Wie ernst nimmt unsere Wirtschaft Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit wird in Österreichs Unternehmen zunehmend zur Chefsache. Dies zeigt die aktuelle Nachhaltigkeitsstudie 2024, durchgeführt von CRIF Austria in Zusammenarbeit mit FHWien der WKW, dem Handelsverband, Leadersnet und Telemark Marketing.
Auf höchster Ebene
Bei zwei Drittel der befragten Unternehmen ist Nachhaltigkeit direkt in der Geschäftsleitung oder Vorstandsebene angesiedelt. Weitere Erkenntnisse aus der Studie:
- • 3/4 der Befragten sehen Nachhaltigkeit als Chance.
- • Die größten Herausforderungen sehen 37% in der Orientierung, was gesetzlich verpflichtend ist und 29% in der Integration von Nachhaltigkeit in ihr Geschäftsmodell.
- • Prio Eins sind ökologische Maßnahmen: 26% betreffen Energieeffizienz, Ressourcenschonung oder Reduktion von Emissionen. 18% Abfallmanagement und Recycling.
- • Aufholbedarf in sozialer Nachhaltigkeit: 4% sind gezielte soziale Maßnahmen, wie faire Arbeitsbedingungen oder gesellschaftliches Engagement.
Äußerst relevant
Die Teilnahme von über 200 Geschäftsführern und Vorständen an der Studie belegt die Relevanz, die dem Thema in den Unternehmensspitzen beigemessen wird. Für viele Unternehmen ist die Einbindung von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie nicht nur eine Reaktion auf regulatorische Anforderungen, sondern eine bewusste Entscheidung, die Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Tiefgreifende Transformation
"Nachhaltigkeit ist Chefsache und das ist gut so, denn nur so kann eine tiefgreifende und effektive Transformation im Unternehmen stattfinden", bilanziert Ruth Moss, Psychologin und Head of Sustainability von CRIF Austria.
Für das Gelingen in der Umsetzung ist entscheidend, dass alle Mitarbeiter diese Veränderung mittragen, was einen neuen Managementstil und Leadership Ansatz bedingt.
Wie gut sind Unternehmen informiert?
Der Wissensstand zum Thema Nachhaltigkeit variiert stark in den Unternehmen und im Vergleich zur Branche. Während 72% der Befragten angeben, dass sie persönlich sehr gut und gut über Nachhaltigkeitsthemen informiert sind, schätzen sie das Wissen im eigenen Unternehmen gesamt schlechter ein (nur 57% mit Schulnote 1 und 2). Nur halb so gut wie sich selbst beurteilen sie mit nur 35% sehr gut und gut den Wissensstand in ihrer Branche.
Alle an Bord!
Mit diesem Wissenstand stellt sich die Frage, wie lange sich die Unternehmen bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen: 58% der Unternehmen geben an, sich bereits seit mindestens fünf Jahren mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen (22% seit mehr als 10 Jahren), während etwa 28% erst vor Kurzem (weniger als 5 Jahre) damit begonnen haben.
Ins Korsett geschnürt
Die Orientierung, was gesetzlich verpflichtend ist und somit die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben stellt für 37% der befragten Unternehmen die größte Herausforderung dar. Im Handel sehen es sogar 50% der befragten Händler als herausfordernd in der Umsetzung. Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes:
Das Korsett an nationalen und EU-Regulierungen wird immer enger. Bereits die Hälfte der österreichischen Händler sieht in der Orientierung darüber, was gesetzlich verpflichtend ist, die größte Herausforderung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit.
Über die Studie
Die Nachhaltigkeitsstudie 2024 ist die größte und umfassendste Unternehmensbefragung ihrer Art in Österreich und bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand und die Herausforderungen der österreichischen Wirtschaft im Bereich Nachhaltigkeit. Sie wurde im Zeitraum Mai – Juli 2024 durchgeführt und basiert auf einer detaillierten Online-Befragung von über 450 Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Sie wurde unter der fachlichen Leitung von
- Robert Sobotka (Telemark Marketing),
- Ruth Moss (CRIF Austria),
- Heidrun Kopp und Michael Heritsch (FHWien der WKW),
- Isabel Lamotte, Gerald Kühberger und Stephan Mayer-Heinisch (Handelsverband) sowie
- Paul Leitenmüller, (Leadersnet)
durchgeführt.
