Nur frisierte Cocktail-Party statt pompöser Olympia-Eröffnung?
Die aus Asien bekannten Massen-Vorführungen wurden von Peking 2008 perfektioniert: So wie die zur Jahreszahl passenden 2008 Trommler, die in beängstigender Synchronität die Eröffnung der Sommerspiele vor 14 Jahren mit einer Percussion- und Lichtshow einläuteten.
Es folgten hunderte konfuzianische Mönche, ganz zu schweigen von den vielen tausend Athleten aus den damals 204 Teilnehmerländern. Ein Schulmädchen "flog" an Leinen über das Stadion, der Turner Li Ning lief eine Runde um das Stadiondach, ehe er die Flamme entzündete.
Star-Pianist Lang Lang trat auf, ebenso wie die berühmte Sopranistin Sarah Brightman - sie sang "You And Me", natürlich nicht "Time To Say Goodbye". Das folgende Feuerwerk spielte alle Stückerl chinesischer Gigantomanie. Insgesamt waren damals rund 15.000 Künstler an der Eröffnungsfeier beteiligt.
Eine Nummer kleiner?
Klar ist: Bei Winter-Olympia 2022 sind nur halb so viele Nationen (101 statt 204) und über zwei Drittel weniger Athleten vertreten (knapp 3.000 statt 11.000) als bei Sommer-Olympia vor vierzehn Jahren. Zudem werden sicher zahlreiche Sportler die Eröffnungsfeier meiden, aus Angst, sich dabei Coronaviren einzufangen und damit von den Wettkämpfen ausgeschlossen zu werden.
Außerdem sind nur knapp zwei Stunden für die Eröffnungsfeier anberaumt. Im August 2008 dauerte die Zeremonie fast genau vier Stunden. Es heißt, es sollen rund 4.000 Künstler beteiligt sein, auch das ist kaum mehr als ein Viertel dessen, was damals dabei war. Es klingt fast so, als wäre die Eröffnung eher eine bessere Cocktail-Party, keine gigantomanische Extravaganz-Nummer, wie man sie von China erwarten könnte.
Diplomatischer Boykott
Dass die Spiele in China wegen der katastrophalen Menschenrechtssituation, der rasenden Intrasparenz und der unsicheren Corona-Lage umstritten sind, wäre eine Untertreibung. Die Ehrentribüne jedenfalls wird aufgrund des diplomatischen Boykotts vieler Länder nicht besonders prominent besetzt sein.
War 2008 noch US-Präsident Bush persönlich anwesend, ist diesmal kein einziger offizieller Abgesandter der USA vor Ort. Auch Großbritannien und Australien entsenden demonstrativ keine Regierungsvertreter nach China. Österreich wird ebenso nur durch Sportler, nicht durch Politiker vertreten sein - Kanzler Nehammer betonte aber, es wäre wegen der Restriktionen einfach nicht praktikabel.