Kommentar: Viel Meinung, wenig Ahnung
Nie zuvor war es so uneingeschränkt möglich, sich über ein Thema schlau zu machen, wie heute. Dieser Umstand hat aber den unerwünschten Nebeneffekt, dass es uns wesentlich schwerer fällt, zuzugeben, zu einem Thema nicht genug zu wissen. „Ich weiß es nicht“ ist aus unserem Sprachgebrauch verschwunden. Egal, ob Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg oder Neutralität: Jeder muss in allen Themenbereichen ein Experte sein. Ein Horrorszenario für Menschen, die sich ihr Leben lang beruflich auf diese Themen spezialisiert haben. Ein Beispiel: Kürzlich erklärte ein Twitter-User dem Völkerrechtsexperten Ralph Janik im Brustton der Überzeugung, die österreichische Neutralität – lag dabei aber völlig falsch. Ähnlich geht es übrigens auch den Virologen und Klimaforschern.
Ausgeliefert
Durch die Flut an Informationen hat sich ein weiteres Problem unserer Gesellschaft gezeigt. Während Medien früher als „Gatekeeper“, also als Torwächter, für die Richtigkeit von Nachrichten verantwortlich waren und Falschinformationen aussiebten, finden sich in den Weiten des Internets jetzt zu jedem Thema die irrwitzigsten Theorien. Jetzt könnte man die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Informationen natürlich als Chance sehen, gut informierte Bürger zu haben. Komplexe Zusammenhänge zu verstehen und einzuordnen ist aber weit schwieriger, als einen Suchbegriff bei Google einzutippen. Viel einfacher ist es da, die mit Halbwahrheiten gespickten Kurzzusammenfassungen eines Salzburger Fernseh-Satirikers ungeprüft als eigene Meinung zu übernehmen. Aber, was weiß ich schon?