Diagnose Eisenmangel – die unterschätzte Krankheit
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation leidet weltweit jeder vierte Mensch an Eisenmangel. Frauen sind viel häufiger davon betroffen, was am monatlichen Blutverlust bei der Periode sowie dem erhöhten Bedarf an Eisen während der Schwangerschaft liegt.
Eiseninfusionen helfen
Die Allgemeinmedizinerin wurde vor zwölf Jahren auf das Thema aufmerksam und hat bereits über 40.000 Eiseninfusionen an etwa 7.000 Patientinnen und Patienten verabreicht.
Anzeichen von Eisenmangel
Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme sind Warnsignale für einen Eisenmangel. "Oft werden die Beschwerden auf die Doppelbelastung von Job und Familie geschoben, dabei könnte der Alltag mit ausreichend Eisen viel besser bewältigt werden", so Rottensteiner. Außerdem werden die Symptome laut der Expertin häufig mit einer Depression verwechselt:
Fehldiagnose vermeiden
Daher sei es wichtig, neben den genannten Anzeichen auch einen Blick auf das Blutbild zu werfen. Ferritin – der Eisenspeicher – sei dabei der wichtigste Wert. "Wenn dieser unter 30 ng/ml ist, liegt laut der Weltgesundheitsorganisation ein Eisenmangel vor. Viele Hausärzte orientieren sich nur am Eisenwert, allerdings schwankt dieser täglich und ist wenig aussagekräftig", so die Ärztin. Weiters sei ein niedriger Hämoglobinwert ein Kennzeichen. Dieser zeige, ob ein fortgeschrittenes Stadium des Mangels vorliegt und der Körper mit zu wenig Sauerstoff versorgt ist.
Limits zu niedrig
Ein Problem bei der Diagnose sei, dass die Laboratorien unterschiedliche und zu tiefe Grenzen für den Ferritinwert festgelegt haben. "Die Limits werden so gesetzt, dass 80 Prozent der Bevölkerung im Normbereich sind. Da viele einen Ferritinwert unter 30 ng/ml haben, wurde dieser dementsprechend runtergesetzt", erklärt die Eisen-Expertin. So bleibt ein Eisenmangel oft unentdeckt und die Patientinnen und Patienten leiden an den Krankheitszeichen. Übrigens: Gesund und fit fühlt man sich mit einem Ferritinwert ab 100 ng/ml.
Betroffene leiden unter Symptomen
Wie stark der Alltag von einem Eisenmangel beeinflusst werden kann, weiß Emma*. Kalte Hände und Füße, brüchige Nägel, Haarausfall, gedrückte Stimmung sowie ein geschwächtes Immunsystem standen bei der 23-Jährigen an der Tagesordnung.
Weiter erzählt die Betroffene im Gespräch: "Meine Hausärztin sagte, dass ich mit meinem Ferritinwert von 15 ng/ml im Normalbereich liege und dass alles in Ordnung sei." Da Emma ihre Beschwerden und ihr Unwohlsein nicht auf sich beruhen lassen wollte, vereinbarte sie einen Termin beim Eisenzentrum Graz. Dort stellte sich heraus, dass die 23-Jährige an einem erheblichen Eisenmangel litt und zudem kurz vor einer Blutarmut stand.
* Name von Redaktion geändert
Selbsttest: Habe ich einen Eisenmangel?
Vorgehensweise
Bei Verdacht auf einen Eisenmangel, sollte zunächst ein Blutbild gemacht werden. Liegt der Ferritinwert dabei bereits unter 50 ng/ml, ist die Behandlung mittels Eiseninfusionen sinnvoll, da Tabletten unzureichend wirken und zu Nebenwirkungen führen können.
Infusionen erhöhen Ferritinwert
Meist werden zwei Infusionen innerhalb von einer Woche verabreicht und dabei der Ferritinwert auf mindestens 100 ng/ml erhöht. "Ich spüre, dass ich jetzt wieder mehr Energie habe und besser gelaunt bin", so Emma bereits eine Woche nach ihrer Behandlung. Ein paar Wochen später sowie nach drei Monaten wird der Ferritinwert erneut überprüft. So kann festgelegt werden, wann wieder eine Infusion notwendig sein wird.
Eisenreiche Lebensmittel
Neben Präparaten kann auch eisenhaltige Ernährung dazu beitragen, den Eisenspeicher aufrechterhalten. Wie viel Eisen täglich aufgenommen werden sollte, ist allerdings von der jeweiligen Ernährungsform abhängig. Den sogenannten "Allesessern" wird eine tägliche Eisenzufuhr von 10 bis 18 mg empfohlen. Vegetarier und Veganer sollten rund 27 mg Eisen pro Tag aufnehmen. Das liegt daran, dass der menschliche Organismus das Eisen aus tierischen Lebensmitteln zwei- bis dreimal so gut aufnehmen kann wie Eisen aus pflanzlichen Produkten.
Eisenhaltige Lebensmittel sind unter anderem Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, Vollkornprodukte, grünes Blattgemüse und Kräuter sowie rotes Fleisch. Außerdem hilft Vitamin C bei der Eisenverwertung – Kaffee, Tee oder Milchprodukte dagegen hemmen sie. Deshalb sollte öfters ein Orangensaft zum Essen getrunken werden und während oder direkt nach dem Essen kein Kaffee oder schwarzer Tee konsumiert werden.