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Alle Achtung-Frontman Chris Stani
Frontman Chris Stani und Alle Achtung feiern das zehnjährige Bandjubiläum mit einem Spezial-Konzert.
Frontman Chris Stani und Alle Achtung feiern das zehnjährige Bandjubiläum mit einem Spezial-Konzert.
Lukas Brunner

Mittelfinger als Stopptaste: Chris Stani im Interview

30.08.2024 um 09:01, Robert Eichenauer
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"Alle Achtung" feiern ihr 10-jähriges Bandjubiläum. Frontman Chris Stani über Hassprediger, die gefährdete Demokratie und Pläne für die Zukunft.

"Alle Achtung" wurden 2014 gegründet. Zum zehnjährigen Jubiläum veranstaltet die Band im steirischen Thal am 27. und 28. September ein Konzert, bei dem unter anderen Paul Pizzera, Edmund, Anna Sophie und viele andere Stars als Gastsänger auftreten. „Marie“ war der bisher größte Hit und erreichte Platinstatus. Anfang nächsten Jahres kommt ein mit großer Spannung erwartetes neues Album. Außerdem ist eine Tour geplant.

Auf dem Foto, das du uns übermittelt hast, zeigst du eine unmissverständliche Geste. Wem genau gilt der Stinkefinger?
Stani: Ich bin als Person geradezu verschrien, ein gnadenloser Optimist zu sein. Ich bin mit so viel Grundoptimismus ausgestattet, dass es manchmal schon wehtut (lacht). Es gibt aber mittlerweile leider viele Menschen, die aufwiegeln, spalten und andere heruntermachen. Und ich denke, dass man denen einmal den Mittelfinger zeigen muss, gewissermaßen als Stoppsignal: Bis hierher und nicht weiter! Die Geste ist als Aufruf zum Zusammenhalt zu verstehen.

Spielst du damit auf die Absage des Taylor-­Swift-Konzerts an?
Stani: Ja, natürlich auch. Es ist traurig, wenn man solche Großevents absagen muss. Ich habe da einen guten Satz gelesen: Es geht nicht um die Radikalisierung des Islam, sondern um die Islamisierung der Radikalen. Ich finde, das trifft es ziemlich gut. Das Hauptproblem ist, dass wir dabei sind, einen Teil der Jugendlichen zu verlieren. Und diese Jugendlichen fallen auf Hassprediger aus verschiedenen Lagern herein. Die Radikalisierung kommt nämlich auch von rechts.

Nicht wenige Menschen haben in Österreich Angst um die Demokratie. Du auch?
Stani: Die Demokratie ist grundsätzlich immer gefährdet. Man sieht auch, wie schnell es gehen kann, wenn etwa ein Innenminister mir nichts, dir nichts beim Geheimdienst eine Hausdurchsuchung anordnen kann. Ich denke, man muss immer wachsam sein.

Alle Achtung-Frontman Chris Stani zeigt der Kamera den Mittelfinger
Achtung-Frontman Chris Stani meint den Mittelfinger nicht als Beleidigung, sondern als Geste für Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Ihr habt den Ruf einer Gute-Laune-Band. Werden in Zukunft ernstere Themen in eure Musik Einzug halten?
Stani: Ich bin ja nicht umsonst Optimist. Nein, ich glaube, dass gerade in solchen Zeiten positive und optimistische Musik wichtig ist. Ihr feiert heuer euer Zehnjahresjubiläum.

Was ­dürfen wir uns da noch ­erwarten?
Stani: Wir haben noch viel vor. Unser wichtigstes Event wird das #Heimspiel sein, unser eigentliches Geburtstagsfest, das in einer zweitägigen Show über die Bühne geht. Mit uns spielen unter anderen Paul Pizzera, Edmund, Anna Sophie und Caroline Athanasiadis. Und es gibt dann natürlich unser Geburtstagskonzert. Für den Herbst haben wir eine Tour geplant.

Das Who is Who ist zu Gast beim #Heimspiel. Die österreichische Musikszene scheint zu boomen. Hat es je bessere heimische Musik gegeben?
Stani: Ich glaube tatsächlich, dass die Szene noch nie ­kreativer und besser war als heute. Vor allem ist die Bandbreite gewaltig, sie reicht von Schlager bis Indie-Rock.

Gruppenaufnahme der steirischen Band Alle Achtung
Hitmaschinen: Max Bieder, Patrick Freisinger, Chris Stani, Robi Veigl und Romina Denaro (v. l.) sind "Alle Achtung".

Ihr habt heuer schon drei Singles herausgebracht, demnächst soll auch ein Album folgen. Weiß man schon wann?
Stani: Heuer wird einmal nur gefeiert. Wenn wir dann wieder nüchtern sind, kommt das Album (lacht wieder). Der Großteil ist bereits fertig, Anfang bis Mitte nächsten Jahres werden wir releasen.

Ein Jubiläum ist mit einem runden Geburtstag vergleichbar. Fragt man sich da, was noch kommen wird?
Stani: Am Anfang war ich eh nicht ganz glücklich mit dem Jubiläum, weil irgendwie fühlt man sich dann auch selbst alt. Meine persönliche Zeitrechnung fängt ohnehin erst mit „Marie“ an, denn die sechs Jahre davor haben wir in erster Linie durch Erfolglosigkeit geglänzt (lacht wieder). Ich kann mich erinnern, dass wir einmal in Feldbach für einen einzigen Fan gespielt haben. Der ist aber dafür voll abgegangen. Diese Zeiten liegen Gott sei Dank hinter uns. Ich möchte mit der Band noch viele großartige Alben machen und noch viel ausprobieren. Ich würde zum Beispiel wahnsinnig gerne eine völlig andere Show machen, die man sich wie ein zweistün­diges Theaterstück vorstellen kann. Und natürlich möchten wir Deutschland erobern.

Ihr habt voriges Jahr am Donauinselfest vor 100.000 Leute gespielt. Ist das ein besonderer Kick?
Stani: Klar, eine solche Dimension macht schon etwas mit einem. Zunächst hatte ich das Gefühl, es sei ein Gig wie jeder andere. Als ich dann einige Tage später ein Interview von mir gesehen habe, das unmittelbar nach dem Konzert aufgenommen wurde, habe ich erst gemerkt, dass ich out of control war.

Ist Popularität für dich wichtig oder bist du jemand, der sagt: "Ich ziehe mein Ding durch, egal, ob es jemand anderem gefällt."?
Stani: (lacht ein letztes Mal) Nein, so abgefuckte Indie-Rocker sind wir nicht. Mir taugt es, live zu spielen, Menschen zu erreichen und zu ihnen eine Verbindung herzustellen. Es stört mich auch nicht, wenn mich jemand auf der Straße anspricht. Oft sind das sehr schöne Begegnungen. Vielleicht ist das bei Taylor Swift ein wenig anders. Stalker, die schlimmste Seite des Fame, haben wir zum Glück nicht.

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