Genuss und Geselligkeit
Brauchtum und Tradition sind in Oberösterreich fast immer mit einer kulinarischen Besonderheit verbunden. So eine lieb gewonnene Tradition ist etwa auch der Bratwürstelsonntag am ersten Sonntag im Advent. Viele, die ihn zelebrieren, wissen dabei gar nicht so genau, woher dieses Brauchtum überhaupt kommt. Häufig gehörte Theorien zum Ursprung dieses Brauches: Einerseits soll ein findiger Fleischermeister zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine Lehrbuben vor Weihnachten mit frischen Bratwürsteln als kleines Dankeschön für ihre Treue zu den Kunden geschickt haben. Andererseits wurden die Tiere damals immer zu Beginn der kalten Jahreszeit geschlachtet – denn erst durch die Kälte war die Haltbarkeit des Fleisches gewährleistet, es gab ja damals noch keine Gefrierschränke. Außerdem war man nicht immer imstande, alle Tiere den Winter über durchzufüttern und der Advent galt außerdem früher einmal als strenge Fastenzeit. Daher wurde am ersten Adventsonntag gerne noch einmal ordentlich „gesündigt“. Für den echten Genuss sollte man heutzutage jedoch bereits beim Einkauf darauf achten, woher die Würstel und die Zutaten kommen. Beim Nachweis einer heimischen Herkunft liegt man normalerweise schon ganz gut, und wer einen direkten Draht zu Produzenten oder zum Fleischhauer seines Vertrauens hat, hat bereits ganz gute Chancen, hier erstklassige Ware zu erhalten.
Verantwortungsvoll.
Wenn man sich näher mit der Herkunft von Fleischprodukten beschäftigt, stößt man klarerweise rasch auf den Gedanken des Tierwohls. Dieses lässt sich anhand bestimmter Parameter festmachen. Die wichtigsten Punkte, die es zu beachten gilt, wenn man als verantwortungsvoller Konsument nicht nur auf sein eigenes Wohl schaut, sondern trotz Fleischgenuss auf jenes der (Nutz)Tiere achtet, sind zum Beispiel gewisse Kennzeichnungen wie: geprüfte österreichische Qualität, Tierwohl- Kennzeichnung durch NGOs oder das Bio-Siegel. Wobei hierbei das Versprechen „Auslauf an der frischen Luft“ eine entscheidende Rolle spielt.
Varianten.
Die Bratwurst ist eine traditionelle österreichische Fleischwurst, die entweder aus einer fein emulgierten Fleischmasse, dem sogenannten Brät, oder aus grob geschroteten Fleisch- und Speckstückchen hergestellt wird. Bratwürste gibt es in roher und gebrühter Form, wobei die gebrühte Form bei uns eindeutig gefragter ist. Davon am häufigsten gekauft werden bei uns die geräucherten Brühwürste. Regional gibt es auch Rohwurstsorten als Bratwurst. Für die Herstellung wird Fleisch im Fleischwolf bzw. Cutter sowie mit anderen Zutaten wie Gewürzen, Zwiebeln und Kräutern fein zerkleinert. Anschließend füllt man die Masse in unterschiedliche Därme von Schweinen bzw. Lämmern oder man formt sie auf andere Weise ohne Darm in heißem Wasser. Mittlerweile gibt es bereits auch essbar erzeugte Kollagendärme. Danach brüht man die Würste in heißem Wasser, einer Brühe oder über Wasserdampf. Anschließend werden die Bratwürstel gegrillt oder in Fett gebraten.
Fix zammen.
Wie das Fleisch musste anno dazumal auch das Sauerkraut im Herbst für den Winter eingelagert und haltbar gemacht werden. Kein Wunder also, dass Bratwürstel und Sauerkraut so gemeinsam ihren Weg auf unsere Teller gefunden haben – und bis heute gerne gemeinsam gegessen werden. Sauerkraut ist nicht nur die perfekte Ergänzung zur Bratwurst, auch ist die positive gesundheitliche Wirkung dieses fermentierten Gemüses beachtlich: Milchsäurebakterien wirken als natürliche Probiotika, die eine bemerkenswert positive Auswirkung auf unseren Organismus und Körper haben. Wie wäre es mit einer Prise Kümmel? Letzterer unterstreicht den typischen Geschmack von Sauerkraut und macht es außerdem besonders bekömmlich. Anton Riepl empfiehlt dazu noch Erdäpfel, um ein vollwertiges Gericht servieren zu können. Er selbst genießt seine Bratwürstel am liebsten mit Senf. Hingegen ist Ketchup zu Bratwürsteln für ihn ein absolutes No-Go. Wer es gerne deftig mag, serviert am Bratwürstelsonntag auch noch frischen Erdäpfelschmarren mit Zwiebeln und Kümmel dazu. Bratwürstel kommen mittlerweile bei immer mehr Familien auch am Heiligen Abend auf den Teller. Sie sind einfach und rasch in der Zubereitung und so bleibt mehr Zeit für gute Gespräche. Außerdem schmecken sie Groß und Klein.
Bieriger Durst.
Ob ein helles oder dunkles Bier, ober- oder untergärig, Bio-, Roggen- oder Granitbier, mit oder ohne Alkohol: Bier ist die perfekte Ergänzung zu den Bratwürsten. Oberösterreichs Braukünstler zaubern Hopfensäfte für jeden Geschmack. Mit mehr als 60 aktiven Brauereien gibt Oberösterreich biertechnisch den Ton an und auch das größte Hopfenanbaugebiet Österreichs liegt im Mühlviertel. Seit
1387 wird in der ersten Gasthausbrauerei im Kefermarkt Bier gebraut.
Tradition neu beleben.
Bei uns in Oberösterreich hat die Brauchtumspflege einen besonders hohen Stellenwert und wird dementsprechend auch gepflegt und gefördert. Gerade im Advent, wo wirklich sehr oft eine Veranstaltung oder ein Fest dem nächsten folgen, kommt man aus dem Feiern kaum heraus. Aber was Sie auch feiern oder welcher Festtag auch immer: Stellen Sie sicher, dass Sie die besten Zutaten aus heimischen Betrieben für sich und ihre Gäste zu Hause haben.
GUT ZU WISSEN
Sie sind Unternehmerin, Mutter und haben zwei Hunde. Was wird bei Ihnen zu Hause für den Bratwürstelsonntag eingekauft und zubereitet?
Der besondere Tag ist beinahe schon ein „Feiertag“ für uns geworden – im wahrsten Sinn des Wortes! Das sieht unser Freundeskreis vermutlich mittlerweile ähnlich. Das Haus wird weihnachtlich dekoriert, es gibt unsere Bratwürste direkt vom Grill, die von den tapferen Männern draußen in der Kälte zubereitet werden. Die Beilagen halten wir stets gewohnt klassisch: Sauerkraut mit viel Bratenfett, Kartoffeln und natürlich frisches Brot. Jeder darf sich selbst nehmen, was er möchte, ganz nach dem Motto „mi casa es tu casa“ – denn so ist es für alle ein gemütliches Beisammensein voller kulinarischer Genüsse!
Welche Bedeutung haben Tradition und Brauchtum für Sie?
Hat doch der Fuchs schon zum kleinen Prinzen gesagt: „Es muss feste Bräuche geben.“ Gerade im Winter werden in Österreich Gott sei Dank viele Brauchtümer gut gepflegt. Als Familie freut man sich auf Ausflüge beispielsweise zu Christkindlmärkten, einem Perchtenlauf oder im Salzkammergut auch zum Glöcklerlauf – um nur wenige aufzuzählen. Solche Traditionen schenken uns eine kurze Auszeit vom Alltag und von der turbulenten Welt.
Wenn Sie an Ihre Kindheit im Advent zurückdenken – woran erinnern Sie sich gerne und was haben Sie für sich übernommen?
Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, mein lieber Großvater hat diese Gabe an all seine Nachkommen vererbt. Bei uns wurde schon immer vorm Adventkranz und Weihnachtsbaum mehrstimmig gesungen und dies mit Instrumenten untermalt. Aber auch das gemeinsame Keksebacken oder Dekorieren des Hauses habe ich für meine Familie übernommen.