Richtig Palmbuschen binden – die „Magischen Sieben“
7 immergrüne Pflanzen
Einen einzig wahren Palmbuschen gibt es laut Brauchtums-Experte Hans Köhl nicht – die Bestandteile variieren von Region zu Region. Einig ist man sich aber scheinbar bei der Anzahl der Pflanzen: sieben sollen es mindestens sein. So wird beispielsweise der Flachgauer Palmbuschen aus folgenden Bestandteilen gebunden:
- Palmkätzchen
- Buchsbaum
- Wacholder
- Stechpalme
- Eibe
- Zeder
- Segen (Sefen, Sebenbaum) – eine zypressenähnliche Pflanze
Gebunden zu einem Palmbuschen entfalten die sieben immergrünen Pflanzen erst durch die Weihe ihre Wirkungen und sollen im Haushalt für Schutz, Glück und Segen sorgen. Einigen Pflanzen wird sogar eine spezielle Wirkung nachgesagt. So stehen zum Beispiel Palmkätzchen für die Auferstehung und den Neubeginn, die Stechpalme soll Dämonen fernhalten, die Eibe Hexen zu Leibe rücken und Wacholder symbolisiert als „Baum des Lebens“ Ewigkeit, Fruchtbarkeit und Gesundheit. Getragen wird der Palmbuschen in der Regel auf einem Haselnuss-Stock, der vor Blitzeinschlägen schützen soll und als Symbol der Weisheit und Fruchtbarkeit gilt.
Neben den Flachgauer Klassikern werden vielerorts noch zusätzliche Pflanzen in den Busch gebunden. Darunter Birke, Efeu, Eichenlaub, Haselstrauch, Kirsche, Lärche und auch Thuje, die allgemein abwehrend wirkt und als grünes Symbol für die Ewigkeit und des sich immer erneuernden Lebens steht.
Anleitung zum Palmbuschen binden
Material: entsprechende Zweige, gespaltene Korbweide (anstatt des Drahtes), Haselnuss-Stock, Gartenschere, grünes Floristenband, zur Verzierung Brezeln, bunte Hobelscharten und ähnliches.
- Die immergrünen Pflanzen holt man sich am besten direkt in der Natur. Wer kein Experte der Baumkunde ist, wird auch bei Floristen und im Handel fündig.
- Die Zweige je nach gewünschter Größe des Palmbuschens mit einer Gartenschere zerkleinern und entsprechend schneiden.
- Palmkätzchen und andere gerade Zweige rund um den Haselnuss-Stock anordnen und mit Korbweide („Febergarchten“) festbinden. Streng genommen sollte man ohne Draht arbeiten.
- Das restliche Grünzeug buschig anordnen und ebenfalls mit Korbweide festbinden.
- Optional die Korbweide (oder den Draht) mit grünem Floristenband umwickeln und somit verstecken.
- Dekorieren mit Brezeln, kleinen Ostereiern, Häschen und bunten Hobelscharten.
Nicht wegwerfen
Nach der kirchlichen Weihe werden die Palmbuschen mit nach Hause genommen und mit Bitten und Wünschen an verschiedenen Orten aufgestellt. Landwirte stecken die Büsche traditionell in die Erde auf Wiesen und Felder. Das soll eine gute Ernte gewährleisten und Unwetter abwenden. Wer es mit der Tradition ernst nimmt, beachtet auch den festgelegten Zeitpunkt für das sogenannte Ausstecken: am Karfreitag vor Sonnenaufgang soll dies der Tradition nach geschehen. In Ställen schützt der Palmbuschen vor Krankheiten und unter dem Dach vor Feuer und Unwetter. Weggeworfen werden die Palmbuschen übrigens nicht, sie werden verbrannt – zum Beispiel im Osterfeuer, im Zuge der Raunächte im Dezember oder am Aschermittwoch im darauffolgenden Jahr. Auch das wird von Region zu Region unterschiedlich zelebriert.