiffe jedoch auch Orte außerhalb Österreichs wie Passau oder Bratislava. Sie ist Österreichs größtes Binnenschifffahrtsunternehmen und begrüßt jährlich rund 400.000 Passagiere an Bord ihrer Schiffe, wie Geschäftsführer Wolfgang Fischer und Wolfgang Hanreich erklären. Für das internationale Kreuzfahrtgeschäft beobachtet Hanreich eine steigende Nachfrage: „Großes Wachstumspotenzial verorten wir bei Individualreisenden, die wir durch digitale Marketingstrategien effektiv ansprechen.“ Und auch Kurzurlaub in der nahen Umgebung liegt bei den Gästen im Trend. Daher erkennt man besonders in dem Angebot an Tagesausflügen großes Potenzial. Diese rosigen Aussichten spiegeln sich auch an der Flottenerweiterung Anfang des Jahres wider. Da übernahm DDSG Blue Danube zwei Schiffe von Brandner Schifffahrt aus Wallsee. „Wir fahren weiter auf Wachstumskurs“, so Fischer. Und auch für internationale Reedereien ist die Donau ein spannender Wachstumsmarkt. Die kalifornische AmaWaterways bietet jedes Jahr mehrere Reisen an und sogar Disney chartert Schiffe des US-amerikanischen Unternehmens für seine „Danube River Cruise“. „Die Donau ist eines der beliebtesten Ziele für Flusskreuzfahrten in Europa und bietet uns die Möglichkeit, verschiedene Routen durch mehrere Länder zu fahren, die ein breites Spektrum von Reisenden anziehen“, lässt man wissen. Besonders betonen sie die ganzjährige Attraktivität der Donau mit Attraktionen wie Adventmärkten im Winter.
Lokaler Tourismus
Für das fremdenverkehrsstarke Österreich ist die Donauschifffahrt ein wichtiger Bestandteil der Tourismusstrategie. Allein in Linz legten vergangenes Jahr 1.410 Schiffe mit 197.000 Passagieren an. „Der auf die Stadt entfallende Umsatz betrug 17,26 Mio. Euro“, berichtet Marie-Louise Schnurpfeil, Geschäftsführerin Linz Tourismus. Die Schifffahrtstouristen bleiben in der Regel zwischen vier Stunden und zwei Tage in der Landeshauptstadt, weiß Schnurpfeil. Bedingt durch die Aufenthaltsdauer fällt auch die Nutzung des touristischen Angebots unterschiedlich aus. „Etwa 60 Prozent aller Schifffahrtstouristen nehmen an verschiedenen Stadtführungen teil“, so Schnurpfeil, „der größte Anteil der Ausgaben der Touristen entfällt auf den Einzelhandel, gefolgt von der Gastronomie.“ Zu den beliebtesten Ausflugszielen zählen die Altstadt, der Mariendom und der Pöstlingberg.
Grüne Kreuzfahrt, geht das?
Kreuzfahrtschiffe gelten schon lange als große Umweltsünder. Mitte August blockierten Klimaaktivisten der berüchtigten „Extinction Rebellion“ in Amsterdam die Hafenzufahrt für einen Öltanker und das Kreuzfahrtschiff „Serenade of the Seas“. Acht Tage davor konnten 2.000 Passagiere nicht an Bord eines Kreuzfahrtdampfers, nachdem Extinction-Rebellion-Mitglieder eine ähnliche Aktion durchgeführt hatten. Aber auch die Amsterdamer Stadtverwaltung plant, die Zahl an Hochseekreuzfahrten zu begrenzen. So möchte man den Tourismus nachhaltiger gestalten. In Venedig dürfen seit 2021 Kreuzfahrtschiffe nicht mehr einfahren. Bei der Binnenschifffahrt ist das Bild etwas differenzierter. Ein geringerer Tiefgang führt zu weniger Wellengang und ist umweltschonender. Dennoch weisen die Schiffe durch alte Motoren und Dieselantrieb hohe Emissionswerte auf. Es gibt Bemühungen, nachhaltigere Praktiken zu fördern, sagt Mader. „Viele Reedereien investieren in umweltfreundlichere Technologien wie LNG-Antrieb und Abgasreinigungssysteme, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Dennoch bleibt die Herausforderung groß, da Kreuzfahrtschiffe
nach wie vor erhebliche Umweltaus-
wirkungen haben.“