Bildungsdirektor Alfred Klampfer zum Lehrermangel: „Die Planung war und ist nicht ganz einfach!"
Weekend: Der Lehrermangel dürfte Sie in den letzten Wochen bei der Planung beschäftigt haben?
Alfred Klampfer: Ja, die Planung war und ist nicht ganz einfach. Wir haben für das neue Schuljahr über 1.000 neue Stellen besetzt. In der Oberstufe konnten wir alles abdecken. 270 Stellen hatten wir zu Schulbeginn in der Pflichtschule ausgeschrieben. Dort war es etwas schwieriger. Einige fehlende Stunden werden in Form von Überstunden erledigt. Wirklich wissen wir aber erst Ende September, ob und wie viele Lehrer dann tatsächlich fehlen. Aber alles in allem werden wir es schaffen.
weekend: Wie viele Lehrer werden in den nächsten Jahren fehlen?
Alfred Klampfer: Das ist nicht verlässlich zu sagen. Der Bedarf wird aber sehr hoch sein. Die Babyboomer-Generation geht in Pension und das trifft nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Schule. Zudem haben wir viele Lehrer- innen, die irgendwann in Karenz gehen werden.
weekend: Welche Fächer sind besonders betroffen?
Alfred Klampfer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Informatik, Physik, Chemie sowie vor allem auch Bewegung und Sport. Hier insbesondere Mädchenturnen.
weekend: Die digitale Bildung wird derzeit forciert? Wie digital ist die Schule heute?
Alfred Klampfer: Was die Ausstattung der SchülerInnen mit digitalen Geräten bzw. Tablets anbelangt, sind wir gut aufgestellt. Im letzten Jahr wurden die fünften und sechsten Klassen ausgestattet. Schon 2023 werden alle Klassen in der Sekundar- stufe 1 ausgestattet sein. Weiters haben wir eine riesige Fortbildungsoffensive in den Pädagogischen Hochschulen gestartet - mit enormen Teilnehmerzahlen. Wir hatten alleine im Vorjahr 30.000 Anmeldungen für Kurse! Weiters sind wir im Breitbandausbau gut unterwegs. Bundesschulen sind zu 100 Prozent mit Breitbandinternet ausgestattet. In den Pflichtschulen sind es auch schon über 90 Prozent!
weekend: Wie viele Schüler erwarten Sie noch aus der Ukraine?
Alfred Klampfer: Schwer zu sagen! Wir wissen, dass einige schon wieder zurückgegangen sind. Aber auch, dass es noch 300 bis 400 Schüler gibt, die spät nach Österreich gekommen sind und bisher noch nicht in der Schule unterrichtet wurden. Vorsichtig geschätzt nehme ich an, dass die Zahlen noch leicht steigen werden.
weekend: Das Thema Covid? Alfred Klampfer: Jede Schule weiß, was zu tun ist. Man hat schließlich schon Erfahrung mit derartigen Problemen. Zudem haben die Schulen mehr Autonomie und können so besser reagieren
Zur Person:
Alfred Klampfer ist seit 2018 Bildungsdirektor in Oberösterreich und war insgesamt etwa 20 Jahre im Schuldienst tätig. Der gebürtige Greiner ist verheiratet und hat drei Kinder.