Weichen stellen: Salzburg stimmt über den S-LINK ab
Laut der „Verkehrserhebung 2022“ werden im Bundesland Salzburg 45 Prozent der Wege im Alltag (durchschnittliche Länge 40 km) mit dem KFZ zurückgelegt, 40 Prozent sind zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs und nur 15 Prozent dieser Fahrten werden mit Bus oder Bahn erledigt. Vor allem im Salzburger Stadtgebiet hat dies Staus zu den Stoßzeiten und eine große Umweltbelastung zur Folge. Dass der öffentliche Verkehr attraktiver werden muss, ist beiden Fraktionen klar – der pro-S-LINK-Lobby wie auch jenen Aktivisten, die das Projekt bekämpfen. Neben der Landesregierung und der Projektgesellschaft S-Link setzt sich auch die Initiative „Dafür - Zukunft Mobilität“ und ein Personenkomitee für den S-Link ein, auf der Gegenseite agiert die Initiative „Stopp U-Bahn“, der sich eine Reihe von prominenten S-LINK-Skeptikern zugesellt hat, darunter Ex-Bürgermeister Heinz Schaden und Arno Gasteiger, ehemaliger Salzburg AG-Aufsichtsratschef. Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) ist bekanntermaßen ebenfalls ein Gegner der unterirdischen Regionalbahn.
„Milliardengrab“
Der eigentliche Zankapfel war von Anfang an die unterirdische Trasse. Zunächst noch als „kürzeste U-Bahn der Welt“ zwischen Bahnhof und Mirabellplatz verlacht, avancierte das Projekt unter seinen Gegnern zum „Milliardengrab“ und „Schildbürgerstreich“, als weitere Planungen bekannt wurden. Diesen zufolge soll die Bahn unter der Salzach in Richtung Nonntal weitergeführt werden und ab der Mitte der Alpenstraße oberirdisch Richtung Anif, Niederalm und Hallein verlaufen. Die Projektgegner sehen durch einen Tunnelbau die historische Bausubstanz der Altstadt gefährdet, warnen aber auch vor einer „Zerstörung“ der Alpenstraße und in der weiteren Folge auch vor einer Störung von Naturräumen und landwirtschaftlichen Flächen. Sie lehnen das Gesamtprojekt in Bausch und Bogen ab. Auch eine Hausbesitzer-Initiative formierte sich unter dem Namen „altstadt-retten.at“ – sie geht von einer Absenkung des Untergrunds mit katastrophalen Folgen für die Altstadt aus, falls der Tunnel gebaut wird.
„Ein ganz massiver Riegel“
Für die S-LINK-Planer und damit auch für die Landesregierung ist der S-LINK der Hauptstrang einer zukünftigen Gesamt-Verkehrslösung für Salzburg. An diesen Strang soll dereinst die „Messebahn“ mit Verlängerung Richtung Flughafen und Wals und andere Eisenbahnstrecken – angedacht ist sogar eine neue „Ischlerbahn“ - angehängt werden. Unverzichtbar sei in jeden Fall die unterirdische Röhre als Kernstück, die Lage der Stadt zwischen Stadtbergen und der Salzach lasse eine oberirdische Straßenbahn nicht zu. Die Bedenken bezüglich der Geologie sind für die Projektgesellschaft irrelevant. Deren Aufsichtsratschef Christian Struber bezeichnete es in einem kürzlich geführten SN-Interview als „Mär, dass durch den S-LINK irgendein Haus gefährdet ist“. Struber sprach von einem massiven „Betonriegel, der die Stabilität der Häuser sogar unterstützt“. Es könnten Risse entstehen – wie bei jedem anderen Bauprojekt auch, für diese kleinen Schäden komme der Projektbetreiber selbstverständlich auf. Aufhorchen ließ Struber außerdem mit der beiläufigen Bemerkung, der S-LINK werde wohl oder übel in jedem Fall gebaut, auch falls die Abstimmung in der Stadt nicht in diesem Sinn ausfalle. „Das Projekt zu versenken wäre ein Verrat an unserer Jugend.“