Peters-Science-Blog: Lawinen - der weiße Tod!
Warum ist es zu diesen tragischen Unfällen gekommen? Die Faktoren Mensch, große Mengen Neuschnee, starker Wind und schönes Wetter haben einen Todescocktail gemixt. Der Faktor Mensch ergibt sich dadurch, dass einfach die Lawinensituation in den Alpen falsch eingeschätzt wurde und die Lawinenwarnstufe 3 unterschätzt wurde. Die Lawinenwarnstufe 3 (von insgesamt 5 Warnstufen) bedeutet erhebliche Lawinengefahr und wird dann vom Lawinenwarndienst ausgegeben, wenn die Schneedecke an vielen Steilhängen nur mäßig bis schwach verfestigt ist. Das bedeutet auch, dass man nicht bedenkenlos im freien Gelände sich bewegen kann und dass permanent eine Einzelhangbeurteilung durchgeführt werden muss.
Der Faktor Neuschnee ist dadurch eingetreten, indem in manchen Bereichen im alpinen Raum in den Tagen vor dem Freitag bis zu 1m Neuschnee gefallen ist. Dieser Neuschnee konnte sich in den höheren Lagen noch nicht umwandeln und verfestigen. Der Faktor Wind hat ebenfalls seines dazu beigetragen. In den Kammlagen hat es in den Tagen des Niederschlags Sturmböen mit mehr als 100 km/h gegeben. Starker Wind verfrachtet den gefallenen Schnee von den Luv in die Lee Lagen, zerstört die Schneekristalle, sodass diese sich nicht gut untereinander verbinden können und bildet somit eine labile Schneeschicht (Triebschnee).
Als letzte Beilage in diesen Todescocktail hat es noch die Schönwettersituation an diesem Wochenende gegeben. Dieses tolle Wetter hat natürlich zahlreiche Wintersportlerinnen und Wintersportler raus in die Natur gelockt. Experten haben bereits vor dem Wochenende davor gewarnt, den freien Skiraum zu unbedarft zu benutzen. Und sie haben leider recht behalten. Bei einigen Skitourengruppen hat es einen Begleiter gegeben: den Tod. Um diesen ständigen Begleiter nicht aktiv werden zu lassen, ist es wichtig, dass sich die Personen, die sich im freien, ungesicherten Schiraum bewegen, auch entsprechend verhalten, sich mit der Materie Lawine auseinandersetzen, die Lawinenlageberichte genau studieren und auf Warnungen von Experten hören.
Wenn man sich dennoch auf eine Skitour oder eine Variantenabfahrt oder eine Schneeschuhwanderung begibt, muss man jeden Hang genau analysieren, eine Einzelhangbeurteilung durchführen und natürlich auch die entsprechende Sicherheitsausrüstung mitführen. Wenn es nicht anders geht muss ich in die Schneedecke hineinschauen, sprich ein Schneeprofil graben. Nur so kann ich den Begleiter Tod abschütteln und wieder sicher nach Hause zurückkehren.
Wusstest du dass?
- Staublawinen Geschwindigkeiten von mehr als 300km/h erreichen können.
- dass am 23. Februar 1999 bei der Lawinenkatastrophe von Galtür (Tirol) 38 Menschen starben.
- dass am 11.Jänner 1954 eine Lawine den Ort Blons (Vorarlberg) zerstört hat und 118 Menschen in ihren Häusern verschüttet wurden. Dass eine zweite Lawine neun Stunden später einen Großteil der Rettungsmannschaften unter sich begraben hat und in Summe 55 Menschen nur noch tot geborgen werden konnten und 2 Personen verschollen geblieben sind.
Wichtige Infos
Der Lawinenlagebericht wird vom Lawinenwarndienst erstellt. Dieser ist eine vielfach vernetzte Kooperationsstruktur mehrerer Sicherheits- und Katastrophenschutz-behörden. Der Lawinenlagebericht wird durch die Medien verbreitet und ständig aktualisiert. Er erscheint täglich neu um 18:00 Uhr, damit er für die Tourenplanung am nächsten Tag herangezogen werden kann. (www.lawine.at)
Über den Autor:
Dr. Dr. Peter Schürz ist Ex-Professor an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich und hat sich als Klimatologe und Experte für Wetterkunde der Alpen einen Namen gemacht. Außerdem hat er bei den Science Busters eng mit Werner Gruber zusammengearbeitet und Experimente für die beliebte Show vorbereitet. Weiters ist er Skiinstruktor, Heereshochalpinist und Landesskilehrer.