Um 3,2 Milliarden Euro: Geht Chelsea an die Saudis?
In Folge der westlichen Sanktionen gegenüber Russen blieb Roman Abramovich, seit 2003 Eigentümer des FC Chelsea nichts anderes übrig als den Klub zum Verkauf zu stellen. Nun gibt es ein 3,2 Millarden Euro schweres Angebot aus Saudi Arabien. Mohamed Al-Khereiji, Geschäftsführer der "Engineer Holding Group" aus der saudischen Hauptstadt Riad, hat dieses im Namen der EHG-Tochtergesellschaft "Saudi Media Group" abgegeben.
Vom PR-Regen in die Image-Traufe?
Die Chelsea-Fans, die ihren Klub gerne in Anlehnung an ihren bald ehemaligen russischen Eigentümer in bekannt-britisher Wortspiel-Weise als "The Roman Empire" bezeichnen, müssen sich also nicht vor einem Kollaps des Klubs fürchten, sofern der Verkauf durchgeht. Nicht zuletzt hatte die Barclays-Bank soger die Chelsea-Konton schon gesperrt und es dürfen weder Eintrittskarten noch Fanartikel verkauft werden – weil all das unter die Sanktionen gegen den russischen Noch-Eigentümer fällt.
Der Wechsel vom russischen Oligarchen zum saudischen Unternehmer wäre wohl aber der Übergang vom PR-Regen in die Image-Traufe. Dass Al-Khereiji versichert, völlig unabhängig vom diktatorischen Monarchen-Clan zum Prinz Mohamed bin Salman zu sein, ist dabei wohl bestenfalls ein moralisches Feigenblatt. Wer sich in Saudi-Arabien nicht zum Regime bekennt, das die Menschenrechte mit Füßen tritt, kommt gar nicht erst in die Lage, Millardensummen anzuhäufen.
Voll des Lobes für MBS
Wie "unabhängig" Al-Khereiji vom Königshaus ist, zeigt nicht zuletzt folgende Aussage über Kronprinz Mohamed bin Salman (oft auch nur "MBS" genannt) vor zwei Wochen: "Die Rede unseres Kronprinzen, Allah möge ihn beschützen, bei unserer Zusammenkunft reflektiert den enormen Ehrgeiz und die umfassenden Veränderungen unseres Landes. Alle unsere Projekte sind in Einklang mit dem saudischen Charakter, der sich von unserer Identität und unserer Kultur ableitet!" Wohlgemerkt: Hier wird jener saudische Kronprinz beschrieben, der mutmaßlich schon mal missliebige Journalisten umbrigen lässt, wie Jamal Khashoggi vor dreieinhalb Jahren.
Bis Ende März soll der Chelsea-Verkauf unter Dach und Fach sein, sonst drohen dem amtierenden Champions-League-Sieger erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Ob die britische Regierung und die Premier League der saudischen Übernahme zustimmen würde – und das müsste sie – ist einerseits nicht sicher. Andererseits wurde vor kaum drei Monaten der Verkauf von Liga-Konkurrent Newcastle United an die saudische Investment-Gruppe PIF durchgewunken. Dessen Vorsitzender ist niemand geringerer als Mohamed bin Salman...