Kommentar: Taub für die Alarmsignale
Angesichts des ausufernden Weltgeschehens ist eine angemessene Auseinandersetzung mit einer gesellschaftlich hochdramatischen Entwicklung völlig untergegangen: In Österreich fristet mehr als eine Million Menschen ein Analphabetendasein. Über 50 Prozent der Betroffenen haben Migrationshintergrund, am Rest hat das Schulsystem versagt. Es ist schon verstörend, dass der Arbeitsmarkt zwar permanent Bildungs- und Qualifikationsoffensiven urgiert, in der Politik aber wenig bis nichts weitergebracht wird. Noch dazu wenn ein Problem nicht neu ist und der Tendenzpfeil seit Jahren aufwärts zeigt.
Obwohl die Gesamtzahl der Schüler sinkt, steigt nämlich die Zahl jener, deren Muttersprache nicht die deutsche ist. Sachliche Diskussionen in diesem Bereich sind nicht möglich. Jeder, der Gegenmaßnahmen wie verpflichtendes Deutsch am Schulhof oder die Abschaffung fremdsprachiger Formulare im Amtswesen fordert, wird von politischen Realitätsverweigerern sofort mit hoch aufgerichteter Rassismuskeule ins rechte Eck gedrängt. Erschwerend wirkt auch noch die Lachnummer rund um die so stolz präsentierten neuen Lehrpläne, die von Experten als teils hoffnungslos veraltet eingestuft wurden. Und deshalb wird das Ziehen in der Magengegend umso größer, je öfter der Ministername Martin Polaschek in Zusammenhang mit dem Wort Krisenmanagement fällt.