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Eine ausgeglichene Altersstruktur in der Belegschaft ist hilfreich, um Fraktionsbildungen zu vermeiden und einen Austausch von Sichtweisen zu fördern.
Eine ausgeglichene Altersstruktur in der Belegschaft ist hilfreich, um Fraktionsbildungen zu vermeiden und einen Austausch von Sichtweisen zu fördern.
DEAN MITCHELL / E+

Die Mischung macht´s

13.12.2023 um 08:05, Melanie Aprin
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Intergeneratives Lernen. Unternehmen brauchen Vielfalt - auch bei der Altersstruktur. Denn Jung und Alt können voneinander eine Menge lernen.

Es gibt einen Satz, bei dem junge Mitarbeiter innerlich die Augen rollen: „Das haben wir doch immer schon so gemacht!“ Fällt dieser Satz zu oft, warnt der langjährige Unternehmensberater und erfolgreiche Sachbuchautor Fritz Zehetner aus Marchtrenk in Wels-Land, dann drohe etwas, was sich die meisten Firmen heutzutage eigentlich nicht leisten können: „Die Älteren vergraulen schleichend die Jüngeren.“ Ganz schlecht in einer Zeit, in der viele Unternehmen auf motivierten Nachwuchs dringend angewiesen sind, ergänzt der erfahrene Human-Resource-Experte, der sich mit seinen viel beachteten Size-Prozess- Analyse- und -Entwicklungsinstrumenten zur Erkennung von Talenten und Entfaltung von Persönlichkeiten in mehr als drei Dutzend Ländern einen Namen gemacht hat. Aus zahlreichen Praxisfällen weiß Zehetner daher sehr genau: „Es genügt im betrieblichen Alltag nicht, einen Haufen talentierter Mitarbeiter und Spezialisten zu haben.

Fritz Zehetner

Der Erwerb von Kompetenzen findet zu 80 Prozent außerhalb von Bildungsinstituten statt. Daher ist das Voneinander-Lernen ein ganz entscheidender Schlüssel zum Erfolg.

Fritz Zehetner, Unternehmensberater, Marchtrenk

Gefahr der Fraktionsbildung
Um diesen Austausch von Sichtweisen und einen guten Wissenstransfer zu erzielen, sei es hilfreich, „auf einen guten Mix bei der Altersstruktur zu achten“. So verhindere man, „dass sich im Unternehmen sukzessiv eine Fraktion bildet, die meint, nichts mehr lernen zu müssen, weil sie eh schon alles wisse“. Ist diese Fraktion erst einmal da, „ist es nicht selten nur noch eine Frage der Zeit, bis sich junge Talente, die oft hochmotiviert starten, schnell wieder aus dem Unternehmen verabschieden“. Wovor Zehetner warnt, hat auch Franz Koll als CEO der 3e-Gruppe im benachbarten Wels im Blick. Wie der Personalentwickler betont auch Koll „die große Bedeutung, die ein Mix aus jungen, mittleren und erfahrenen Mitarbeitern hat“. Denn auch wenn die Leistungsfähigkeit des Einzelnen grundsätzlich wichtiger sei als die Altersrubrik. Weshalb auch Koll auf die Vorteile des intergenerativen Lernens setzt und diese auch mit konkreten Beispielen belegen kann.

Franz Koll

Die richtige Kombination aus Erfahrung und neuen Ideen ist für die Weiterentwicklung eines Unternehmens wichtig.

Franz Koll, CEO 3e Handels- und Dienstleistungs AG, Wels

Kein Automatismus
So komme es in einem etablierten mittelständischen Einzelhandelsunternehmen wie der 3e neben anderen Faktoren auch stark auf eine gute Kombination von Fachkompetenz bei Verhandlungsführung und Verkauf sowie Soft Skills an, die sich etwa beim Verhalten gegenüber Kollegen, Lieferanten und Dienstleistern zeigen würden: „Hier können jüngere Mitarbeiter von älteren Kollegen öfter lernen, unter anderem, wie man am besten etwas erwirken kann und zielführend agiert.“ Umgekehrt würden jüngere Mitarbeiter in vielen Fällen zeigen, „wie es anders geht“, was wiederum dabei helfe, Prozesse zu vereinfachen. Zudem würden „jüngere Kolleginnen und Kollegen häufig auch unbeschwerter und lockerer an die Sache herangehen“, ergänzt Koll und spricht auch die Vorteile einer altersmäßig gut durchmischten Belegschaft in puncto neue Technologien an: „Damit gehen die Jüngeren zumeist viel vertrauter um, weshalb sich in unserem Social-Media-Team auch durchwegs jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden.“

Groß und Klein
Generationen im Unternehmen: Voneinander lernen, heißt das Credo.

Das Alter per se ist kein Maßstab
Doch so offenkundig die Vorteile einer breiten Altersmischung und das Potenzial von intergenerativem Lernen aus seiner Sicht auch sind – ein Automatismus seien die positiven Effekte nicht: „Um voneinander lernen zu können, braucht es Lernwilligkeit und Offenheit auf beiden Seiten – bei den Jüngeren ebenso wie bei den Älteren.“ Und auch von Verallgemeinerungen will der erfahrene Top-Manager nichts wissen: „Das Alter per se ist kein Maßstab.“ Wichtiger seien „die Einstellung, die Erfahrungen und das Mindset, das eine Person mitbringt“. Daher zähle auch bei Neueinstellungen immer noch am meisten, „dass die neue Kollegin oder der neue Kollege zum Unternehmen und unserer Kultur passt“. Darauf zu achten ist auch aus Sicht von Personalentwickler Zehetner keinesfalls verkehrt. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass sich auch die Unternehmenskultur in einem permanenten Veränderungsprozess befinde: „Wer will, dass dieser Veränderungsprozess auch von jungen Menschen mit innovativen Ideen mitgestaltet wird, muss Rahmenbedingungen schaffen, mit denen Jung und Alt gleichermaßen gut leben können.“ Nur so sei dauerhaft garantiert, „dass man vermeintlich altbewährte Methoden auch mal hinterfragt und es im unternehmerischen Alltag nicht allzu oft sinnentleert heißt, dass man das halt immer schon so gemacht habe“.

 

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