Weltfrauentag: Wein als Berufung
Tendenz steigend. Die Winzerinnen werden immer mehr und scheuen keine weiten Wege und Mühen in der Berufsausbildung. „Ob als Winzerin oder Heurigenwirtin – die Frauen leisten im regionalen Weinbusiness Großartiges. Und das oft zusätzlich zum Management von Familie und der Betreuung der älteren Generationen“, betont Katharina Wöhrleitner, Geschäftsführerin Weinforum Thermenregion.
BIO-Pioniere Pferschy-Seper
Das BIO-Weingut Pferschy-Seper in Mödling ist seit Generationen in Frauenhand und zählt zu den BIO-Pionieren der Thermenregion. Seit 2004 leitet Birgit Pferschy-Seper, Absolventin der Weinbauschule Klosterneuburg, den Betrieb. Unterstützung bekommt sie bei der Vinifizierung im Keller sowie bei der Arbeit im Weingarten seit 2020 von ihrer Tochter Anna Seper. Die Jungwinzerin hat in Krems „International Wine Business“ studiert und ist seit 2022 geprüfte Kellermeisterin.
TU-Absolventin
2018 hat Sandra Dorr den Buffetbetrieb von ihrer Schwiegermutter Monika Leeb übernommen. Die Absolventin des Studiums „Umweltmanagement“ an der TU Wien ist am Weingut Drexler-Leeb in Perchtoldsdorf für Küche, Buffet, Personalorganisation und Büroarbeiten verantwortlich. Ihre Philosophie als Gastgeberin beim Heurigen: „Den Gästen eine angenehme Atmosphäre bieten und einen Ort der Entspannung und Ruhe.“
Herausforderung Beruf und Familie
„Meine Herausforderungen im Alltag haben mehr mit meiner Rolle als Mutter und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun, als mit meiner Arbeit als Winzerin“, so Monika Neustifter. Die BIO-Winzerin aus Poysdorf arbeitet gerne und liebt es mit ihren Weinen unterwegs zu sein und ihre Kunden und Händler zu beliefern. Bei ihrem Schaffen im Weingarten steht der Erhalt der Natur und die Pflege gesunder, lebendiger Böden im Vordergrund. Neben vielen neuen Projekten werden im Hintergrund bereits die Weichen für die Übernahme den Weinbaubetriebs von ihrem Vater Karl Neustifter gestellt.
Weingut Freigut Thallern
„Ich wünsche mir, für meine Leistungen geschätzt zu werden und nicht aufgrund eines biologischen Geschlechts,“ betont Katharina Graner, Geschäftsführerin vom Freigut Thallern. Neben der Leitung des Boutiquehotels und der Gebietsvinothek liegt das Hauptaugenmerk der Diplomingenieurin auf der Zusammenarbeit mit den 4 Kooperationswinzern, die die historischen Rebflächen bewirtschaften und die Weine für das Freigut produzieren.
Barrique-Pionierin
Seit 1997 arbeitete Gaby Schlager, Absolventin der Weinbauschule Klosterneuburg, im Weinbaubetrieb ihrer Eltern mit und hat vor allem in der Arbeit mit Barriquefässern - sie zählte damit zu einer der ersten - für ihre Rot- und Weißweine ihre Leidenschaft entdeckt. 2007 hat Gaby gemeinsam mit ihrem Mann das Weingut übernommen. Im Betrieb ist die Arbeit klar aufgeteilt: Im Keller trägt Gaby die Verantwortung für die Vinifizierung und Herbert kümmert sich um die Bewirtschaftung der Rebflächen. Beim Heurigen arbeitet schon die nächste Generation, Töchter Sophie und Anna, mit. Sohn Johannes besucht die Weinbauschule.
Vitalakademie, Facharbeiter, Traktorschein
Nach der Vitalakademie in Wien hat Alexandra Schachl-Uchatzi vom Weingut Schachl in Bad Vöslau 2018 gemeinsam mit ihrem Mann an der Weinbauschule die Facharbeiterprüfung für Weinbau und Keller abgelegt. Auch den Traktorführerschein hat die Winzerin gemacht, die neben Heurigen, Weinverkauf und Keller auch im Weingarten aktiv mitarbeitet.
"Die zwei jungen Mädchen ..."
Dieses Jahr feiern die beiden Winzerinnen Kerstin und Sigrid Schwertführer aus Sooß das 10jährige Jubiläum ihres Weinguts „Die Schwertführerinnen“. „2014 haben wir unsere ersten Weine in den Keller gebracht“, berichtet Kerstin, die mit 18 Jahren damals die jüngste Kellermeisterin Österreichs war, sie hat die Weinbauschule in Krems absolviert. Sigrid Schwertführer ist Absolventin der Tourismusschule Semmering und des Weinmanagement-Lehrgangs in Krems. „Wir haben es super hinbekommen und an uns geglaubt. Viele Leute waren skeptisch als sie ‚von den zwei jungen Mädchen‘ hörten.“
"Von Künstlerhand"
„Seit 2012 bin ich Heurigenwirtin in Gumpoldskirchen und versuche Menschen glücklich zu machen“, erzählt Johanna Gebeshuber. Der Heurigen spaetrot soll ein Ort der Begegnung sein, wo Altes weitergegeben wird und Neues Platz hat. Ihre Philosophie: „Meine Gäste zu verwöhnen und ihnen einige Stunden Genuss, Freude und Leichtigkeit zu geben. Denn Wein und Kulinarik gehören zusammen – beides ist von „Künstlerhand“.
Von der Politik zum Wein ..
Während der Karenzzeit hat sich Stefanie Pichler-Brodl, die Politikwissenschaften studiert hat, dazu entschlossen einen FacharbeiterInnenkurs in Weinbau und Kellerwirtschaft zu absolvieren. Vor zwei Jahren hat sie den elterlichen Betrieb, der bis damals im Nebenerwerb geführt wurde, gemeinsam mit ihrem Mann übernommen. Ihr Motto lautet: Wir l(i)eben Wein. Ein offenes, gastfreundliches Haus mit hoher Weinkultur wird beim Heurigen der Familie Pichler-Brodl geführt. Beim ursprünglich eingerichteten Heurigen wird viel gesungen und musiziert: „Wir pflegen Wienerlied und Volksmusik“, betont die Wiinzerin.
TOP-Heuriger der Thermenregion
Die Schwestern Anna und Katharina Schwertführer vom Weingut 47er in Sooß sind Absolventinnen der HBLA Klosterneuburg und arbeiten seit der Matura am Familienweingut in Sooß mit. Im Fokus ihrer Philosophie steht die sorgfältige, nachhaltige und stete Optimierung der Weinqualitäten. „Als Winzerinnen sind wir im Betrieb bei allen Arbeitsschritten der Weinproduktion involviert: vom Rebschnitt bis zur Ernte im Weingarten bis zur Verarbeitung unserer Trauben im Keller zu erstklassigen Weinen“, betonen Anna und Katharina Schwertführer.
Nicht "herumdoktern"
Nach der HBLA Biedermannsdorf und dem Studium der Biologie in Wien zog es Claudia Sulzer unter anderem in die Hotellerie nach Norddeutschland. Schon in ihrer Jugend hat sie ihre Eltern beim Heurigenbetrieb in der Küche unterstützt. 2020 hat sie das elterliche Weingut Sulzer-Bros in Brunn am Gebirge gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten übernommen. Neben dem Heurigenbetrieb gehört die Administration des Weinbaubetriebes sowie Weinverkauf und das Lagermanagement (Etiketten, Flaschen, Drehverschlüsse) zu ihrem Hauptaufgabengebiet. Ihre Philosophie beim Weinmachen: Dem Wein seine individuelle Charakteristik lassen und so wenig wie möglich am Wein „herumdoktern“.
Praktika in Neuseeland und Südafrika
Mit dem Zitat „Alles sollte so einfach wie möglich sein – aber nicht einfacher“ von Albert Einstein beschreibt Julia Herzog von Weingut Herzog in Bad Vöslau ihre Philosophie als Bio-Winzerin. In Keller und Weingarten versucht sie gemeinsam mit ihrem Mann Abläufe und Vorgänge zu verstehen und so z.B. auf natürliche Weise Nährstoffe für die Rebe zu mobilisieren. Die Absolventin der Weinbauschule Klosterneuburg hat Praktika in Neuseeland und Südafrika absolviert.