Gavis Dean: Keine Macht dem Shitstorm
Kärntens vielseitigster Rapper, Gavin Dean (27) lässt sich von der harschen Kritik an einem kreativen Stilexperiment nicht entmutigen. Er arbeitet bereits an seinem Comeback.
weekend: Warum musstest du nach der Veröffentlichung der Single "Juckt mich nicht" einen Shitstorm über dich ergehen lassen?
Gavis Dean: Ich wollte meinen Fans mit diesem Song eine bis dato unbekannte Facette meines künstlerischen Schaffens präsentieren und dafür das erste Mal in deutscher Sprache rappen. Mir bereiteten jedoch bereits einen Tag vor dem dazugehörigen Videodreh erste Zweifel Kopfzerbrechen, da ich mich in der kreativen Ausrichtung des Musikvideos überhaupt nicht wiederfand. Und diese Vorahnung sollte sich leider bewahrheiten: Meine Kritiker warfen mir mangelnde Authentizität und ein Gangster-Image vor, da sie das Lied mit Deutschrap assoziierten, mit dem ich mich allerdings noch nie identifizieren konnte.
weekend: Und wie brachte das Netz seine Ablehnung zum Ausdruck?
Gavis Dean: Ich wurde mit über 2.000 Hasskommentaren überhäuft! Zunächst störte ich mich nicht daran, da mir die Aufregung eine enorme Vergrößerung meiner Reichweite bescherte. Als jedoch die Hassreaktionen überhandnahmen und der Zuspruch meiner treuen Fans nicht im selben Ausmaß anwuchs war mir klar, dass es einer dringenden Kurskorrektur bedarf. In Zukunft werde ich mich daher wieder meiner Wurzeln besinnen und Songs im klassischen "gefühlvolleren" Gavis-Dean-Style mit englischen Texten komponieren. Nichtsdestotrotz werde ich noch ein Video zu dem deutschsprachigen Song „Clouty“ produzieren, da ich nicht möchte, dass das unrühmliche Kapitel "Juckt mich nicht" den Abschluss meines künstlerischen Experiments bildet.
Die destruktive Macht der sozialen Medien
weekend: Wie gehst du mit derartigen Attacken um?
Gavis Dean: Ich verfüge gottseidank über ein starkes Selbstbewusstsein und bin von der hohen Qualität meiner Musik felsenfest überzeugt. Insofern ist es mir recht gut geglückt, in dieser Angelegenheit über den Dingen zu stehen und den mir entgegengebrachten Hass auszublenden. Kurzfristig habe ich die Benachrichtigungsfunktion für meinen Instagram-Account allerdings deaktiviert.
weekend: Welche Rolle spielen die sozialen Medien in diesem Kontext?
Gavis Dean: In meinen Augen ist die Hasskultur im deutschsprachigen Raum besonders stark ausgeprägt und ist wahrscheinlich auf das Gefühl der Missgunst zurückzuführen, das hier ebenfalls häufig anzutreffen ist. Die sozialen Medien ermöglichen es leider vielen dieser Neider, auf nahezu konsequenzlose Art und Weise eine Form der Frustkompensation zu betreiben, um ihr schwaches Ego aufzupolieren.
Toxische Weiblichkeit & künstlerisches Comeback
weekend: In deiner Single "Play me" beschäftigst du dich mit "toxischer Weiblichkeit": Können Frauen ebenso toxisch agieren, wie Männer?
Gavis Dean: Absolut – und auch dafür würde ich in einem erheblichen Ausmaß die sozialen Medien verantwortlich machen. Dass man Menschen heute nicht mehr persönlich kennenlernen muss, um eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, hat zweifelsohne einen gewissen Werteverlust nach sich gezogen und Beziehungen einen oberflächlicheren Charakter verliehen. Mir ist es daher in meinen Beziehungen zu Frauen ein Anliegen, ausschließlich positive Energien freizusetzen.
weekend: Wie ist dein Konzertsommer bis dato verlaufen?
Gavis Dean: Ich habe in jüngerer Vergangenheit aufgrund des mentalen Dilemmas, in das mich die Kontroverse rund um "Juckt mich nicht" gestürzt hatte, überhaupt keine Konzerte gegeben. Mein künstlerischer Fokus ruht derzeit somit darauf, meine innere Balance wiederzufinden. Meine Fans können sich jedoch darauf einstellen, dass ich schon bald so stark wie nie zuvor zurückkehren werde.