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LH-Stv. Christine Haberlander
LH-Stv. Christine Haberlander
FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Volle Kraft voraus - LH-Stv. Christine Haberlander im Interview

06.03.2024 um 00:00, Friederike Ploechl
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Die Landesrätin für Bildung, Gesundheit und Frauen steht mit Überzeugung als auch Führungsstärke für optimale Rahmenbedingungen für unsere Kinder.

In Ihrer Funktion als Landesrätin für Bildung, Gesundheit und Frauen: Welches Buch war für Sie zuletzt besonders Horizont erweiternd und was tun Sie selbst, um gesund zu bleiben?
Ich mag es, Bücher aus verschiedenen Bereichen zu lesen, da nimmt man sich von überall etwas mit. Besonders wertvoll für meine Arbeit und auch für mich persönlich war „What Works“ von Iris Bohnet. Im  oft stressigen Alltag versuche ich, so viel wie möglich zu Fuß zu gehen, meine Smartwatch erinnert mich ­eindringlich, wenn ich das Schrittziel nicht erreiche (... lacht).

Wie würden Sie Ihren persön­lichen Politik-Stil beschreiben?
Mir geht es in meiner Arbeit darum, Projekte umzusetzen und etwas weiterzubringen. Mein Ziel sind spür­bare Verbesserungen für die Menschen, keine knalligen Schlagzeilen.

Sie verwalten das größte Budget in der Landesregierung. Was sind die drei wichtigsten Punkte auf Ihrer Agenda für 2024?
Mein Ziel ist es, Oberösterreich gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden zum Kinderland Nr. 1 zu machen – für die beste Betreuung unserer Kinder und volle Unterstützung für die Familien. Ein Meilenstein wird heuer der kostenlose Vormittag in den Krabbelstuben sein. Im Gesundheitsbereich wollen wir die Versorgung weiter stärken: Der ­große Kinderbettentrakt in Linz ist das ­beste Beispiel für Investitionen in unsere Spitäler. Auch wollen wir die Chancen der Technik nutzen. Als Entlastung für die Mitarbeiter, die dann mehr Zeit für die Patienten haben. Drittens, und mir enorm wichtig: weiter ein starkes und lautes Bekenntnis gegen Gewalt an Frauen zu geben. In jedem Bezirk wollen wir auch Schutzwohnungen für Opfer von Gewalt bieten. Wir werden in diesem Jahr ein neues Frauenhaus eröffnen und ein weiteres beginnen zu bauen.

 

Christine Haberlander mit Emil
Die Hundefreundin Christine Haberlander verbringt viel Zeit mit Emil, dem zehnjährigen Terrier-Mischling der Familie.

1,3 Milliarden Euro sind 2024 für den Gesundheitsbereich vorgesehen – um 50 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Das meiste davon fließt in die Kranken­anstalten. Mit 7,2 Spitals­betten auf 1.000 Einwohner liegt Österreich auf Platz 2 aller OECD-Staaten. Ist diese hohe Krankenhausdichte im europäischen Vergleich sinnvoll und auf Dauer finanzierbar?
Wir arbeiten dafür, dass die Menschen in Oberösterreich gut und gesund leben können – und zwar bis ins hohe Alter. Dazu gehört die persönliche Vorsorge jedes Einzelnen. Und eine bestmögliche Versorgung für alle. In diese investieren wir ­weiter. Was es zusätzlich braucht, ist natürlich ein Ausbau an niedergelassenen Arztpraxen. Ich bin froh, dass die ÖGK zusätzliche, dringend notwendige 17 Arztstellen in Oberösterreich schaffen wird.


Beinahe niemand geht öfter ins Krankenhaus als Frau und Herr Österreicher. Mit 243 Spitalsentlassungen pro 1.000 Einwohner liegt Österreich in der OECD-Statistik auf dem unrühmlichen zweiten Platz. Was läuft falsch und was muss sich ändern?
Wir haben in Österreich eines der ­besten Gesundheitssysteme weltweit. Ich habe noch niemanden kennen­gelernt, der sagt, er würde lieber in einem anderen Land ins Krankenhaus müssen. Richtig ist, dass es viele Angebote im Gesundheitswesen gibt und oft nicht klar ist, an wen ich mich mit meinem Problem eigentlich wenden muss. Dann geht man oft einfach in die ­Spitalsambulanz. Da wollen wir mit mehr Kassenärzten in allen Regionen und neuen Gesundheitszentren, sogenannten Primärversorgungseinheiten, ansetzen. Es freut mich, dass wir in Oberösterreich mit den Primärversorgungszentren bereits unter den Spitzenreitern im Bundesländervergleich sind. Aber das ist mir noch nicht genug.

Wie wirkt sich die im Dezember beschlossene Gesundheits- und Pflegereform der Bundesregierung auf Oberösterreich aus?
Zuerst einmal bin ich froh, dass es ein klares Bekenntnis der Bundes­regierung zur Weiterentwicklung in diesen Bereichen gibt. Die Gesundheit der Menschen steht an oberster Stelle der Bemühungen, es geht um Vertrauen und Sicherheit. Das braucht die besten Voraussetzungen und auch entsprechende Reformen. Die aktuelle Reform war ein notwendiger Schritt, dennoch ist die Liste der Themen, die noch anzupacken sind, lang. Insbesondere die Stärkung der niedergelassenen Versorgung muss vom Bund und von der ÖGK weiter mit Nachdruck verfolgt werden. Oberösterreich hat eine niedrigere Dichte an niedergelassenen Ärzten als andere Bundesländer und zahlreiche unbesetzte Kassenstellen – ich setze mich laufend beim Bund und bei der ÖGK für mehr ein. In Oberösterreich haben wir 2023 ein Rekordbudget für den Gesundheitsbereich verabschiedet. Wir inves­tieren in unsere Krankenhäuser und in die Mitarbeiter.

 

den richtigen Blick
Christine Haberlander hat den richtigen Blick auf das, worauf es ankommt - auch beim Fotografieren.

Corona war ein Härtetest für die Politik und das Gesundheits­system. Welche Lehren haben Sie aus dieser Zeit gezogen und was ist umgesetzt worden?
In Oberösterreich war der Zusammenhalt während der schwierigen Monate überaus stark, der Weg des Gemeinsamen spürbar. Corona hat uns gezeigt, dass es eine Grund­versorgung im Gesundheitswesen braucht, auch für den Fall, der hoffentlich nie mehr eintritt. Natürlich bewertet man mit dem heutigen ­Wissen über dieses Virus manches anders. Deutlich geworden ist, dass die Digitalisierung unglaubliche Chancen bietet. In der Gesundheit, genauso aber in der Bildung oder in der Arbeitswelt. Wir müssen digitaler werden – die Leute sind es schon. Die Systeme hinken oft hinterher.

 

Moderne Medizin und Pflege, das ist unser Anspruch.

Christine Haberlander, LH-Stv., Landesrätin für Bildung, Gesundheit und Frauen
Selfie
Dem Wunsch nach einem Selfie kommt die Landeshauptmann-Stellvertreterin unkompliziert nach.

Zur Bildung: Welche „Upgrades“ im Schulsystem sind bereits in Umsetzung oder geplant?
In Oberösterreich stehen wir für die Überzeugung, dass Bildung die Chance für junge Menschen ist, sich für ihre Zukunft zu rüsten. Die Zeit, in der wir leben, ist vernetzter und internationaler denn je und wir investieren dort, wo die Zukunft unseres Landes entschieden wird. Die Technik – Stichwort „Upgrade“ – spielt eine wichtige Rolle: sei es die Aus­stattung der Schüler und Schülerinnen mit Tablets oder Laptops oder die Schaffung von Mittelschulen oder einer AHS mit entsprechenden Schwerpunkten. Im Zentrum jedes Schritts stehen die jungen Menschen und wie wir sie unterstützen, ihre Potenziale zu entfalten. Ein Anliegen ist mir, dass wir Mädchen für tech­nische Berufe begeistern. Englisch im Unterricht muss eine Selbstverständlichkeit werden. Das beginnt ehr­licherweise bei Projekten im Kindergarten. Der bunte Strauß an Maß­nahmen soll sicherstellen, dass jeder Schüler entsprechend seiner individuellen Talente gefördert wird.

Das Jahr 2023 war geprägt vom Lehrkräftemangel. Wird diese Lücke mit der bevorstehenden Pensionierungswelle der Babyboomer größer und wie kann diese geschlossen werden?
Wie in vielen Berufssparten benötigt auch der Bildungsbereich neues ­qualifiziertes Personal. Wir setzen gezielt verstärkte Maßnahmen, um das bestehende Lehrpersonal zu stärken und neue Lehrkräfte für den Beruf zu gewinnen. Einerseits haben wir in Oberösterreich jetzt eine eigene Werbekampagne gestartet. Denn eines ist klar, ein starkes Bildungssystem braucht qualifizierte Lehrkräfte. Andererseits entlasten wir die Lehrer von bürokratischen ­Aufgaben, indem wir administrative Assistenten zur Verfügung stellen, wir stocken die Schulpsychologie auf, wir bauen die Schulsozialarbeit aus und wir stellen IT-Support zur Verfügung. All das, damit die Lehrer sich auf ihre wichtigste Aufgabe konzentrieren können: die Schüler.

 

in der Natur
Christine Haberlander liebt die Natur und ganz besonders die Schönheit der oberösterreichischen Seen.

Mit der Vision, Oberösterreich zum Kinderland Nr. 1 zu machen, geht ein spürbar frischer Wind durchs Land. Was verbirgt sich hinter diesem Zielbild?    
Wir wollen Eltern bestmöglich unterstützen und jedem Kind die Chance auf eine gute Zukunft gewährleisten. Die ersten spürbaren Verbesserungen wie die wichtige Erweiterung der Öffnungszeiten, mehr Gehalt für das Personal sowie eine Ausbildungsförderung für ­­­Ein- und Berufsumsteiger wurden bereits aktiv umgesetzt.


Was sind die nächsten Schritte auf dem Weg zum Kinderland Nr. 1?
Wir alle wollen die beste Zukunft für unsere Kinder, und dafür braucht es gute Rahmenbedingungen und aus­reichend Betreuungsplätze. Bei den Rahmenbedingungen wurden vergangenes Jahr große Schritte gemacht. Heuer führen wir ab 1. September die gratis Vormittagsbetreuung in der Krabbelstube ein und nehmen somit eine finanzielle Bürde von den Eltern. Auch beim Ausbau bewegen wir uns in die richtige Richtung. Letztes Jahr konnten rund Hundert neue Gruppen ­etab­liert werden. Auch gemeinde­übergreifende Kooperationsprojekte erfreuen sich steigender Beliebtheit wie beispielsweise in der Gemeinde Lembach im Oberen Mühlviertel.

Mit welcher Stimmung gehen Sie in das Superwahljahr 2024?
Das Jahr wird ein Superwahljahr mit EU-Wahl im Frühjahr und Nationalratswahl im Herbst. In Oberösterreich zeigen wir mit Landeshauptmann Thomas Stelzer an der Spitze, dass ­Werte wie Zusammenarbeit, Verlässlichkeit und Stabilität gerade in herausfordernden Zeiten wichtiger denn je sind. Wir werden in Oberösterreich weiter dafür arbeiten, unser Land voranzubringen. Das Beste für die Ober­österreicherinnen und Oberösterreicher zu erreichen, ist unsere Prämisse – das erwarten die Menschen von uns. 

beim Wandern
Bei jeder Gelegenheit sind Ausflüge in die Natur bei Christine Haberlander ein willkommener Ausgleich.

STECKBRIEF

Name: Christine Haberlander
Geburtsort: Linz
In meiner Signatur steht: Landeshauptmann-Stellvertreterin
Mein Kraftplatz ist: daheim in Enns, dort sind meine Familie und meine Freunde
Meine Leidenschaften sind: Ich liebe Bücher, sammle Postkarten und Schneekugeln und gehe gerne in die Oper.
Meine größte Stärke ist: Zuhören
Meine kleinste Schwäche ist: täglich Schokolade
Meine Markenzeichen sind:
bunte Kleider und lautes Lachen (... lacht)

 

WORDRAP

Morgens bin ich … erst nach zwei Tassen Kaffee gut gelaunt.
Meinen Ausgleich hole ich mir … beim Sport und mit Freunden.
Heimat bedeutet mir … Sicherheit und Geborgenheit.
Bildung garantiert … Chancen und Möglichkeiten.
Auf meinem Nachtkästchen liegt … (leider) mein Handy und mindestens ein Buch.
Glücklich macht mich … Schokolade.
Laut mitsingen muss ich … bei unserer Landeshymne.
Ungern verrate ich, dass … ich nicht gut kochen kann.
Würde ich nicht in Österreich leben, dann … würde ich definitiv am Meer leben.
Im Kühlschrank habe ich immer … Käse, Oliven und Gemüse für zwischendurch.
Ich esse gerne … Lasagne.
Meine Mutter sagt(e) immer … „Egal, was Du machst, bleib‘ Dir immer selbst treu.“
Heute in 5 Jahren ... sind wir gemeinsam mit den Gemeinden unserem Ziel, Kinderland Nr. 1 zu werden, in Riesenschritten nähergekommen.

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