Interview Landeshauptmann Thomas Stelzer: Fahrplan TU-Linz
Weekend: Wie nennen wir die neue Uni? TU Linz, Digitale Uni, Technische Universität?
Thomas Stelzer: Eigentlich „Institute of Digital Sciences Austria“. Eine starke internationale Marke!
Weekend: Der Studienbetrieb soll 2023 starten. Manche halten das für illusorisch. Ist der Termin realistisch?
Thomas Stelzer: Der Termin steht und ist realistisch. Allerdings wird es bis zum Vollbetrieb noch einige Zeit dauern. Wichtig ist, dass wir starten und die ersten Schritte gehen.
weekend: Was sollen sich die Oberösterreicher vereinfacht ausgedrückt von einer TU Linz erwarten?
Thomas Stelzer: Beim Begriff Technische Universität hat man zuerst den Begriff Technik im Hinterkopf. Aber der inhaltliche Bogen der neuen TU Linz ist weiter gespannt. Ziel ist es, neue Studierende zu bekommen, die vielleicht nicht vorhatten, ein technisches Studium zu machen. Oberösterreich ist seit jeher ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort, aber auch Vorreiter im Bereich der digitalen Kunst – sprich Ars Electronica. Das war sicher auch ein Punkt bei der Standortentscheidung für Linz. Die TU Linz wird also auch in der künstlerischen Dimension arbeiten.
Weekend: Das Gebäude der TU Linz wird beim Science Park der Johannes Kepler Uni errichtet?
Thomas Stelzer: Nachdem es einige Zeit dauern wird, bis der Bau fertiggestellt ist, fungiert die JKU sozusagen als Geburtshelferin. Zum Studienbeginn 2023 werden die Räumlichkeiten der JKU genutzt. Für den Bau ist der Bund zuständig. Wir, das Land Oberösterreich, beteiligen uns mit 117 Millionen Euro. Das entspricht der Hälfte.
Weekend: Kritiker sagen der TU Linz eine zu starke Nähe zur Politik und Wirtschaft nach?
Thomas Stelzer: Die Politik ist dazu da, Entscheidungen zu treffen und die Idee TU Linz zu realisieren. Natürlich braucht man unbeeinflusste Grundlagenforschung, aber trotzdem muss es einen entspannten Umgang mit der Wirtschaft geben. Jeder Forscher möchte ja auch, dass seine Forschung in der Praxis umgesetzt wird. International wird schon lange höchst erfolgreich mit der Industrie beziehungsweise Wirtschaft kooperiert. Das Ganze geht natürlich nicht auf Bestellung!
Weekend: Warum gab es bereits vor der Umsetzung der Idee soviel Kritik?
Thomas Stelzer: Das Neue ist aus meiner Sicht immer faszinierend, löst aber auch immer Unsicherheiten aus. Hier geht es natürlich auch um Interessen anderer Universitätsstandorte. Und da geht es immer um das liebe Geld. Nachdem aber klargestellt wurde, dass es für die neue Uni auch zusätzliches Geld gibt und die anderen Universitäten nicht belastet werden, ist da viel Sorge verflogen.
Weekend: Sie dürfen sich jetzt noch etwas für die TU Linz wünschen?
Thomas Stelzer: Dass die TU Linz eine internationale Strahlkraft bekommt, viele Studierende beziehungsweise lehrende Persönlichkeiten nach Linz kommen, die hier auch bleiben und bei uns tätig sind.