Corona: Und die Schweden hatten doch Recht?
Verantwortungslos nennen die Gegner den "schwedischen Weg", wohl überlegt finden ihn dagegen sein Befürworter. Im Zentrum der Pandemiebekämpfung stand von Anfang an der Appell an die Eigenverantwortung statt drastischer Maßnahmen. Und genau das scheint sich zu bewähren: In ganz Europa steigt die Infektionskurve mehr oder weniger stark an. Nur die schwedische Kurve bleibt flach.
Die Corona-Entwicklung in Schweden
...und im Vergleich jene in Österreich
Die Sieben-Tage-Inzidenzen der meisten EU-Länder kennt in der 4. Welle nur einen Weg: nach oben. Österreich mit seinen knapp 1.900 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in 14 Tagen wohl nur ein Lockdown-Vorreiter – Deutschland dürfte mit seiner 14-Tage-Inzidenz von 730 demnächst folgen. In Schweden liegt die Vergleichszahl nur bei 125 (alle Zahlen: Stand 29.11.).
Der Norden ist ganz oben
Damit stellt das Land der Elche einen Europa-Rekord auf: Selbst „Impfweltmeister“ Portugal hat wieder eine Inzidenz von 250, Spanien zählt aktuell 130 Fälle pro 100.000 Einwohner.
Kommt der Jubel vielleicht zu früh? Der schwedische Chef-Epidemiologe Anders Tegnell nannte die Lage „überraschend stabil“ und will sich keinen Illusionen hingeben. Die Welle könnte, wie bereits schon geschehen, die Schweden mit fünf bis sechs Wochen Verzögerung treffen.
Querdenker loben Schweden
Warum die Inzidenz so niedrig ist, weiß außer Querdenkern niemand so wirklich. DieImpfquote von derzeit 69 Prozent vollständig Geimpfter ist nicht berauschend. Die Gegner jeglicher Covid-Maßnahmen führen den Erfolg selbstverständlich auf den Verzicht von 2G, 3G, Maskenpflicht und so weiter zurück. Und wenn diese "lasche" Haltung nicht der Grund sei, zeigten die schwedischen Zahlen zumindest: Es ist egal, was du als Regierung anordnest. Das Virus macht, was es will.
Doch warum ist Schweden wirklich kaum im Würgegriff von Corona? Eine Theorie besagt: Das Land hat mit seiner Politik der Freiheit bei Selbstverantwortung eine gute Durchseuchungsrate erzielt. Dann würde man von einer Herdenimmunität sprechen. Epidemiologe Tegnell nennt aber einen anderen Grund: die geringe Bevölkerungsdichte Schwedens. Knapp 25 Einwohner teilen sich einen Quadratkilometer. Damit ist Schweden nach Finnland das am zweitdünnsten besiedelte EU-Land. Auch von einer "Mentalitätsfrage"spricht der Experte: Schweden halten wohl gerne Abstand.
Heile Welt? Nicht ganz
Die Bevölkerungsdichte scheint jedenfalls ein Faktor zu sein, denn die Zahlen des Ballungsraums Stockholm trüben die heile schwedische Corona-Welt: Die Inzidenz liegt dort höher als in Wien.