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Weekend Magazin

Kommentar: Neue alte Gesichter vs. alte neue Ideen

18.04.2023 um 14:24, Gerhard Gall
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Stell dir vor, es ist Maiaufmarsch und keiner geht hin... Ein Kommentar von Chefredakteur Gerhard Gall zum parteiinternen Machtkampf in der SPÖ.

Stell dir vor, es ist Maiaufmarsch und keiner geht hin. Eine Vision, deren Wahrwerdung vor der Tür steht. Denn auch ein neues altes Gesicht aus den roten Reihen wird den Selbstzerstörungsprozess der SPÖ nicht abwenden.

Längst überfällig

Doskozil den schwarzen Hans Peter zuzuschieben, weil er einen längst überfälligen Aufstand angezettelt hat, greift in der Denke zu kurz. Von der absoluten Mehrheit in die Versenkung – dieser Sturzflug hat bereits begonnen, als Bobo-Linke den Führungskern unterwandert und die Macht übernommen haben. Abgehobene, überbezahlte Parteischulabsolventen. Salonlinke, die fälschlich vermeinen, es genüge, mit hochgereckter linker Faust kubanische Kampflieder zum Barolo zu singen, um ein Sozi von echtem Schrot und Korn zu sein.

Image-Verlust

Zurück blieb eine irritierte, alleingelassene Basis, deren Anliegen plötzlich unwichtiger waren, als gendern, die Integration nichtbinärer Geschlechteridentitäten, die Segnungen der Multikultur oder die bevorzugte Befassung mit anderen Theorien, die nicht jene einer mehrheitsfähigen Bevölkerung sind und dieser auch nix bringen. Deshalb ist es weg, das Image, eine Arbeiterpartei und Vertretung der kleinen Leute zu sein, die sich jetzt beim blauen Erzfeind besser aufgehoben fühlen. Und so nützen neue alte Gesichter weniger als eine alte neue Ausrichtung. Dann führt sich auch der Maiaufmarsch nicht ad absurdum.