Außergewöhnliches Design im neuen Motel One Graz
Wie läuft so ein Designprozess ab?
Barbara Wild: Zunächst wird eine intensive Recherche vor Ort durchgeführt: welche Themen passen zum jeweiligen Standort und machen ihn interessant. In Graz waren die Kontraste zwischen dem historischen Stadtbild (Unesco Weltkulturerbe) und dem modernen Graz (Unesco City of Design) beeindruckend. Auch das Kunstmuseum „the friendly alien“ direkt angrenzend an die historische Altstadt lieferte Inspiration. Um diese Grundidee der Kontraste habe ich den Entwurf der Lobby gestaltet. Historische Elemente wurden in der Raumgestaltung aufgegriffen, z.B.: die Wandvertäfelung, die Rundbögen an der Bar sowie das Fischgrätparkett auf dem Tresen. Für den modernen Designcharakter habe ich dann nach einer passenden Künstlerin gesucht und DECASA gefunden. Das hat sich für uns und unser Hotel als perfektes Match herausgestellt.
Wie funktionierte die Zusammenarbeit?
Barbara Wild: Die Zusammenarbeit mit Carola Deutsch vom DECASA Kreativstudio funktionierte großartig. Als Projektverantwortliche Interior Designerin habe ich das Designkonzept für das Motel One Graz erarbeitet und den Grundstein gelegt – dann wurde DECASA mit ins Boot geholt. Motel One ist es wichtig, möglichst wenige Vorgaben für Kooperationspartner:innen zu machen.
Gab es von Motel One bestimmte Vorgaben zur Kunst?
Barbara Wild: Als Interior Designer definieren wir vorab das Designthema des Hauses und die für die Kunst verfügbaren Flächen. Denn durch die Positionierung ergeben sich bauliche Abhängigkeiten, die frühzeitig eingeplant werden müssen – wie etwa die Beleuchtung, die für die Kunst von großer Bedeutung ist oder auch eventuelle Deckenverstärkungen, wie bei unserem Raumteiler vor dem Aufzug. Wir wenden uns mit einem konkreten Briefing an unsere Kooperationspartner:innen.
Welches Design erwartet Gäste im neuen Motel One Graz?
Barbara Wild: Im Motel One Graz haben wir eine sehr lebendige Gestaltung, die nicht nur von den bunten Farben lebt, sondern auch von Kontrasten geprägt ist. So findet man historisch anmutende Elemente wie Wandvertäfelungen, oder auch die Holzfront des Tresens. Das Holz ist ein original Fischgrätparkett, das dem Gast auch ein haptisches Erlebnis schafft. Im Gegensatz dazu stehen moderne Designer-Möbel und Leuchten von Moroso, Gebrüder Thonet, Quasar oder MOOOI, die mutig, farbig und besonders sind: z.B. der Peacock Chair von Cappellini, der sich stolz, wie ein Pfau, in organischen Formen und knalligem Grün aufplustert.
Was ist Ihr persönliches Highlight im neuen Motel One Graz?
Barbara Wild: Der Aufzugsschacht. Für mich ist es das Herzstück des Hauses. Es ist zu großen Teilen die Originalstruktur aus dem ursprünglichen Gebäude von 1907. Hier stand früher die einladende Haupttreppe – jetzt sollte es zu einem verglasten Aufzugsschacht werden. Wir wussten sofort, dass diese Wände eine Inszenierung brauchten. Auch unseren Entwicklungspartner und Eigentümer, Dorotheum Graz, könnten wir vom Erhalt der Oberflächenstruktur überzeugen. Die sichtbare alte Struktur des Gebäudes wird mit bunter Farbe inszeniert, dabei aber nicht von ihr überdeckt, sondern bildet mit ihr zusammen etwas Neues.