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MW-ARCHITEKTURFOTOGRAFIE

Natürliche Juwele - irdische Paradiese

12.06.2024 um 00:00, Dagmar Hölzl
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Gärten bieten Momente zum Innehalten und Wohlfühlen. Mit dem Bildband "Gärten des Jahres 2024" gewährt Callwey Verlag wieder die schönsten Einblicke.

Freude an und in einem Garten lässt sich am besten erleben, wenn dieser harmonisch gestaltet ist, es viel zu entdecken gibt und wenn die darin verwurzelten Bäume altern dürfen und dadurch an noch mehr Bedeutung gewinnen. Jedes gestalterische Element für sich, sei es die Kinderecke, die Wasserstelle, der Gemüsegarten oder die gemütliche Sitzecke … wenn all diese Elemente miteinander verbunden sind, sodass ein Gleichgewicht entsteht und man dort durchatmen und glücklich sein kann. Man kann sich allem, was die Natur hervorbringt, hingeben, sich in den bunten Düften und Farben verlieren und voll Bewunderung anerkennen, welche Schätze die heimatliche Natur birgt. So bedeutet ein Garten ein Mehr an Lebensraum, auch für Tiere und Botanik. Im Menschen kann er Gefühle des Glücks und der Zufriedenheit auslösen. Er wird so zum echten Paradies auf Erden.

Gärten über die Zeit.
Vom alten Ägypten, wo die Pyramiden bereits von üppigen Gartenanlagen umgeben waren, bis zur Renaissance, die für die Gartengestaltung eine äußerst prägende Periode darstellte – Gärten haben von Epoche zu Epoche stets einen anderen Zweck erfüllt. Zu den beliebtesten Gartentypen des Mittelalters etwa zählten der Küchengarten, der dem Anbau von Essbarem diente, der Arzneigarten, welcher für medizinische Behandlungen notwendige Pflanzen bereitstellen sollte, sowie der Lustgarten. Dieser war von einer Mauer umgeben und beherbergte sämtliche Gestaltungselemente, die ausschließlich der Erfreuung der Sinne dienten. Die Grenzen der Gartentypen verschwommen durchaus, Nahrungspflanzen beispielsweise wurden ebenso für die Herstellung von Arzneimitteln verwendet. In der Literatur stößt man außerdem auf den Begriff des Phantasiegartens – ein fiktiver Sehnsuchtsort, an den man sich hinträumen kann. 

Mit der Entdeckung Amerikas 1492 und der Erschließung des Seeweges nach Ostindien 1498 begann der Handel zu florieren. Die dadurch ausgelöste Luxuswelle hielt schlussendlich auch Einzug in die Gärten der Herrschaftshäuser. Aus der Kombination des römischen und griechischen Erbes sowie des engen kulturellen Kontakts mit dem Orient formierte sich schließlich der italienische Renaissancegarten heraus. Für diesen charakteristisch waren die schattenspendenden immergrünen Heckenwände, das in imposanten Fontänen oder Kaskaden plätschernde Wasser sowie die bekannten Ziervögel. Statuen und ausgegrabene Plastiken aus vergangenen Zeiten wurden in Fülle und unter Einhaltung absoluter Symmetrie angeordnet. In Frankreich war die Gartenkunst bisweilen dem italienischen Vorbild unterlegen, doch mit der Überwindung der Renaissance entwickelte sich schließlich auch hier eine autonome Stilrichtung. Für die Herausbildung des französischen Gartens maßgeblich prägend war André Le Nôtre, der im Auftrag Ludwigs XIV. den Schlossgarten von Versailles gestalten durfte. Stilelemente aus Italien sind zwar in seiner Arbeit zu erkennen, jedoch war seine Interpretation eine weit rigorosere, mit strafferen Symmetrien.

Die Garten- und Landschaftsarchitektur, mit Ursprung in England und Frankreich, unterlag in ihren Anfängen einer Philosophie absoluter Ordnung sowie beinahe übertriebener Sauberkeit, und die als wildes Paradies empfundene Natur galt es zu bändigen. Diesem Credo folgend erreichten die Gärten Ludwigs XIV. den Höhepunkt dieser beinahe zwanghaften Struktur und drängten alles Wilde zurück. Abwechslungsreiche Botanik und versteckte Ebenen wurden strengstens abgelehnt. So war es in England etwa ganz gewöhnlich, Tausende Bäume zu fällen, um Sichtachsen zu schaffen und weitflächige Rasenflächen anzulegen.

Die Renaissance war auch das Zeitalter, in welchem exotische Zierpflanzen eingeführt wurden, um großzügige Parkanlagen zu schaffen. Von besonders nachhaltiger Bedeutung ist die sogenannte orientalische Periode, die etwa von 1560 bis 1620 andauerte. In dieser Zeit gelangten bis heute beliebte Pflanzen wie Tulpen, Hyazinthen und Narzissen nach Mitteleuropa.

Ethisch und ästhetisch.
Nachhaltigkeit und Natur gehen Hand in Hand, doch hat sich in der Vergangenheit in der Gestaltung von Gärten abgezeichnet, dass sterile Designs vermehrt nachgefragt werden. Kunstrasen und viel Beton mit wenig Grünflächen hielten immer mehr Einzug in Gärten, natürlicher Raum für Flora und Fauna geriet in den Hintergrund.

Für Nico Wissing, Mitautor von „Gärten des Jahres 2024: Die 50  schönsten Privatgärten“, werden die kommenden Jahrzehnte jedoch wieder ganz im Zeichen einer Wiederherstellung der biologischen Vielfalt stehen. Für ihn gilt, dass die Natur eigene Rechte bekommen muss und die Menschen, die für die Gestaltung von Grünräumen verantwortlich sind, für diese einstehen müssen. Darunter versteht er, dass wieder mehr Raum für Wasser, Wälder und Bäume geschaffen wird. Erst wenn allen für das Ökosystem notwendigen Elementen ausreichend Lebensraum eingeräumt wird, kann sich das Leben innerhalb eines Gartens voll entwickeln. 

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