Im Interview: Hans Roth – der ewige Saubermacher
Weekend: Sie werden heuer 76, machen aber einen unheimlich fitten Eindruck, stehen voll im Berufsleben. Was ist Ihr Geheimnis?
Hans Roth: Ich glaube, dass ich meinen Beruf und die Menschen, die bei uns arbeiten, liebe. Ich mag unsere Kunden und bin in einer Branche tätig, die eine positive Entwicklung hat. Das wird der Grund sein, warum ich – zumindest von außen betrachtet – halbwegs fit aussehe (schmunzelt).
weekend: Haben Sie nie mit dem Gedanken gespielt, sich zurückzuziehen, um einfach nur das Leben zu genießen?
Hans Roth: Eigentlich dachte ich immer, dass ich mich genau in diesem Alter, in dem ich jetzt bin, zurückziehen werde. Aber ich fühle mich gut und habe ein schönes Leben. Ich denke auch, dass ich noch einen Beitrag leisten kann – für die jungen Leute im Haus aber auch für das etablierte Management.
Einer meiner Grundsätze lautet: Mach anderen eine Freude und du machst dir selbst eine Freude. – Hans Roth über das Gücklichsein
weekend: Würden Sie sagen, dass Unternehmertum körperlich und geistig fit hält?
Hans Roth: Ich glaube schon, dass das eine Rolle spielt. Mein ganzes Leben hat mich beschäftigt, wie man es schafft, äußere und innere Zufriedenheit zu erreichen. Das ist mir gelungen. Ich bin mit mir im Reinen.
weekend: Kann man Glücklichsein erlernen oder ist das angeboren?
Hans Roth: Es ist wohl vieles genetisch bedingt. Andererseits kann man das Glück aber auch zu einem gewissen Grad „erzwingen“. Einer meiner Grundsätze lautet: Mach anderen eine Freude und du machst dir selbst eine Freude. Es war mir immer ein Anliegen, wenn mich jemand um etwas bittet, dass ich mich darum kümmere. Dadurch fällt mir das Glücklichsein nicht schwer.
weekend: Angesichts der aktuellen Krisen ist das nicht bei allen Menschen so. Wie wird sich nach Ihrer Ansicht die Ukraine-Krise auf die Wirtschaft auswirken?
Hans Roth: Es wird entscheidend sein, wie der Krieg endet. Wenn er länger dauert, muss man schon eine gewisse Sorge haben. Ich bin aber Optimist und sage, dass wir schon schlimmere Zeiten erlebt haben. Die Menschen sind kreativ und aktiv, halten in letzter Konsequenz viel aus.
weekend: Was raten Sie Unternehmern in diesen Zeiten?
Hans Roth: Ich rate zur Zurückhaltung. Ich würde nicht alles Geld investieren, sondern eine gute Eigenkapitalquote sicherstellen, um nicht von Banken oder Dritten abhängig zu sein. Es ist schon eine herausfordernde Zeit und man braucht viel Fingerspitzengefühl.
weekend: Wenn Sie heute die Entscheidung noch mal treffen würden, sich selbstständig zu machen, in welche Branche würde Hans Roth 2022 gehen?
Hans Roth: Ich habe mich damals – ganz ohne Strategiesitzung – gefragt, was der Region fehlt. Es gab zu der Zeit Diskussionen darüber, die Müllentsorgung verpflichtend einzuführen. Also haben wir den „Saubermacher“ gegründet. Es gibt auch heute noch viele Branchen, auch in unserer, wo man Nischen finden kann. Wichtig ist aber auch, dass man etwas angeht, was einem Freude macht.
Es ist als Unternehmer eine herausfordernde Zeit und man braucht viel Fingerspitzengefühl. – Hans Roth über die Ukraine-Krise
weekend: Unter anderem haben Sie in ein Batterie-Recyclingunternehmen investiert. Löst die Elektromobilität unsere Probleme mit dem Klima?
Hans Roth: Nein, das alleine wohl nicht. Aber es wird ein wichtiger Baustein sein, sofern es uns gelingt, nicht von der Energie aus dem Ausland abhängig zu sein. Das wird freilich ein schwieriges Unterfangen. Es werden daneben auch andere alternative Energien und Treibstoffe eine wichtige Rolle spielen. Wir bekommen beispielweise im Sommer den ersten Wasserstoff-Lkw der Steiermark.
weekend: Wie hoch ist der recycelbare Anteil bei Autobatterie?
Hans Roth: Wir sind in der Lage, dass wir E-Autobatterien zu über 70% recyceln, bei den Metallen der Batterien liegt die Verwertungsquote sogar bei über 95%. Noch kommen allerdings nicht sehr viele zurück, da Autobatterien eine Lebensdauer von zehn bis zwölf Jahren haben. Die Akkus der ersten Stunde haben zudem nicht mehr viel mit jenen von heute zu tun. Die Industrie versucht, mit immer weniger Rohstoffen auszukommen und gleichzeitig die Batterien leichter und günstiger zu machen.