Impfpflicht als Ende des Diskurses
Ich diskutiere das Thema nicht mehr. Mir reicht´s.
So ist die Reaktion vieler Geimpfter, wenn es darum geht, mit Impfgegnern Argumente auszutauschen. Die Stimmung wird eisig. Hat man bis vor kurzem deren Auftritte noch belächelt, steigt mittlerweile vielen die Zornesröte ins Gesicht. Nicht wenige haben deswegen auch ihre Social-Media-Kanäle „durchgeputzt“ und verzichten zunehmend auf die immer gleiche, ermüdende Propaganda der Impfverweigerer. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass es unmöglich geworden ist, mit Impfgegnern über andere Themen als ihre Impfgegnerschaft zu sprechen. Sie tragen diese vor sich her wie eine Trophäe und entwickeln ein penetrantes Sendungsbewusstsein. Auch in meiner Timeline hatte ich Leute, die zwanzig und mehr posts täglich raushauten, alle mit dem gleichen Inhalt in verschiedenen Variationen. Wahrscheinlich tun sie das noch immer. Ich muss sie zum Glück nicht mehr lesen.
Wir leben nicht in normalen Zeiten
Vielleicht liegt das daran, dass Minderheiten sich immer an die Wand gedrückt fühlen und so ein stärkeres Bedürfnis haben, auf sich aufmerksam zu machen. Eines wird nämlich nur schwer gelingen: einen Geimpften davon zu überzeugen, sich nicht impfen zu lassen. Am Ende ist es das, was es ist: die Minderheit versucht der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen. In normalen Zeiten wäre das Ganze nicht einmal eine Fußnote wert. Man würde viel über Minderheitenschutz diskutieren und am Ende eine Lösung finden. Aber wir leben nicht in normalen Zeiten. Wir haben eine Pandemie zu bekämpfen und das sollten manche Leute endlich begreifen. Und die Zahlen sind so eindeutig, dass es keine zwei Meinungen geben kann. Tatsache ist: Ungeimpfte überfordern die Intensivstationen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird der Staat nicht umhinkommen, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen – und viele Menschen würden diesen Schritt begrüßen! Damit wäre der Diskurs vollständig beendet. Dann gibt es nur noch die und wir. Das kann sich niemand wünschen und hat wohl auch nachhaltige Auswirkungen auf unser Zusammenleben. Aber wie gesagt: Wir leben in einer Pandemie.