Prinz Heinrich, der Reichsbürger
Nach den Ermittlungen der deutschen Generalstaatsanwaltschaft plante die Reichsbürgergruppe einen politischen Umsturz. Die Regierung hätte beseitigt und durch einen „Rat“ ersetzt werden sollen. Für den Vorsitz dieses Regierungsgremiums war Heinrich Prinz Reuß (71) vorgesehen. Reuß wurde am Mittwoch in Frankfurt am Main verhaftet. Der Generalbundesanwalt hält ihn für einen Rädelsführer, in dessen Schloss in Saaldorf a.d. Saale auch immer wieder Treffen der Umstürzler stattgefunden hätten.
Im Fürstentum war alles besser
Prinz Heinrich XIII. Reuß, wie sein vollständiger Name lautet, ist ein Spross einer deutschen Adelsfamilie und von Beruf Immobilienmakler. Seit Jahren schon ist der rüstige Unternehmer in der Reichsbürgerszene unterwegs, deren Ansichten über die Illegitimität des deutschen Staates er zur Gänze teilt. Außerdem gibt er sich als Nostalgiker des feudalen Herrschaftssystems. Im ehemaligen Fürstentum Reuß (dieses bestand tatsächlich in Thüringen zwischen 1848 und 1918) seien die Menschen viel glücklicher als heute gewesen und im regierenden Fürsten hätten sie einen gnädigen, gut erreichbaren Ansprechpartner für all ihre Anliegen gehabt.
Antisemitische Schlagseite
2019 hielt er bei einem Reichsbürgertreffen in Zürich eine Rede, in der er behauptete, dass die Französische Revolution von den Rothschilds angezettelt wurde. Hitler wiederum sei „von den USA“ finanziert worden und etliche Kriege hätten nur stattgefunden, „um die Verbreitung der jüdischen Bevölkerung voranzutreiben“. Derartige Dinge verbreitet Reuss auch auf Videos, die ihn in der Reichsbürgerszene wie auch unter Querdenkern zum respektierten Leithammel gemacht haben.
Das schwarze Schaf
Seiner Stammfamilie ist der Reichsbürger-Prinz allerdings peinlich. Fürst Heinrich XIV., Sprecher des Hauses Reuß, bezeichnete ihn zuletzt als „verwirrten alten Mann“, der „verschwörungstheoretische Irrmeinungen“ vertrete. Die deutschen Behörden halten es übrigens auch für möglich, dass Reichsbürger Reuss sogar Kontakt mit offiziellen russischen Stellen suchte, um einen Friedensvertrag auszuhandeln, denn nach Meinung der Reichsbürger ist Deutschland noch immer im Kriegszustand mit den Alliierten. Die russische Botschaft in Berlin bestreitet, jemals Kontakt zu Staatsverweigerern gehabt zu haben.