Künstler und ihre Leibspeisen
Für leidenschaftliche Genussliebhaber steht es außer Frage, dass es sich bei virtuos zubereiteten Speisen aus erlesenen Zutaten um wahre Kunstwerke handelt. Doch auch so manche Maler, Schriftsteller oder Regisseure ließen sich von einzelnen Lebensmitteln oder Gerichten zu epochalen Meisterwerken inspirieren. So beschrieb etwa Thomas Mann in seinem Generationenroman „Die Buddenbrooks“ die ausladenden Festbankette der titelgebenden Lübecker Kaufmannsfamilie mit poetischer Hingabe. Andy Warhol gestaltete wiederum im Siebdruckverfahren einen 32 Leinwände umfassenden Werkzyklus, der den zahlreichen Geschmäckern der Dosensuppen aus dem Hause Campbell gewidmet ist, während sich in Lasse Hallströms romantischer Komödie „Chocolat“ eine Chocolaterie in einen Tempel der Sinnlichkeit verwandelt. Wir haben diesen Umstand zum Anlass genommen, um einen Blick auf die Leibspeisen einzelner Künstler zu werfen.
Zuckerschock
Dabei entpuppten sich zahlreiche Kunstschaffende unter anderem als begeisterte Naschkatzen: Die bereits erwähnte Pop-Art-Ikone Andy Warhol war beispielsweise richtiggehend vernarrt in Kuchen in all seinen Facetten, den er gemeinsam mit einem Nursery Cocktail aus Ginger Ale und Orangensaft zu genießen pflegte. Der Literaturnobelpreisträger John Steinbeck („Früchte des Zorns“) war bekannt für seine skurrile Vorliebe für kalten Marmeladentoast und abgestandenen Kaffee und das surrealistische Filmgenie David Lynch („Twin Peaks“) gönnte sich über sieben Jahre hinweg täglich um exakt 14.30 Uhr einen Milkshake sowie fünf bis sieben Tassen stark gezuckerten Kaffee, da er sich davon einen Kreativitätsschub erwartete.
Kraftstoff
Doch auch deftige wenngleich oftmals nicht minder kuriose Gerichte landeten mit Vorliebe auf den Tellern schöpferischer Geister. Der US-amerikanische Dichter Walt Whitman („O Captain! My Captain!“) dürfte zum Beispiel das Frühstück tatsächlich als die wichtigste Mahlzeit des Tages angesehen haben, weshalb es idealerweise aus Austern und Steak bestand. Seine krimiaffine Kollegin Patricia Highsmith („Der talentierte Mr. Ripley“) gab sich hingegen mit Spiegeleiern, Speck und einem Doughnut zufrieden, konnte dabei jedoch unter keinen Umständen auf eine Tasse Kaffee sowie eine Zigarette verzichten. Eine Ikone der Beat-Generation, Jack Kerouac („On The Road“), verfasste seine experimentellen Texte gerne zu nachtschlafenden Zeiten zwischen Mitternacht und Dämmerung. Um sich für diese strapaziösen Nachtschichten ausreichend zu stärken, verleibte er sich bevorzugt eine eigenwillige Kombination aus chinesischen Schweinefleischgerichten und Apfelkuchen ein.