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Zwei Astronauten auf Mission im Weltraumanzugsimulator.
Experten gehen davon aus, dass wir in 20 bis 30 Jahren am Weg zum Mars sind.
Experten gehen davon aus, dass wir in 20 bis 30 Jahren am Weg zum Mars sind.
ÖWF/Florian Voggeneder

Faszination Weltraum: Auf zum Mars!

31.08.2023 um 13:45, Alexandra Nagiller
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Experten gehen davon aus, dass wir in 20 bis 30 Jahren am Weg zum Mars sind. Einen wichtigen Beitrag zur Forschung leistet ein österreichisches Unternehmen.

Vor über 50 Jahren betrat der erste Mensch den Mond. Seitdem hat sich viel getan – Experten gehen davon aus, dass wir in 20 bis 30 Jahren am Weg zum Mars sind. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF), das vor 25 Jahren gegründet wurde. Spezialisiert ist man hier auf Analogforschung. Doch was versteht man darunter überhaupt?

Roboter-Erkundung des Weltalls

"Wir simulieren Manöver und unterstützen bei der Entwicklung von Ausrüstung, Methoden und Strategien für die künftige menschliche und robotische Erkundung ohne die Erde zu verlassen", erklärt Reinhard Tlustos vom ÖWF. Das ist eine durchaus übliche Methode – so trainierten die Apollo-Crews in den 60ern in der Wüste, die ESA schult so ihre Astronauten u.a. unter Wasser. Und Analogforschung kann noch mehr: Sie ist mitverantwortlich für so manche Technologie, die auf der Erde im Einsatz ist, etwa in Sachen Wasserrecycling, wie Tlustos erzählt: "Jeder Liter, der ins Weltraum befördert werden muss, ist teurer Ballast, daher wurde geforscht, um die Menge zu minimieren. Heute ist die Technik zur Wasseraufbereitung in Afrika im Einsatz."

Fokus: Auf zum Mars!

Der Fokus des ÖWF liegt auf der Forschung rund um den Mars. Ein wichtiger Baustein dafür sind die Marsanalogmissionen, die seit den 2000er-Jahren durchgeführt werden – die letzte fand 2021, ein Jahr verspätet aufgrund von Corona, in Israel statt. Und die nächste steht bereits in den Startlöchern: Im März 2024 geht es für ein Monat auf eine AMADEE-Mission nach Armenien.

Test mit Raumanzug-Simulatoren

Eine Crew von sechs Analog-Astronauten wird in Armenien mit Raumanzug-Simulatoren und in marsähnlicher Umgebung Experimente durchführen und Ausrüstung testen. Ein Schwerpunkt wird auf Geologie gelegt – hier geht es um Methoden, wie im Raumanzug und mit robotischer Hilfe Proben genommen werden können. Es werden auch Rover im Einsatz sein, die selbst Gesteinsproben entnehmen, Experimente durchführen oder Karten erstellen sollen. „Bei der tatsächlichen Marsmission macht es Sinn, nicht überall Menschen hinzuschicken, sondern auch Rover einzusetzen, die die Vorarbeit leisten“, so Tlustos. Rund 20 Forschungsinstitutionen und Unternehmen sind diesmal dabei, viele aus Österreich, aber auch Italien, den Niederlanden, Spanien oder Armenien. Die Analogastronauten sind zwei Frauen und vier Männern aus Österreich, Deutschland, Italien, Spanien und Israel.

Robert Wild bei einer Simulationsübung.
Robert Wild ist Physiker an der Uni Innsbruck und Analogastronaut für die nächste Mission im Frühjahr 2024.

Job: Analogastronaut

Österreichs Mitglied bei der Mission ist Robert Wild, Analog- Astronaut seit 2019. Der Innsbrucker Physiker forscht an der Universität Innsbruck mit Schwerpunkt auf Laborstudien von interstellaren Ionen und ist zudem ausgebildeter "Wilderness First Responder" und "Advanced Open Water Diver". Das zeigt bereits, dass die Anforderungen an Analogastronauten sich nicht wesentlich von jenen an echte Astronauten unterscheiden – denn die Auswahlverfahren sind hart, ähnlich jenen der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Zuletzt wurden 2019 Analogastronauten gesucht – hunderte Menschen haben sich beworben, schlussendlich wurden sieben ausgebildet, einer davon war Wild. Die folgende Grundausbildung hat nicht nur die Steuerung der ÖWF-Raumanzug-Prototypen umfasst, sondern u. a. auch Geologie, Planetologie, Astrobiologie, Stressmanagement, Notfallmedizin und Fitnesstraining. Hinzu kommen jährlich weitere Trainings und Schulungen.

Authentische Mars-Bedingungen

Der Grund, warum die Ausbildung so hart ist: Die Missionen sollen so authentisch wie möglich ablaufen. Analogastronauten müssen also die gleichen Schwierigkeiten bewältigen wie jene Astronauten, die ins All starten. So wird es etwa in Armenien eine zehnminütige Zeitverzögerung beim Signal zur Mission Control geben, die die Signallaufzeit zwischen Erde und Mars widerspiegelt. Ein besonders wichtiger Baustein ist aber auch der Raumanzug-Simulator: "Aouda.X" kann alle wesentlichen Einschränkungen eines realen Mars-Raumanzuges wiedergeben, etwa Gewicht, Druck-Gegenkräfte oder eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit.

Gefahr: Weltraumschrott

Aber diese Missionen sind nur ein Schwerpunkt des ÖWF. Mit den Adler-Satelliten werden wichtige Daten zu Weltraummüll gesammelt. "Selbst kleinste Teilchen sind gefährlich und können Löcher in Satelliten, Raumanzüge etc. schlagen. Es gibt zwar mathematische Berechnungen zur Verteilung und Menge im All, aber mit echten Daten können die Modelle verfeinert werden. Wir liefern quasi die Grundlage für den Wetterbericht im Weltraum", so der Experte. Gemessen werden die Geschwindigkeit und der Winkel der Einschläge auf der Sensorfläche, um Rückschlüsse auf die Verteilung ziehen zu können.

Neugierde bei Younsters wecken

Ein weiterer Schwerpunkt ist es zudem, an Schulen, mittels Vorträgen und Veranstaltungen, Neugierde zu wecken. "Die künftigen Astronauten und Forscher der Marsmission sind bereits geboren. Diese gilt es also zu erreichen", so Tlustos augenzwinkernd. Und wer schon jetzt Analogastronaut werden möchte: Es könnte gut sein, dass 2024/25 die nächste Suche startet. Also die Augen offen halten – mit Blick Richtung Sterne.

Der Satellit Adler-2 im Weltraum.
Der Satellit Adler-2 liefert mit seiner Sensorfläche von 0,5 Quadratmetern Daten zu Weltraumschrott.

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