Match-Boykott: Wird Russland gar kampflos Weltmeister?
Keine Heimspiele in Russland und das Team darf auch nicht als "Russland" auftreten, sondern als "Team des russishen Fußballverbandes" - so lautete die Reaktion der FIFA auf Putins Invasion in der Ukraine betreffend der Nationalmannschaft. Diese soll am 24. März gegen Polen in der ersten Runde im WM-Playoff antreten. Im Falle eines Sieges sähe die Auslosung eim Duell gegen Tschechien oder Schweden vor. "Der ausbleibende Ausschluss ist schändlich", so Polens Fußballverbands-Präsident Cezary Kulesza, "Polen wird nicht gegen ein Team aus Russland antreten, ganz egal, wie es sich nennen mag."
Das Team um Bayern-Stürmer Robert Lewandowski ("Die richtige Entscheidung! Russische Fußballer und Fans sind nicht dafür verantwortlich, aber wir können nicht so tun, als würde nichts passieren") steht voll und ganz hinter der Entscheidung. Zahlreiche Länder haben sich der Entscheidung angeschlossen.
Statuten sind eigentlich klar
Im Regelbuch ist so ein Fall an sich klar definiert: Wer sich eines "Nichtantretens" schuldig macht, verliert das Match am grünen Tisch und der Gegner kommt weiter. Die FIFA und ihr Präsident Gianni Infantino gilt als traditionell sehr Putin-freundlich, Infantino hat vom russischen Präsidenten im Zuge der WM 2018 in Russland sogar den "Orden der Völkerfreundschaft" bekommen.
Ein Team aus Moskaus Reich war sogar schon einmal ganz konkret in so einem Fall involviert. Im Entscheidungsspiel um eine WM-Teilnahme 1974 weigerte sich die damals kommunistische Sowjetunion, gegen das Team aus Chile anzutreten. In Chile war wenige Wochen zuvor der linksgerichtete (und demokratisch gewählte) Präsident Salvador Allende von der rechtsextremen Militär-Clique um Augusto Pinochet ermordet worden und Pinochet übernahm als Diktator die Macht.
Chile wurde der Sieg am grünen Tisch zugesprochen und fuhr zur WM.
FIFA wird zum Ausschluss gezwungen sein
Früher oder später wird die FIFA den Ausschluss von Russland – der als Möglichkeit ausdrücklich in den Raum gestellt wurde – gezwungen sein. Schon alleine, weil ein weitreichender Boykott der anderen Teilnehmer bei der WM schwer gechäftsschädigend wäre. Ein kampfloser WM-Titel der Nationalmannschaft von Putins Reich ist also de facto ausgeschlossen.
Ob ein solcher Ausschluss vor den boykottierten Playoff-Spielen gegen Polen bzw. Tschechien oder Schweden kommt, ist eine andere Frage.
