Kommentar: Ist Djokovic ein Idiot, ein Betrüger, oder beides?
"Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns. Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen!" Ein Psychologe hätte seine Freude an Srdjan Djokovic, dem Vater von Tennis-Superstar Novak. Dessen wirre Rede voller Rage und rätselhafter Raserei sagt wohl mehr über die bizarr überhöhte Eigenwahrnehmung von ihm selbst (wenn Novak Jesus ist, ist Srdjan dann Gott?) als über die recht simple Causa, die dem Auftritt in Belgrad zugrunde liegt.
Ein Komplott, in dem sich die politische Welt verschworen hat, um zu verhindern, dass Djokovic, ein Serbe, den Grand-Slam-Rekord von Roger Federer und Rafael Nadal übernimmt? Was für ein Blödsinn. Australien, mit 92 Prozent (!) Impfrate eine der Top-Impf-Nationen der Welt, will einen Impfverweigerer nicht ins Land lassen. Genauso wie übrigens eine tschechische Doppelspezialistin und einen Schiedsrichter. Die können sich halt keine Anwälte leisten. Für die wirft sich auch der Veranstalter nicht in den medialen Kugelhagel.
Ist Djokovic ein Idiot?
Monatelang hat der Serbe die Welt hingehalten, mit einer Entscheidung, ob er sich um die Einreise nach Australien bemühen werde. Dort nämlich, herrscht für alle Einreisewilligen strengste Impfpflicht. Die Bevölkerung von Melbourne hat 250 Tage in hartem Lockdown verbracht. Und jetzt kommt ein millionenschwerer Sportler daher und will eine Extrawurst? Will, dass die Regeln für ihn nicht gelten? Und ein ganzes Land gibt sich als beleidigte Leberwurst, wenn das nicht ganz so einfach funktioniert?
Zumal sich Djokovic auf einen angeblich positiven PCR-Test vom 16. Dezember bezieht, der ihn von der Impung befreit. Dass Djokovic nichts davon wusste, als er sich an jenem und auch am folgenden Tag bestens gelaunt in eine Charity-Veranstaltung und eine Preisverleihung gestürzt hat, ist nicht glaubhaft. Sollte der Test wirklich positiv gewesen sein, wäre Djokovic ein unverantwortlicher Idiot.
Ist Djokovic ein Betrüger?
Die Deadline für die Beantragung eines Ausnahmestatus war zudem am 10. Dezember - eine Woche vor der angeblichen Covid-Infektion. Angeblich deshalb, weil bis Montag Nachmittag sogar der QR-Code des von Team Djokovic vorgelegten Dokuments zu einem negativen Testergebnis des Weltranglisten-Ersten weiterleitete. Kurz nach dem entsprechenden Tweet des renommierten Tennis-Journalisten Ben Rothenberg kommt man zu einem postiven Befund. Ein Schelm, wer... naja.
Man kann jedenfall niemandem vorwerfen, der behauptet, dass all das sehr fabriziert aussieht. Die Gerichts-Entscheidung vom Montag Vormittag, die Djokovic die Einreise doch erlaubt, gründet sich jedenfalls auf einen Formalfehler. In der Sache wurde gar nicht judiziert.
Man wünscht ihm ein zweiwöchiges Pfeifkonzert
Djokovic war in Australien immer populär. Dass er feixend grinsend auf Instagram bekannt gab, dass die strengen australischen Regeln für ihn eine Ausnahme machen, wurde Down Under aber weithin als Schlag in die Magengrube empfunden. Die Serben sind sauer auf Australien, weil sie ihren armen Nole nicht wie einen Star behandeln, sondern ihn "zwischen Kiffern und Ausländern", wie einen normalen Menschen eben, in einem Abschiebe-Hotel sitzen lassen, wie der serbische Boulevard beklagt.
Man wünscht Djokovic, sollte er bei den Austalian Open teilnehmen dürfen, dass er den geballten Furor der Australier abbekommt. Und, dass er sich vielleicht an Tennys Sandgren ein Beispiel nimmt. Der US-Amerikaner, in Melbourne schon zweimal im Viertelfinale, ist auch nicht geimpft. Er hat aber akzeptiert, dass er damit nicht nach Australien kommen darf. Er akzeptiert die Konsequenzen seines Handelns. Wäre schön, wenn Djokovic das auch täte.
Wobei: Vielleicht legt es Djokovic und sein entrücktes familiäres Umfeld auch darauf ein, Novak zur Ikone der Impfgegner werden zu lassen. Das gelingt ihnen jedenfalls vorzüglich.