Handel schlägt Alarm: Was jetzt zu tun ist
Bei der Neujahrs-Pressekonferenz des Österreichischen Handel wurde kein Blatt vor den Mund genommen. Branchenvertreterinnen und Vertreter präsentierten zentrale Forderungen, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu sichern und die Zukunft des Handels als zentralen Teil der Wirtschaft zu gestalten.
Eine Krise nach der anderen
Der österreichische Handel hat sich in den letzten fünf Jahren mit zahlreichen Krisen auseinandergesetzt. 2024 konnte der Einzelhandel mit einem realen Umsatzplus von 0,7% auf 77,2 Milliarden Euro ein positives Zeichen setzen und schwierige Rahmenbedingungen wie Inflation und steigende Betriebskosten meistern. Trotz dieses "Silberstreifs" ist sich Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, sicher:
Forderung 1: Entbürokratisierung
Der österreichische Handel leidet unter einer übermäßigen Bürokratie, die jährlich rund 10 bis 15 Milliarden Euro kostet. Die Branche fordert eine Halbierung der Bürokratie bis 2030 und die Einführung einer 1-in-2-out-Regel: Für jede neue Vorschrift sollen zwei alte gestrichen werden.Norbert W. Scheele, Vizepräsident des Handelsverbandes:
Forderung 2: Arbeitsmarktreform
ohe Lohnnebenkosten machen Arbeit in Österreich wenig attraktiv. Der Handel fordert eine Reform des Arbeitsmarkts, steuerliche Anreize für längeres Arbeiten und eine schrittweise Senkung der Lohnnebenkosten um 0,5% jährlich bis 2030. Karin Reisinger, Mitglied der Geschäftsleitung von dm Österreich:
Forderung 3: Klare Klimaschutz-Regeln
Der Handel unterstützt den EU Green Deal, fordert jedoch eine praxisorientierte Umsetzung. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen kämpfen mit den zahlreichen neuen Regularien. Der Handel setzt auf freiwillige Maßnahmen und klare, umsetzbare Regeln. Nicole Reitinger, CFO von IKEA Österreich:
Forderung 4: Fairer Wettbewerb
Der Handelsverband fordert ein „Level Playing Field“ für alle Akteure im eCommerce. Besonders Drittstaaten-Plattformen wie Shein und Temu, die keine fairen Steuern zahlen und oft unsichere Produkte verkaufen, sollen stärker reguliert werden. Harald Gutschi, Geschäftsführer von OTTO Austria:
Forderung 5: Innovationsoffensive
Generative KI und disruptive Technologien spielen eine entscheidende Rolle für die Zukunft des Handels. Der Handelsverband fordert eine umfassende Innovationsoffensive, um die Potenziale von KI und anderen Technologien auszuschöpfen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Eva Posan, Managing Director Finance von MediaMarkt Österreich:
Hier geht's zum #PlanH
Der österreichische Handel befindet sich in einer entscheidenden Phase, in der eine Kurskorrektur zugunsten des Wirtschaftsstandorts notwendig ist, um den Wohlstand zu sichern. Zum "Plan H" mittels QR-Code:
Ausblick 2025
2025 erwartet der Handel moderate Zuwächse, aber auch viele Herausforderungen. Die Prognosen für den privaten Konsum sind verhalten positiv, doch der Wettbewerb bleibt hart. Die Handelsunternehmen brauchen konkrete politische Unterstützung, um Zukunftswachstum zu sichern. Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes:
Ein Fazit
Die Branche hat klare Forderungen und konkrete Maßnahmen vorgestellt, die für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und den wirtschaftlichen Erfolg unerlässlich sind. Es ist nun an der Politik, diese Anliegen ernst zu nehmen und die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Handel, Politik und Gesellschaft kann es gelingen, den Herausforderungen der kommenden Jahre erfolgreich zu begegnen und den Wohlstand in Österreich zu sichern.