Halleluja: Pilgern vor der Haustür
Weggehen: Um Gott oder einfach sich selbst zu finden – oder um einfach mal die eigene Richtung im Leben zu hinterfragen. Pilgern erlebt einen Boom. Corona hat die Reisenden nur kurz gestoppt. Jetzt werden wieder die Wanderschuhe angezogen. Wer keinen Marathon hinlegen will, ist auch in Mariazell bestens aufgehoben. Rund um Wien locken noch viele andere Wege. Wir haben die schönsten Strecken zusammengefasst.
1. „Via Sacra“ nach Mariazell
Wiener Alpen, Wasserläufe, Wiesen und Wälder: Die über 100 Kilometer lange Strecke zwischen Wien und Mariazell ist reizvoll – nicht nur für besonders Gottesfürchtige. Selige Momente bieten Natur- und Kulturdenkmäler, die sich wie Perlen aneinanderreihen. Die rot-weiß-rote Pilgerreise ist in vier bis fünf Tagesetappen zu schaffen. Auch Wanderneulinge können sich guten Gewissens – und mit Gottvertrauen – auf den Weg machen. Heiligenkreuz oder Kleinmariazell sind bedeutende Zwischenstationen auf dem Weg zur „Magna Mater Austriae“, die zum Verweilen einladen.
2. Wiener Jakobsweg
Der Weg ans Ende der (mittelalterlichen) Welt hat auch noch nach Jahrhunderten größte Anziehungskraft. Er ist sozusagen der strahlende Superstar unter Gottes rechten Pfaden: Seit Jahrhunderten machen sich Menschen aus allen Himmelsrichtungen auf den Weg nach Santiago de Compostela. Einer der Zubringer läuft über Wien. Der Abschnitt beginnt an der slowakischen Grenze bei Wolfstahl. Wer sich von dort auf den Weg zum Grab des Apostel Jakobus aufmachen will, hat einige Sehenswürdigkeiten auf der Strecke: Über die alte Römerstadt Carnuntum führt der Weg entlang der Donau auf den schon von weitem sichtbaren Stephansdom zu. Über Schönbrunn und den Wienerwald geht es dann bis zum Stift Göttweig.
3. Weinviertler Jakobsweg
Eine weitere, erst vor zehn Jahren wiedererschlossene und neu ausgeschilderte Route ins ferne Galizien verläuft durch den Nordosten Niederösterreichs. Beginnend in Drasenhofen geht es rund 150 Wanderkilometer lang über Mistelbach und Stockerau bis nach Krems. Aufgrund der Geländesituation können auch ältere Semester und ungeübte Wandervögel den Rucksack schultern. Einige Pilgerherben entlang der Wegstrecke laden zum Übernachten ein. Tipp: Seit durch die Corona-Lockerungen auch der Grenzübertritt wieder möglich ist, können fromme Geher auch wieder am „Heiligen Berg" im mährigen Mikulov starten.
4. Klemens-Maria-Hofbauer-Weg
Auch den Spuren des Wiener Stadtpatrons kann man folgen: Beginnend in Tasswitz (Mähren), dem Geburtsort von Klemens Maria Hofbauer, führt die Strecke über Znaim, Retz, Eggenburg und Stockerau zum Grab des Heiligen in der Kirche „Maria am Gestade“ in der Wiener Innenstadt. Man kann auch in der City starten und via Ernstbrunn in die andere Richtung losgehen. Wer die komplette Runde absolviert, schafft es auf stolze 250 Kilometer. Der Weg durch liebliche und leicht bewältigbare Landschaften steht ganz im Zeichen der „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ – und des Lebens des Pilger-Patrons.
5. Franziskusweg durchs Weinviertel
Auch der Franziskusweg führt durch die Pilger-Region: 135 Kilometer lang ist der Rundkurs, der in Bad Pirawath beginnt – und endet. Die Strecke ist in 28 Teilabschnitte gegliedert. Wer mit Kleinkindern die Wanderschuhe schnürt, kann kann auch seine kleine Etappe locker schaffen. Eine App hilft, um auf dem richtigen Weg zu bleiben.
Anlaufstelle beim Stephansdom
Wer noch Pilger-Novize ist, kann im Schatten des Stephansdoms starten: Alles Wissenswerte über Wege und Unterkünfte gibt es im Begegnungszentrum der österreichischen Ordensgemeinschaften „Quo vadis“ (Stephansplatz 6). Dort können sich Weitwanderer auch die Pilgerpässe für den Jakobsweg sichern!