Ein Dirndl für alle Fälle
Sie haben von Ihrem (Stief-)Vater vor etwas mehr als einem Jahr die Geschäftsführung des Familienunternehmens Wenger übernommen. Was machen Sie als Frau definitiv anders als er? Ich hoffe nicht, dass ich so viel anders mache wie mein Stiefvater, weil er hat die vergangenen 45 Jahre wirklich einen Superjob gemacht. Ich bin kein Fan von Stereotypisierung zwischen Männern und Frauen, ich denke, jeder führt etwas anders, egal, ob Mann oder Frau. Ich lege mehr Wert auf Social Media, sehe manche Dinge lockerer und erledige viel per E-Mail oder digital und liebe Excel-Listen. Wir treffen nach wie vor alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam und ich bin dankbar, dass er mir mit Rat und Tat zur Seite steht.
Wie erleben Sie die aktuellen Veränderungen, und was macht gerade in Zeiten wie diesen die Tracht so unwiderstehlich bzw. warum schlägt Ihr Herz für Tracht? Tracht assoziieren die Menschen mit Tradition, Nachhaltigkeit und Heimatliebe, was etwas wirklich Schönes ist. Ich hoffe, dass die Menschen wieder mehr Gefühl dafür bekommen, auf Nachhaltigkeit und Regionalität zu achten, was zu unseren Grundwerten gehört. Wir produzieren unsere Waren nur auf Bestellung, nehmen also im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern, die in Asien produzieren, von Über- produktionen Abstand. Die Nähereien befinden sich in Österreich und Ungarn. Seit 100 Jahren pflegen wir das Hand- werk in der Region und entwickeln dieses weiter. Jedes Dirndl hat mindestens eine Größe als Nahtzugabe in den Oberteilen, wächst also mit den verschiedenen Lebenssituationen/Körperumfängen mit. Ich liebe die Tracht, seit ich mich erinnern kann. Ich bin in einer Familie groß geworden, wo Tracht immer gelebt und geliebt wurde und ich genieße es, vielen Frauen mit unseren Produkten eine Freude zu machen.
Auf welche Ihrer Leistungen sind Sie besonders stolz (beruflich und privat)?
Hmmm ... ehrlich gesagt auf das vergangene Jahr, es war das herausforderndste, anstrengendste, unsicherste und kräftezehrendste, das ich jemals hatte (beruflich gesehen zumindest), und ich gehe immer noch gerne zur Arbeit, lasse mich durch Lockdown nicht demotivieren und habe Freude an dem, was ich tue.
Wie lautet Ihr persönliches Erfolgsrezept?
"Erfolg kommt dann, wenn du tust, was du liebst" ... mein Lieblingszitat von Albert Einstein – und ich liebe die Tracht.
Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?
Wie ich noch ganz klein war, wollte ich Tierärztin werden, aber nachdem ich kein Blut sehen kann, habe ich beschlossen, meine Tierliebe bei meinen Haustieren „Nala“ und „Lorelei“ auszuleben.
Wie definieren Sie Lebensglück ganz allgemein?
Zeit mit den Menschen zu verbringen, die ich mag, ob bei einem Kaffee, im Urlaub, bei einem hoffentlich bald wieder stattfindenden Familienfest oder bei einem guten Essen in einem Wirtshaus.
Welche Vorbilder haben Sie nachhaltig geprägt?
Meine Eltern (meine Mama und mein Stiefpapa Alois). Ich finde, sie haben schon immer die perfekte Mischung zwischen „Beruf, Familie, Liebe und Leben genießen“ gelebt und das wünsche ich mir auch für mein Leben.
Welche Überschrift würde Ihr Leben als Roman oder Film tragen?
„Natürlich Blond!“ ... Man sollte kleine blonde Frauen nicht unterschätzen und man muss an sich selbst glauben, um Erfolg im Leben und in der Liebe zu haben.