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Bing Dwen Dwen am Boden: Symbolbild für die olympische Bewegung?
Bing Dwen Dwen am Boden: Symbolbild für die olympische Bewegung?
Susana Vera / reuters / picturedesk.com

Kommentar: Peking 2022 - ein olympischer Bauchfleck

22.02.2022 um 14:39, Philipp Eitzinger
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Olympia in Peking ist vorbei. Gut so - denn die Ideale der olympischen Bewegung, so sie überhaupt noch gibt, haben durch die Vergabe in dieses Land und den unterwürfigen Ton des IOC gegenüber dem Regime in China einen schweren Bauchfleck hingelegt.

Exakt 2.695 nicht-chinesische Aktive waren in Peking dabei, dazu zahllose Trainer, Kampfrichter und dergleichen mehr. Ihnen darf gratuliert werden: Nun dürfen auch sie endlich aus China türmen und dieses Land der sozialen Überwachung, der Unterdrückung und des Mit-Füßen-Tretens von Menschenrechten verlassen. "Ich weiß von Athleten, die mit einem Auge schon auf das Rückflug-Ticket schielen", sagte etwa die deutsche Rodlerin Dajana Eitberger – die verletzungsbedingt passen musste – schon am Tag vor der Eröffnungfeier.

Das Gold, das glänzt

Die nächsten Olympischen Spiele finden in Paris (Sommer 2024), Mailand (Winter 2026) und Los Angeles (Sommer 2028) statt. Fein! Dann brauchen wir uns nur noch über den massiven Ausbau von Atomkraft in Frankreich, die grassierende Staatsverschuldung und die traditionelle Korruption in Italien sowie der immer einfältigeren US-Interpretation ihrer Weltmachtrolle beschweren. Also, ja: Natürlich ist auch in den vermeintlich "guten" Ländern im Westen längst nicht alles Gold, was auch abgesehen von Medaillen glänzt.

Das IOC ist auch selbstverschuldet in das chinesische PR-Debakel geschlittert. Die Menschen im Westen wollten mit dem Luxus-Lotterleben und den Korruptionsspielen der IOC-Funktionäre nichts zu tun haben. In Deutschland (München/Garmisch), der Schweiz (Sion) und Kanada (Calgary) setzte es teils krachende Niederlagen in Volksabstimmungen. In Österreich (Graz) und Japan (Sapporo) machte die Politik einen Rückzieher. Für 2022 waren nur China (Peking) und Kasachstan (Almaty) übrig geblieben. Politisch die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Keine Pannen, kein Flair

Wie man es von China erwarten konnte, gab es straff organisierte Spiele. Große Pannen blieben aus, olympisches Flair coronabedingt auch. Die Wettkampfstätten waren erstklassig und für die Doping-Posse um Eiskünstläuferin Kamila Valieva können die Chinesen nichts. Es ist auch unbestritten, dass die meisten Menschen in China stolz darauf sind, die Spiele ausrichten zu dürfen und die ansprechenden sportlichen Leistungen ihrer Athleten (neun Goldmedaillen) ein Quell der Freude waren. Und ja, für sich betrachtet gehört der Pandabär "Bing Dwen Dwen" zu den knuffigeren Vertretern der Spezies "Olympia-Maskottchen".

Andererseits war die Entscheidung, eine assimilierte Uigurin bei der Eröffnung die Flamme entzünden zu lassen, ein bewusster ausgestreckter Mittelfinger der Organisatoren. Der hochnotpeinliche Kotau von IOC-Präsident Thomas Bach, der Xi Jinping bei jeder Gelgenheit medienwirksam seine treue Ergebenheit demonstrierte, war in seiner schleimigen Offensichtlichkeit geradezu ekelhaft. Un die weißen Kunstschneebänder in der trostlos-graubraunen Bergwelt zwischen Peking und der Wüste Gobi versprühten einen recht unbehaglichen Charme – wiewohl es solche Bilder auch aus Österreich gibt.

1966 gab es eine alpine Ski-WM im August, in einem chilenischen Anden-Ressort mit exakt einem Hotel. Grauenhaft. Aber dort gab's wenigstens echten Schnee.

Kein Seher-Boykott

Von einem Boykott der TV-Zuseher war trotz alledem nichts zu bemerken: Die Einschaltzahlen des ORF waren praktisch identisch mit jenen der Winterspiele in Südkorea, die im Grunde in der gleichen Zeitzone stattfanden. Rund fünfeinhalb Millionen Zuseher oder 71 Prozent der Österreicher haben zumindest mal in die Übertragungen hineingezappt und die 18 Medaillen sorgten für große Freude bei heimischen Sport-Fans.

Die perverse Lage von Winterspielen in der kalten Wüste mag nicht attraktiv gewesen sein, aber sobald die fünf bunten Ringen auf Torflaggen, Banden und Startnummern stehen, entfaltet die Besonderheit des Anlasses eben doch eine Faszination, verleiht dies den Rennen eine Gravitas, mit der die Kulisse oft nicht mithalten kann. Das war bei der schütteren Kulisse bei den Schnee-Bewerben in Korea 2018 in der Zeit vor Corona auch schon nicht anders.

Olympische Sparflamme 2026

Die Umstände in Peking waren keine Werbung für Olympia. Die olympischen Ideale des friedlichen Wettkampfes in einer friedlichen Umgebung haben mit der Vergabe nach China Schaden genommen. Das IOC hat seine Rolle als Elefant im Porzellanladen des gesunden Menschenverstandes eindrucksvoll bestätigt. Und doch wurde, wenn auch aus der Not heraus, reagiert: Ab sofort hält man Ausrichter an, so weit wie möglich auf schon existierende Sportstätten zu setzen, um die Kosten zu reduzieren. Man will nicht wieder in die Lage kommen, nur noch zwischen Peking und Almaty wählen zu können.

2026 werden die olympischen Bewerbe in Bormio und Cortina (Ski Alpin) ausgetragen, im Val di Fiemme (Ski Nordisch), Antholz (Biathlon) und Livigno (Snowboard); Eishockey wird in der 30 Jahre alten Basketball-Halle von Mailand gespielt, Eröffnungs- und Schlussfeier im Stadion San Siro von AC Milan und Inter Mailand. Die Spiele von Mailand 2026 sollten 1,6 Milliarden Euro kosten.

Zum Vergleich: Putins Spiele von Sotschi 2014 haben unglaubliche 45 Milliarden Euro verschlungen.

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