Blau-Weiß-Geschäftsführer Peschek im Gespräch
CHEFINFO: Was sind eigentlich die größten Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen einem Geschäftsführer in der Privatwirtschaft und einem eines Fußballklubs?
Christoph Peschek: Die betriebswirtschaftlichen Grundsätze gelten für alle. Es braucht eine vernünftige und saubere Liquiditätsplanung und eine möglichst präzise Planung von Erlösen und Aufwänden. Die größten Unterschiede sind sicher die Emotionalität und die Öffentlichkeit. Es gibt zwei Branchen, über die täglich berichtet wird: Politik und Sport, und da besonders der Fußball. Das öffentliche Interesse ist groß und damit auch die Bewertung. Der Fußball eint, das heißt aber auch, dass viele Menschen mitdiskutieren. Das Feedback der Fans kommt sehr schnell. Das ist ein riesiger Unterschied zur Privatwirtschaft, gleichzeitig ist das aber auch das Schöne. Die Emotionalität zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ist evident. Als Geschäftsführer eines Fußballklubs musst du aber immer die Balance wahren. Ist der sportliche Erfolg da, darf man nicht überheblich werden oder sich in der Sonne suhlen. Unternehmen haben etwas mehr Planungssicherheit, aber auch dort gibt es Unklarheiten, etwa über Marktentwicklungen.
Könnte eigentlich jeder Geschäftsführer aus der Privatwirtschaft einen Klub führen oder braucht es dazu spezielle Skills?
Peschek: Ein ausgeprägtes Interesse am Fußball ist eine Grundvoraussetzung. Wir sind zum einen ein Sportunternehmen, das tagsüber seine Verpflichtungen erfüllen muss, gleichzeitig sind wir ein Freizeitdienstleister. Spieltage und Eventformate finden an den Wochenenden oder am Abend statt. Man ist immer verfügbar. Es gibt nur drei Tage im Jahr, an denen der Fußball ruht – am 24., 25. und 26. Dezember. Sonst läuft es durch. Dazu braucht man viel Leidenschaft und emotionale Verbundenheit. Wenn man die hat, geht man auch die Extrameter, die es braucht.
Fußball lässt sich nur schwer planen. Wie schafft man das trotzdem?
Peschek: Als Klubführung hast du drei Handlungsfelder. Erstens: Strategie und Konzept, also zu wissen, was man ist und was nicht. Zweitens braucht es die Infrastruktur, um das erfüllen zu können, und es braucht drittens das richtige Personal. Man kann das Personal nicht von der Strategie getrennt betrachten. Wenn man einen Kader zusammenstellt, muss man wissen, welche Spielidee man verfolgt und welches Anforderungsprofil man braucht. Dasselbe gilt beim Wirtschaftlichen und Organisatorischen. Das Spannungsfeld in der Planung ist immer da. Verletzungen, Sperren oder einfach nur Pech sind zwar Herausforderungen, aber gleichzeitig braucht es die Strategie, um die Kräfte zu bündeln. Alle müssen von diesem Weg überzeugt sein und an einem Strang ziehen.
Welche Pläne verfolgt Blau-Weiß Linz in der Zukunft?
Peschek: Wir wollen sowohl mit unserem Frauen- als auch dem Männerteam in der Bundesliga bleiben. Daraus ergeben sich die nächsten Schritte: im Sponsoring und im Staff zu wachsen. All das auf Basis einer klaren Positionierung und die betrifft auch den Unterbau. Wir haben derzeit noch keine Nachwuchsakademie, diese wollen wir in den nächsten Jahren schaffen. Wir wollen Spieler entwickeln, welche die Klub-DNA kennen. Der Nachwuchs ist so etwas wie unsere F&E-Abteilung.